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Bosnien-Herzegowina: Orthodoxe Kirche protestiert gegen Beleidigung ihres Heiligen

09. Februar 2023

Die Serbische Orthodoxe Kirche (SOK) in Bosnien-Herzegowina hat die negativen Aussagen eines lokalen Imams über ihren wichtigsten Heiligen kritisiert. Sie drückte „Bedauern, Unglauben und Verletztheit“ über die Worte von Imam Amir Mahić aus, mit denen er „auf gröbste Art die Gefühle aller Gläubigen der SOK“ und aller Bürger Bosnien-Herzegowinas, denen an Frieden, Zusammenleben und Toleranz gelegen sei, verletzt habe. Mit seinen „schamlosen Behauptungen“ habe er den Hl. Sava, der als Gründer der SOK verehrt wird, und die SOK herabgewürdigt.

In einer Erklärung forderten die bosnischen Bischöfe der SOK von der Islamischen Gemeinschaft in Bosnien-Herzegowina eine Entschuldigung für die „unerhörten Beleidigungen“ des Imams. Zudem verlangten sie, dass sich die Islamische Gemeinschaft von den „skrupellosen Aussagen“ Mahićs distanziert, damit für die Öffentlichkeit klar werde, dass es sich um die Meinung eines Einzelnen und nicht der gesamten Glaubensgemeinschaft handle.

Amir Mahić, der Hauptimam der Medschlis in Kozarac bei Prijedor ist, ging in seiner Predigt beim Freitagsgebet am 27. Januar auf den Hl. Sava ein, Anlass war der Feiertag des Heiligen an diesem Tag. Er bezeichnete Sava als „äußerst kontroverse Persönlichkeit“, die in der Region – sogar zu kommunistischer Zeit – „als Aufklärer dargestellt wird“. Das sei aber überhaupt nicht richtig, das sei immer als „notorische Lüge“ den hiesigen Menschen aufgezwungen worden. Auf den Lehren und der Ideologie Savas gründe eine „Sekte“, die „serbische orthodoxe Sekte“. Diese habe mit der orthodoxen Lehre keine grundlegenden Verbindungen. Sie basiere auf zwei Ideologien, dem Nationalismus und dem Faschismus, führte Mahić weiter aus. Würde man sich bemühen, fände man in den Predigten der serbischen Orthodoxie die „absoluten Wurzeln dieses Faschismus, den wir auch heute von unseren Nachbarn erleben, und des Genozids, der hier geschehen ist“.

Der Rijaset, das oberste spirituelle und administrative Organ der Islamischen Gemeinschaft, intervenierte in der Angelegenheit und informierte in einem Statement über die Entschuldigung des Imams. Dieser erklärte, sich „der Schwere dieser Worte“ bewusst zu sein und sich „persönlich und professionell“ zu entschuldigen. Mahić betonte, die Imame seien in der Gestaltung ihrer Predigten frei, seine sei nicht von politischen oder ähnlichen Motive bedingt, aber „teilweise die Folge der gesamten, erschwerenden Bedingungen, in denen sich die Bosniaken in dieser Entität seit dem Ende des Kriegs befinden“. Weiter bedauerte er, dass einige seiner Aussagen für „tagespolitische Zwecke“ benutzt würden und zu interreligiösen Spannungen beitrügen. In seiner Freitagspredigt vom 3. Februar erklärte Mahić, er habe niemandes religiöse Gefühle verletzen wollen, insbesondere „meiner Bekannten und Nachbarn, Geistlichen und Angehörigen der orthodoxen Kirche“. Einige seiner Schlussfolgerungen seien offensichtlich zu scharf gewesen, und er entschuldigte sich öffentlich, falls sie jemanden beunruhigt oder verletzt hätten. Er verwies darauf, dass die muslimischen Bosniaken im Krieg Opfer gewesen seien und seien, da ihnen auch nach 30 Jahren kein Mitgefühl ausgedrückt werde, sondern Worte des Hasses.

Der Rijaset kündigte an, dass sich Amir Mahić öffentlich vor seiner Disziplinarkommission werde verantworten müssen, denn ungeachtet aller Umstände dürften keine religiösen Gefühle verletzt werden. Im Übrigen lobte er Mahić als außerordentlichen Imam mit tadellosem Verhalten, doch er hätte sich bewusst sein müssen, dass er eine öffentliche Person sei und seine Worte besonderes Gewicht hätten.

Nach seiner Entschuldigung wurde der Imam von Innenministerium der Republika Srpska, der Teilrepublik Bosnien-Herzegowinas, in dem Kozarac liegt, vorgeladen, da es eine Untersuchung gegen ihn eingeleitet hat. Er muss bei der Polizeiabteilung für den Kampf gegen Terrorismus, Extremismus und die Untersuchung von Kriegsverbrechen in Prijedor erscheinen. Er wird verdächtigt, mit seinen Aussagen den Straftatbestand „Öffentliches Hervorrufen und Schüren von Gewalt und Hass“ zu erfüllen. Bei einem Besuch in Kozarac stellte sich der Reis-ul-ulema der Islamischen Gemeinschaft, Husein Kavazović, hinter Mahić. Schließlich habe dieser seinen Fehler klar zugegeben, was in der bosnischen Gesellschaft nicht üblich sei, nicht einmal in den Glaubensgemeinschaften. Zudem verwies er auf den großen Druck, unter dem die Imame in der Republika Srpska stünden, sowie auf die schwierige Lage und viele Benachteiligungen der dortigen muslimischen Bevölkerung. (NÖK)