Frano Prcela OP zur Finanzierung der katholischen Kirche in Kroatien
08. Februar 2018
Wie finanziert sich die katholische Kirche in Kroatien?
Die Finanzierung der katholischen Kirche in Kroatien basiert auf drei Quellen: auf Spenden, Kollekten und staatlichen Beiträgen. Letztere machen den größten Teil der kirchlichen Finanzierung aus. So wurde beispielsweise im Vertrag zwischen der Republik Kroatien und dem Hl. Stuhl über die Seelsorge in der Armee 1996 festgelegt, dass das Militärordinariat Haushaltsgelder vom Staat bekommt. Im vierten Vertrag zwischen der Republik Kroatien und dem Hl. Stuhl 1998 wurde dann ein grundlegendes Finanzierungsmodell vereinbart: Der Staat übernimmt zwei durchschnittliche Monatslöhne multipliziert mit der Gesamtzahl der Pfarreien in Kroatien und überweist die Gelder an die Kroatische Bischofskonferenz. Begründet wurde diese Vereinbarung mit drei Zielen: Sicherung des Lebensunterhalts des Klerus, Unterstützung der karitativen Tätigkeit der Kirche sowie Bau und Unterhalt von Kirchen und pastoralen Zentren. Die kirchlichen Kulturgüter werden dabei gesondert vom Kultusministerium unterstützt. Ebenfalls vom Staat bezahlt werden die ca. 3000 Religionslehrerinnen und -lehrer. Außerdem werden die drei großen theologischen Fakultäten in Zagreb, Đakovo und Split sowie die Philosophische Fakultät der Jesuiten und die Katholische Universität in Zagreb vom Staat (mit-)finanziert.
Hinsichtlich der Restitution von enteigneten Kirchengütern gibt es drei Möglichkeiten: Restitution des ursprünglichen Besitzes, Restitution durch Ersatzimmobilien oder eine Entschädigungszahlung, wenn keine Restitution möglich ist. Bei den Restitutionen gibt es leider keine transparenten Angaben, was wie restituiert worden ist. Zudem liegen keine genauen Angaben über die Anzahl der kirchlichen Rechtssubjekte vor, deren Zahl wird auf ca. 2000 Institutionen geschätzt. Die Rechtssubjekte dürfen z. B. Restitutionsanträge stellen und erhalten auch bestimmte Zuwendungen.
Wie transparent ist die Finanzierung der Kirche nach außen?
Zum Hintergrund muss man wissen, dass die katholische Kirche in Kroatien sich bis zum Zerfall Jugoslawiens über ein Pfründesystem (Präbende) finanzierte. Dies führte zu einem starken Gefälle zwischen reichen und armen Pfarreien. Dieses System machte die Pfarrer zu den eigentlichen Herren über die Finanzen. Mit den Kirche-Staat-Verträgen in den 1990er Jahren wurde, wie bereits gesagt, die Finanzierung der Kirche neu geregelt. Es wurden Minimallöhne für alle Priester sowie eine ordentliche Gebührenordnung für Sakramente und Sakramentalien eingeführt; zudem wurden die verschiedenen kirchlichen Institutionen verpflichtet, über die Einnahmen und Ausgaben Buch zu führen und einmal jährlich dem Diözesanbischof Bericht zu erstatten. Häufig ist die Buchführung aber weiterhin eine tabellarische, d. h. man trägt irgendetwas ein und muss nicht alles belegen. Zudem werden die Finanzen zumeist von Klerikern und nicht von Finanzfachleuten geführt.
Leider sind die Bischöfe wie generell die Kirche sehr zurückhaltend mit einer transparenten Offenlegung sämtlicher Zahlungsflüsse innerhalb der Kirche. Einzig das Bistum Dubrovnik hat bisher seine Finanzen offen gelegt. Unter den Bischöfen gibt es bislang keine großen Diskussionen, ob die anderen Diözesen dem Beispiel von Dubrovnik folgen sollen. Die katholische Kirche in Kroatien gehört somit nicht zu den Institutionen, die eine transparente Finanzpolitik betreiben, und das ist ein großes Problem. Denn die fehlende Transparenz ist immer wieder eine Quelle von Vermutungen und antikirchlichen Reflexen – und berechtigter Kirchenkritik.
Wie schätzen Sie den im Januar publik gewordenen Finanzskandal in der Erzdiözese Zagreb ein, der zur Entlassung mehrerer hochrangiger Geistlicher geführt hat?
Das ist ein Relikt aus der Zeit des Pfründesystems. In gewisser Weise ist es ein Spiegelbild der katholischen Kirche in Kroatien. Mit anderen Worten: Die Kirche ist leider anfällig für solche Vorfälle. Vieles wird intern gelöst, so dass es meistens nicht an die Öffentlichkeit gelangt. In diesem Fall kam es an die Öffentlichkeit, weil es einen offenen Streit zwischen dem Dekan der Präbendare und anderen zivilen Subjekten gab, die Forderungen an die Kirche gestellt hatten.
