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Volodymyr Sheremeta zum ökologischen Engagement der Ukrainischen Griechisch-Katholischen Kirche

21. März 2019

Der Klimawandel ist eines der drängendsten Probleme der Gegenwart. Was ist die Position der Ukrainischen Griechisch-Katholischen Kirche zum Problem des Klimawandels und zur Ökologie im Allgemeinen?
Im Licht der Lehre der Ukrainischen Griechisch-Katholischen Kirche (UGKK) sind Klimawandel, Umweltverschmutzung, Ausbeutung der natürlichen Ressourcen und Zerstörung der Biodiversität nur die äußerlichen Symptome einer globalen Umweltkrise, deren tiefste Ursache die menschliche Sünde ist. Der wichtigste Beitrag der Kirche zur Überwindung der Umweltkrise im Allgemeinen und des Klimawandels im Besonderen ist daher die Bekämpfung der Umweltsünde und die Förderung einer ökologischen Umkehr im Denken und Handeln.

Der Katechismus bezeichnet die Bewahrung der Schöpfung als Verwirklichung des Glaubens an Gott den Schöpfer und eines christlichen Lebens. Im Moralkatechismus der UGKK mit dem Titel „Leben in Christus“ wird die Bildung der Schöpfungsverantwortung als eine der „Hauptaufgaben der Kirche zu Beginn des 21. Jahrhunderts“ bezeichnet [Nr. 374].

Im Jahre 2007 hat die Bischofssynode der UGKK ein Nationalbüro für Umweltfragen gegründet. Mit der Gründung übernahm das Institut die Aufgabe, das kirchliche Engagement im Bereich der Schöpfungsbewahrung in der Ukraine zu fördern und zu unterstützen. Außerdem hat die Bischofssynode der UGKK beschlossen, in allen Diözesen und Exarchaten eine Ökostelle zu errichten bzw. Verantwortliche für Umweltfragen zu ernennen. Als unsere Hauptaufgabe sehen wir die Bildung einer nachhaltigen ökologischen Kultur auf der Grundlage des christlichen Glaubens, einer Spiritualität und Ethik in Christus, die sich in einer qualitativ neuen Einstellung zur umgebenden Welt manifestieren sollen.

Was tut die Ukrainische Griechisch-Katholische Kirche praktisch im Umweltschutz? Was für aktuelle Projekte gibt es?
Jährlich veranstalten wir gemeinsam mit unseren Diözesanumweltbeauftragten 700 bis 800 Maßnahmen zu Umweltbildung und Umweltschutz. Wir versuchen, möglichst vielen Menschen „gute Umweltnachrichten“ zu vermitteln, um sie zu einer Art ökologischen Umkehr zu ermutigen, die zu positiven Veränderungen im Verhältnis zueinander wie zu der gesamten Schöpfung Gottes führen sollen. Zu diesem Zweck haben wir zahlreiche Umweltinitiativen ins Leben gerufen. Darunter etwa die „Fastenzeit-Umweltinitiative“, „Christliche Umwelt-Sommerlager“, „Umweltmissionen“ und „Baum des Friedens“. Wir unterstützen auch weltweite Umweltinitiativen wie etwa „Schöpfungszeit“ oder„Stunde der Erde“. Die Adressaten der guten Umweltnachricht sind Kinder, Jugendliche und Erwachsene, kirchliche Gemeinden und Institutionen, Schuleinrichtungen sowie verschiedenartige Vereinigungen und Organisationen.

Ein ganz wichtiges Instrument zur Bildung praktischer Schöpfungsverantwortung ist der „Koffer der Energieeffizienz“. Er enthält über 20 praktische Beispiele zum Energiesparen und zur Schonung der natürlichen Ressourcen im alltäglichen Leben eines jeden Menschen. Jeder Diözesanumweltbeauftragte verwendet diesen Koffer im Rahmen der zahlreichen Umweltbildungsmaßnahmen.

Ein ganz praktischer Beitrag zur Klima- und Schöpfungsbewahrung wird dank des Energieaudits geleistet. Die Energieeffizienzstelle des Umweltbüros der UGKK schlägt Energieaudit und -beratung für kirchliche Institutionen und Pfarrgemeinden vor. Inzwischen wurden rund 200 Kirchenobjekte beraten (Priesterseminare, Klöster, Kirchen, Pfarrhäuser, Caritas-Gebäude usw.). Die Hauptaufgaben sind die folgenden: Energieeinsparungsmöglichkeiten zu erkennen, Energieeffizienzsteigerungsmaßnahmen anzubieten, Kosteneinsparungen und Verminderung der negativen Umweltauswirkungen zu fördern.

