Slowenien: Kirche verstärkt Maßnahmen gegen Missbrauch
Die Slowenische Bischofskonferenz will ihre Maßnahmen gegen sexuellen Missbrauch in der Kirche weiter verstärken. Dazu sollen am 1. März drei unabhängige Expertengruppen die Arbeit aufnehmen, um einschlägige Fälle aus der Vergangenheit zu untersuchen, Kinder und vulnerable Gruppen besser zu schützen sowie Präventionsmaßnahmen zu ergreifen. Dies sei ein „neuer Ansatz“, das Problem anzupacken, berichtete die katholische Zeitung Druzina (28. Februar). Die Einrichtung der Arbeitsgruppen, die zusätzlich zu den in jeder Diözese eingerichteten Missbrauchs-Meldestellen etabliert werden, hatten die slowenischen Bischöfe bei ihrer Herbst-Vollversammlung im November beschlossen.
An der Zusammensetzung der Expertengruppen gab es zuletzt öffentliche Kritik mit Blick auf deren Unabhängigkeit. Bei den Experten – darunter Juristen, Ärzte und Historiker – soll es sich um kirchennahe Vertreter handeln. Bischofskonferenz-Sprecher Gabriel Kavčić betonte dazu laut Druzina, dass alle Mitglieder der Arbeitsgruppen Experten auf ihrem Gebiet seien und bewusst ausgewählt wurden, da sie mit kirchlichen Arbeitsweisen vertraut seien. Man sei aber offen für die Aufnahme weiterer außenstehender Mitglieder, so Kavčić.
Die Expertengruppen würden unabhängig von der Slowenischen Bischofskonferenz tätig sein und die Öffentlichkeit über Fortschritt und Ergebnisse ihrer Arbeit informieren, erklärte der Sprecher. Wer sexuellen Missbrauch in der Kirche melden möchte, solle sich wie bisher an die Meldestellen der Diözesen wenden, fügte Kavčić hinzu. Wer mit dem Verfahren nicht zufrieden sei, könne sich an die neue Expertengruppe für den Schutz Minderjähriger und schutzbedürftiger Personen wenden.
Der Präsident der Slowenischen Bischofskonferenz, Bischof Andre Saje, hat seit seinem Amtsantritt im Herbst 2022 immer wieder ein „Null-Toleranz-Prinzip“ gegenüber sexuellem Missbrauch in der Kirche bekräftigt und ein kirchliches Arbeitsprogramm zum Schutz vor Missbrauch forciert.
Beim Thema Missbrauch geriet die katholische Kirche in Slowenien in jüngster Zeit auch im Zusammenhang mit dem Fall des international bekannten Mosaikkünstlers und Priesters Marko Rupnik in die Schlagzeilen. Dem aus Slowenien stammenden Rupnik, der seit Anfang der 1990er Jahre in Rom lebte, werden psychischer und sexueller Missbrauch von Ordensfrauen vorgeworfen.
Die Jesuiten schlossen den Priester 2023 aus ihrem Orden aus. Untersuchungen der Diözese Rom verliefen allerdings zunächst zugunsten Rupniks. Im vergangenen Oktober ordnete Papst Franziskus an, die Ermittlungen erneut aufzunehmen und die Verjährungsfristen aufzuheben. Seither untersucht das vatikanische Glaubensdikasterium die Vorwürfe.
Im vergangenen Oktober wurde Rupnik als Priester in den Zuständigkeitsbereich der slowenischen Diözese Koper aufgenommen. Nach seinem Ordensausschluss galt Rupnik als eine Art „sacerdos vagans“, also als gültig geweihter katholischer Priester ohne Zuordnung zu einer Diözese oder einem Orden. Er hatte so auch keinen direkten Vorgesetzten, der ihm Auflagen erteilen konnte. Ein solcher Zustand ist im Kirchenrecht eigentlich nicht vorgesehen. (Quelle: Katholische Presseagentur Kathpress, www.kathpress.at)