Montenegro: Abkommen zwischen Kirche und Staat unterzeichnungsbereit
In Montenegro haben sich die Serbische Orthodoxe Kirche (SOK) und die Regierung auf ein grundlegendes Abkommen geeinigt, wie Patriarch Porfirije (Perić) am 22. April verkündet hat. Die Einigung sei mit dem montenegrinischen Ministerpräsident Zdravko Krivokapić erzielt worden, und er sei „völlig sicher“, dass das Abkommen bald unterschrieben werde. Die Details zum Zeitpunkt der Unterzeichnung seien noch nicht geklärt, aber er glaube, dass das in nächster Zukunft geschehen werde. Er werde „mit großer Freude nach Montenegro fahren“.
Das Abkommen soll das Verhältnis des Staats zur SOK und umgekehrt regeln. Patriarch Porfirije zeigte sich überzeugt, dass damit ein Schlussstrich unter die „Missverständnisse in der Öffentlichkeit und Politik“ gezogen werde. Überhaupt seien die Spannungen und Missverständnisse unnötig, da diese Art von Abkommen alle Staaten, vor allem in Europa, mit Kirchen und Glaubensgemeinschaften abschließen würden. Den Vorwurf des montenegrinischen Präsidenten Milo Đukanović, die Unterzeichnung finde hinter den Kulissen statt und der ganze Prozess sei nicht genug transparent, wies Porfirije zurück. „Nichts ist versteckt oder geheim“, die Verhandlungen würden schon seit Jahren geführt. Der Inhalt werde letztendlich allen zugänglich sein.
In der Angelegenheit äußerte sich auch Bischof Joanikije (Mićović) von Budimlje und Nikšić, der seit dem Tod von Metropolit Amfilohije (Radović) vorübergehend die Metropolie Montenegro der SOK leitet. Der Hl. Synod entscheide, wer das Abkommen seitens der SOK unterzeichnet. Aber es sei klar, dass diese Pflicht in erster Linie dem Patriarchen zustehe. Wenn der Patriarch und der Regierungschef das Abkommen unterzeichneten, wäre es auf höchster Ebene abgeschlossen.
Zum Vorwurf einiger Medien, die Metropolie verliere mit dem Abkommen ihre Autonomie, sagte Joanikije, sie habe „keine besondere Autonomie erlangt“. Sie verfüge lediglich über die bedingte Selbstständigkeit, die jede Eparchie der SOK habe. Mit dem Abkommen „wird keinerlei neue Realität oder irgendein neues Subjekt der kirchlichen Organisation geschaffen“, erklärte er weiter. Es sei seit jeher Brauch, dass sich die Bischöfe einer Region treffen und über wichtige Fragen beraten. Der Bischofrat in Montenegro sei von der Bischofsversammlung der SOK eingerichtet worden und bestehe auch weiterhin.
Ministerpräsident Krivokapić, der bei den letzten Wahlen im Sommer 2020 an die Macht gekommen ist, verkündete ebenfalls, dass das Abkommen zur Unterzeichnung bereit sei. Dagegen kritisierte der Leiter der kanonisch nicht anerkannten, zahlenmäßig kleinen Montenegrinischen Orthodoxen Kirche (MOK), Metropolit Mihailo (Dedeić), das Abkommen. Es sei ein Präzedenzfall mit sehr gefährlichen Folgen. Damit werde die Rechtsgrundlage geschaffen, dass „unsere Kirchen und Klöster, Zeitzeugen und Räume besonderer Bedeutung für unser Volk und unser Land, sich im Besitz Serbiens wiederfinden und gegen Montenegro funktionieren werden“, warnte er. Auf diese Weise werde behauptet, dass die SOK das geistliche Gerüst Montenegros gewesen sei. Dies werde dann mit „militärisch-polizeilicher Gewalt unserer Regierung“ durchgesetzt, die „unsere Heiligtümer vor uns beschützen wird“. Er verkündete, die MOK sei „das geistliche Gerüst der orthodoxen Montenegriner“ gewesen und werde das auch bleiben, solange die Welt bestehe. (NÖK)
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