Seit der Gründung des Nationalbüros für Umweltfragen sind über 30 Publikationen zur Lehre der Kirche im Bereich Ökologie und Umweltbildung erschienen. In Schulen und Pfarreien wurden über 300 Umweltbibliotheken eingerichtet. Im Rahmen der Umweltmissionen haben wir zahlreiche ökologische Aktivitäten in den Pfarrgemeinden initiiert. Dazu zählen das Anpflanzen von Bäumen und das Anlegen von Pfarrgärten, Maßnahmen zum sparsamen Umgang mit Energie, Wasser und anderen Naturschätzen.

Besondere Beachtung verdient das Pilotprojekt des Umweltbüros „Mülltrennung“ in der Pfarrgemeinde (Ortschaft) Bilschici. Ziel des Projekts war es zu zeigen, dass die Einführung einer Mülltrennung nicht nur praktisch möglich ist, sondern mit einem entsprechenden Verwaltungssystem auch positive ökologische und ökonomische Effekte hat. Mit dem vom Müll erwirtschafteten Geld wurde neben der Kirche und der Schule ein Obstgarten angelegt und ein Kinderspielplatz eingerichtet. Das Projekt stieß auf eine große mediale und gesellschaftliche Resonanz und hatte einen Multiplizierungseffekt.

Ökologie und ein sorgsamer Umgang mit der Umwelt betreffen die ganze Gesellschaft – was für Kooperationen pflegt die UGKK in diesem Bereich?
Seit Jahren gibt es eine Zusammenarbeit zwischen dem Umweltbüro der UGKK, dem Umweltministerium und dem Ministerium für Bildung und Wissenschaft in Fragen der Umweltbildung und Schöpfungsbewahrung. Im Rahmen dieser Zusammenarbeit entstehen verschiedenartige Maßnahmen zu Umweltbildung und praktischen ökologischen Aktivitäten.

Das Umweltbüro fungiert als Mitorganisator des Allukrainischen Jugend-Energieeffizienzwettbewerbs, der vom Bildungsministerium initiiert wurde, um begabte Schüler und Studierende zu unterstützen und sie in pädagogische und praktische Aktivitäten zur Energieeffizienz und zum rationellen Umgang mit Ressourcen einzubinden. Dieser Wettbewerb findet jährlich unter dem Motto „Save Energy – Let's Save the Planet!“ statt. Zudem veranstaltet das Umweltbüro zusammen mit dem Bildungsministerium und der NGO „Eremurus“ jährlich den Allukrainischen Umweltwettbewerb zum Thema „Energiesparende Traditionen der Völker“. Das Ziel dieses Wettbewerbs ist die Verbreitung von Ideen für eine nachhaltige Entwicklung auf der Grundlage lokaler Überlieferungsgewohnheiten und Traditionen der Völker in Bezug auf Energie- und Ressourcenschonung.

Mit Unterstützung des Umweltministeriums, der Nationalparks und Reservate, Bildungseinrichtungen und örtlichen Behörden hat das Nationalbüro für Umweltfragen fünf Wellen der Aktion „Plant the Tree of Peace“ gestartet. Während dieser Aktion, die von den diözesanen Umweltbeauftragten auf der regionalen Ebene koordiniert wird, wurden zehntausende Setzlinge eingepflanzt. Ziel ist es, auf die katastrophalen sozioökologischen Folgen des Krieges im Osten der Ukraine aufmerksam zu machen und für den Umwelteinsatz zu motivieren.

Heute stehen wir vor globalen sozio-ökologischen Herausforderungen, die nur gemeinsam zu bewältigen sind. Dabei spielt die Kirche eine besondere Rolle. Ihre Aufgabe besteht in erster Linie darin, die Ökologie der Seele zu pflegen, die ganz entscheidend für die Ökologie der Umwelt und eine wirklich nachhaltige menschliche Entwicklung ist. Andererseits sind auch praktische Maßnahmen des Umweltschutzes wichtig, durch die die Kirche den Glauben an Gott den Schöpfer bezeugt und Seine rettende Liebe zur ganzen Schöpfung präsent macht.

Volodymyr Sheremeta, Dr., Professor für Moraltheologie und Umweltethik an der Theologischen Universität, Ivano-Frankivsk, und Leiter des Nationalbüros für Umweltfragen der Ukrainisch Griechisch Katholischen Kirche.

Bild: Iryna Gerashchenko, erste stellv. Parlamentsvorsitzende, Umweltminister Ostap Semerak, Erzbischof Agapit von der Ukrainischen Orthodoxen Kirche-Kiewer Patriarchat und Volodymyr Sheremeta, Leiter des Nationalbüros für Umweltfragen der Ukrainischen Griechisch-Katholischen Kirche beim Pflanzen vom "Baum des Friedens".