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Kroatien: Bleiburg-Gedenken in Zagreb mit Aufruf zu "nationaler Versöhnung"

17. Mai 2023

Anstelle im Kärntner Ort Bleiburg hat am 13. Mai eine Gedenkmesse im kroatischen Ort Macelj stattgefunden, bei dem der Massentötungen an den faschistischen Ustascha nach dem Zweiten Weltkrieg gedacht wurde. Vonseiten des kroatischen Staates nahmen Premierminister Andrej Plenković und Parlamentspräsident Gordan Jandroković teil, sowie die Spitzen der katholischen Kirche Kroatiens, angeführt vom Bischofskonferenz-Vorsitzenden Dražen Kutleša, Bischof Zdenko Križić von Gospić-Senj und den Provinzoberen des Franziskanerordens. Auch der Verein „Bleiburger Ehrenzug“ war bei dem Treffen präsent. Anschließend folgte eine Andacht auf dem Zagreber Zentralfriedhof vor dem dortigen Denkmal für die Bleiburg-Opfer.

Erzbischof Kutleša sprach bei der Predigt des Gedenkgottesdienstes von „Kreuzwegen des kroatischen Volkes“, zu denen die Bleiburger Tragödie zähle. Krieg sei „immer eine Niederlage für die gesamte Menschheit“, und die Liquidierung von Kriegsgefangenen ein „grausames und bedauerliches Verbrechen“, so der Erzbischof von Zagreb. Das erfahrene Leid sei jedoch auch eine Einladung, „in den Himmel zu schauen“, sowie zu „Vergebung und Versöhnung, zum Schuldbekenntnis, zur Reue und zur Umkehr, zur gebührenden Ehrfurcht vor den Opfern und zum Einsatz für eine Welt, die nicht von Gewalt und Korruption geprägt ist und in der es keine Forderungen nach Gerechtigkeit gibt, die jemand zum Schweigen bringen will“.

Eindringlich rief der Vorsitzende der Kroatischen Bischofskonferenz zu einer „nationalen Versöhnung“ auf. Grundlage müsse die Wahrheit sein und eine Vergebung, die nicht mit Vergessen gleichzusetzen sei. Ziel sei nicht, „das Gedächtnis auszulöschen“, sondern zu einer „Erinnerung, die nicht mit Groll, Hass und Rache gefüllt ist“, zu gelangen, da andernfalls bloß der „Keim für neue Spaltungen und Kriege“ gelegt werde. Kroatien müsse als Nation „das Opfer und den Schmerz dieser Tragödie auf uns nehmen und das Böse in uns mit Gutem überwinden“. Um nicht in Unversöhnlichkeit zu verharren, dürften „Sünden“ nicht wiederholt werden.

Während das offizielle Kroatien in Macelj und Zagreb gedachte, fand am Schauplatz der einstigen Tragödie von Bleiburg – dem Kärntner Ort Bleiburg/Pliberk – aufgrund des behördlichen Verbotes wie im Vorjahr nur ein einfacher Gedenkgottesdienst für die Opfer der Maitage 1945 und alle Kriegs- und Nachkriegsopfer am 12. Mai statt. Schon im Vorjahr hatte es für den Gottesdienst klare Auflagen gegeben, um den rein religiösen Charakter eines Totengedenkens im Rahmen einer Messe zu wahren. Das vom Verein „Bleiburger Ehrenzug“ veranstaltete „Bleiburg-Treffen“ hatte in Jahren davor wegen der politischen Instrumentalisierung und des Erscheinens rechtsextremer Einzelpersonen und Verbände, die auf dem Loibacher Feld auch nationalsozialistische und faschistische Symbole zeigten, immer wieder für Kritik gesorgt.

Historischer Hintergrund für das Gedenken ist die Ermordung zehlreicher Ustascha-Soldaten, ihrer Angehörigen und anderer mit Nazi-Deutschland verbündeten Truppen unmittelbar nach Kriegsende im Mai 1945. Die im Gebiet von Viktring und Bleiburg bereits entwaffneten Soldaten des Hitler-Vasallenstaates Kroatien wurden mit ihren Familienangehörigen von der britischen Besatzungsmacht an die kommunistischen Einheiten Titos ausgeliefert. Dabei und insbesondere auf dem Rückmarsch nach Jugoslawien wurden viele der Menschen willkürlich getötet. An zahlreichen Orten u.a. auf dem Gebiet des heutigen Slowenien kam es ohne jedes Gerichtsverfahren zu summarischen Hinrichtungen antikommunistischer Militärangehöriger. Auch Zivilisten und deutsche Kriegsgefangene wurden umgebracht. Die genauen Opferzahlen sind umstritten. (Quelle: Katholische Presseagentur Kathpress, www.kathpress.at)