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Kommuniqué des orthodox-katholischen Arbeitskreises St. Irenäus

25. Oktober 2017
Auf Einladung der Rumänischen Orthodoxen Kirche hat sich der Gemeinsame orthodox-katholische Arbeitskreis St. Irenäus vom 4. bis 8. Oktober 2017 zu seiner 14. Jahrestagung im Kloster Caraiman (Rumänien) getroffen. Die Tagung stand unter der Leitung des katholischen Ko-Präsidenten, Bischof Gerhard Feige von Magdeburg. Die Gruppe sprach ihrem bisherigen orthodoxen Ko-Präsidenten, Erzbischof Job von Telmessos, der sich aus der Gruppe zurückziehen musste, weil er zum Ko-Präsidenten der Gemeinsamen Internationalen Kommission für den Theologischen Dialog zwischen der Katholischen und der Orthodoxen Kirche ernannt worden ist, ihren aufrichtigen Dank aus.

Vor der Eröffnungssitzung wurde die Gruppe am Mittwochabend, dem 4. Oktober, herzlich von Seiner Exzellenz Bischof Ieronim von Sinaia, Vikarbischof des Patriarchen, im Namen Seiner Seligkeit Daniel, des Patriarchen der Rumänischen Orthodoxen Kirche, begrüßt. Die Mitglieder des Arbeitskreises besuchten das Antim-Kloster, die Patriarchalkathedrale und den Patriarchatspalast in Bukarest. Am Donnerstagmorgen hieß der Abt des Klosters Caraiman, Archimandrit David Petrovici, die Gruppe willkommen. Während des Treffens nahmen die Mitglieder an den täglichen Gebeten der Klostergemeinschaft teil. Am Sonntag besuchten sie die Göttliche Liturgie in der Weißen Kirche in Bukarest, der Seine Exzellenz Bischof Varlaam von Ploieşti, Vikarbischof des Patriarchen, vorstand.

Das diesjährige Treffen konzentrierte sich auf einige Aspekte des Verhältnisses von Primat und Synodalität mit dem Ziel, die zu diesem Thema erarbeitete gemeinsame Studie zum Abschluss zu bringen. Die Vorträge befassten sich mit der Bedeutung der östlichen Patriarchate im ersten Jahrtausend, der Rolle des Apostels Petrus in der kirchlichen Tradition in Ost und West und mit dem Appellationsrecht (ekkliton) im Osten und Westen. Die Überlegungen der diesjährigen Jahrestagung wurden von den Mitgliedern in den folgenden Thesen zusammengefasst:

Thesen über die Bedeutung der östlichen Patriarchate im ersten Jahrtausend 

(1) Das bekannte Modell der Pentarchie (Vorrangstellung der fünf alten Patriarchate von Rom, Konstantinopel, Alexandrien, Antiochien und Jerusalem) hat nur selten funktioniert. Römische Vorbehalte, das chalkedonische Schisma und vor allem die arabische Eroberung schränkten seine praktische Anwendung stark ein.

(2) Das Modell der Patriarchate wurde als Form der Kirchenleitung analog zum System der politischen Metropolen eingeführt (d.h. dem System der Kirchenleitung, das sich an den Provinzhauptstädten orientierte). Das Patriarchatsmodell basierte auf einer komplexen Mischung von Faktoren, die eine apostolische Gründung, das Brauchtum, die Geographie, Macht und Politik einschlossen. Es zeugt von beträchtlicher Konkurrenz und Antagonismus zwischen den Kirchen.

(3) Die Geschichte der fünf alten Patriarchate ist auch eine Geschichte der Suche nach kirchlicher Einheit und der Sorge um den rechten Glauben. Diese fünf Patriarchate dienten im Laufe der Geschichte als sichtbare Manifestationen der Einheit der Kirche, vor allem im Kontext der Ökumenischen Konzile.

(4) Die Trennung zwischen Ost und West und gewiss auch eine Reihe von anhaltenden Spannungen innerhalb der Orthodoxen Kirche (z.B. im Blick auf Primat und Synodalität) sind in gewissem Maße das Vermächtnis des Patriarchatssystems.

Thesen über die Rolle des Apostels Petrus in der kirchlichen Tradition in Ost und West

(5) Die Sonderstellung des Petrus innerhalb des Apostelkollegiums, die in der Heiligen Schrift bezeugt ist, spiegelt sich auch in der gottesdienstlichen Tradition wider. Sowohl im lateinischen als auch im byzantinischen Ritus wird das Gedächtnis des Apostels Petrus zusammen mit dem des Apostels Paulus am 29. Juni begangen. Im römischen Ritus ist es ein Hochfest; in der späteren byzantinischen Tradition geht dem Apostelfest eine besondere Fastenzeit voraus, die die Sonderstellung dieser beiden Apostel betont.

(6) Bereits im zweiten Jahrhundert wurde die Kirche von Rom mit Petrus in Verbindung gebracht, der in Rom Zeugnis für Christus abgelegt und das Martyrium erlitten hat. Sein Grab wurde schon bald verehrt. Die Verehrung der Gräber von Petrus (und Paulus) bildete, zusammen mit der Bedeutung Roms als Reichshauptstadt, die Grundlage für die Sonderstellung, die dem Bischof von Rom ab dem 3. Jahrhundert zuerkannt wurde.

These über das Appellationsrecht (ekkliton) im Osten und Westen

(7)  Das kanonische Recht der Appellation (ekkliton) geht auf das erste Jahrtausend zurück. Das Quinisextum (691-92), dem ökumenische Bedeutung zuerkannt wird, überprüfte die früheren Kanones und erwähnte in Kanon 2 diejenigen, die noch gültig sind. Darunter findet sich das Recht eines Bischofs, der von einer lokalen Synode verurteilt worden ist, an den Bischof von Rom zu appellieren, gemäß den Kanones der Synode von Sardica (343). Diese Verfügung stellt eine wichtige Grundlage für jede zukünftige Vereinbarung über den Primat zwischen Orthodoxen und Katholiken dar.

Am Ende ihrer Tagung sprachen die Mitglieder des Irenäus-Arbeitskreises Patriarch Daniel, der Rumänischen Orthodoxen Kirche und der monastischen Gemeinschaft des Klosters Caraiman ihren herzlichen Dank aus für die Gastfreundschaft und die spirituelle Atmosphäre, die ihre Arbeit inspirierte. 

Dem Gemeinsamen orthodox-katholischen Arbeitskreis St. Irenäus gehören 26 Theologen an, 13 Orthodoxe und 13 Katholiken aus mehreren europäischen Ländern, dem Nahen Osten sowie Nord- und Südamerika. Er wurde 2004 in Paderborn (Deutschland) gegründet und hat sich seither in Athen (Griechenland), Chevetogne (Belgien), Belgrad (Serbien), Wien (Österreich), Kiew (Ukraine), Magdeburg (Deutschland), Sankt Petersburg (Russland), Bose (Italien), Thessaloniki (Griechenland), Rabat (Malta), Chalki bei Istanbul (Türkei) und Taizé (Frankreich) getroffen. In Caraiman wurde beschlossen, die nächste Tagung des Irenäus-Arbeitskreises im Oktober 2018 in Graz (Österreich) abzuhalten.

pdfKommuniqué Caraiman 2017

Kommuniqués früherer Jahrestagungen auf der Website des Johann-Adam-Möhler-Instituts

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Catholic Co-secretary:
Dr. Johannes Oeldemann
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