Frano Prcela OP, Ordensreferent im Bistum Mainz und ehem. Provinzial der kroatischen Dominikanerprovinz.
Die Finanzierung der katholischen Kirche in Kroatien basiert auf drei Quellen: auf Spenden, Kollekten und staatlichen Beiträgen. Letztere machen den größten Teil der kirchlichen Finanzierung aus. So wurde beispielsweise im Vertrag zwischen der Republik Kroatien und dem Hl. Stuhl über die Seelsorge in der Armee 1996 festgelegt, dass das Militärordinariat Haushaltsgelder vom Staat bekommt. Im vierten Vertrag zwischen der Republik Kroatien und dem Hl. Stuhl 1998 wurde dann ein grundlegendes Finanzierungsmodell vereinbart: Der Staat übernimmt zwei durchschnittliche Monatslöhne multipliziert mit der Gesamtzahl der Pfarreien in Kroatien und überweist die Gelder an die Kroatische Bischofskonferenz. Begründet wurde diese Vereinbarung mit drei Zielen: Sicherung des Lebensunterhalts des Klerus, Unterstützung der karitativen Tätigkeit der Kirche sowie Bau und Unterhalt von Kirchen und pastoralen Zentren. Die kirchlichen Kulturgüter werden dabei gesondert vom Kultusministerium unterstützt. Ebenfalls vom Staat bezahlt werden die ca. 3000 Religionslehrerinnen und -lehrer. Außerdem werden die drei großen theologischen Fakultäten in Zagreb, Đakovo und Split sowie die Philosophische Fakultät der Jesuiten und die Katholische Universität in Zagreb vom Staat (mit-)finanziert.
Hinsichtlich der Restitution von enteigneten Kirchengütern gibt es drei Möglichkeiten: Restitution des ursprünglichen Besitzes, Restitution durch Ersatzimmobilien oder eine Entschädigungszahlung, wenn keine Restitution möglich ist. Bei den Restitutionen gibt es leider keine transparenten Angaben, was wie restituiert worden ist. Zudem liegen keine genauen Angaben über die Anzahl der kirchlichen Rechtssubjekte vor, deren Zahl wird auf ca. 2000 Institutionen geschätzt. Die Rechtssubjekte dürfen z. B. Restitutionsanträge stellen und erhalten auch bestimmte Zuwendungen.
Wie transparent ist die Finanzierung der Kirche nach außen?
Zum Hintergrund muss man wissen, dass die katholische Kirche in Kroatien sich bis zum Zerfall Jugoslawiens über ein Pfründesystem (Präbende) finanzierte. Dies führte zu einem starken Gefälle zwischen reichen und armen Pfarreien. Dieses System machte die Pfarrer zu den eigentlichen Herren über die Finanzen. Mit den Kirche-Staat-Verträgen in den 1990er Jahren wurde, wie bereits gesagt, die Finanzierung der Kirche neu geregelt. Es wurden Minimallöhne für alle Priester sowie eine ordentliche Gebührenordnung für Sakramente und Sakramentalien eingeführt; zudem wurden die verschiedenen kirchlichen Institutionen verpflichtet, über die Einnahmen und Ausgaben Buch zu führen und einmal jährlich dem Diözesanbischof Bericht zu erstatten. Häufig ist die Buchführung aber weiterhin eine tabellarische, d. h. man trägt irgendetwas ein und muss nicht alles belegen. Zudem werden die Finanzen zumeist von Klerikern und nicht von Finanzfachleuten geführt.
Leider sind die Bischöfe wie generell die Kirche sehr zurückhaltend mit einer transparenten Offenlegung sämtlicher Zahlungsflüsse innerhalb der Kirche. Einzig das Bistum Dubrovnik hat bisher seine Finanzen offen gelegt. Unter den Bischöfen gibt es bislang keine großen Diskussionen, ob die anderen Diözesen dem Beispiel von Dubrovnik folgen sollen. Die katholische Kirche in Kroatien gehört somit nicht zu den Institutionen, die eine transparente Finanzpolitik betreiben, und das ist ein großes Problem. Denn die fehlende Transparenz ist immer wieder eine Quelle von Vermutungen und antikirchlichen Reflexen – und berechtigter Kirchenkritik.
Wie schätzen Sie den im Januar publik gewordenen Finanzskandal in der Erzdiözese Zagreb ein, der zur Entlassung mehrerer hochrangiger Geistlicher geführt hat?
Das ist ein Relikt aus der Zeit des Pfründesystems. In gewisser Weise ist es ein Spiegelbild der katholischen Kirche in Kroatien. Mit anderen Worten: Die Kirche ist leider anfällig für solche Vorfälle. Vieles wird intern gelöst, so dass es meistens nicht an die Öffentlichkeit gelangt. In diesem Fall kam es an die Öffentlichkeit, weil es einen offenen Streit zwischen dem Dekan der Präbendare und anderen zivilen Subjekten gab, die Forderungen an die Kirche gestellt hatten.
Frano Prcela OP, Ordensreferent im Bistum Mainz und ehem. Provinzial der kroatischen Dominikanerprovinz.