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Russland: Bischöfe heben Selbstverwaltung der Ukrainischen Kirche hervor

06. Dezember 2017
Die Bischofsversammlung der Russischen Orthodoxen Kirche hat Änderungen in ihrem Kirchenstatut beschlossen, um den selbstverwaltenden Status der Ukrainischen Orthodoxen Kirche herauszustreichen. Die Bischöfe kamen damit einer Bitte von Metropolit Onufrij (Beresovskij) von Kiew, dem Oberhaupt der zum Moskauer Patriarchat gehörenden Ukrainischen Orthodoxen Kirche (UOK-MP), nach. Neu soll es im Kirchenstatut ein eigenes Kapitel zur Ukrainischen Orthodoxen Kirche geben, das zudem unterstreicht, dass das Zentrum der Kirche in Kiew ist.

In seinem Bericht zur Situation der UOK-MP vor der Bischofsversammlung hatte Metropolit Onufrij verschiedene Herausforderungen und Schwierigkeiten geschildert. So versuchten gewisse politische Kräfte, die UOK-MP in den Augen der ukrainischen Gesellschaft zu diskreditieren, indem sie ihren Status als „abhängig“ bezeichneten. Sie interpretierten dabei die seit 1990 geltende Regelung falsch, deshalb „scheint es notwendig, den besonderen Status der Ukrainischen Orthodoxen Kirche zu betonen, indem er im Statut der Russischen Orthodoxen Kirche herausgehoben wird“. Dazu solle im Statut ein eigenes Kapitel mit dem Titel „Die Ukrainische Orthodoxe Kirche“ eingefügt werden, das die „Unabhängigkeit und Selbstverwaltung“ der UOK-MP besser widerspiegle.

Der Kiewer Metropolit ging in seinem Bericht auch auf das heikle Verhältnis zum ukrainischen Staat ein. Besondere Sorgen bereiten ihm eine Reihe umstrittener Gesetzesentwürfe, die momentan vom ukrainischen Parlament diskutiert werden und die Rechte religiöser Organisationen tangieren. Insbesondere verwies er auf die Gesetzesvorlagen Nr. 4511 und 5309. Diese sehen vor, religiösen Organisationen, deren administratives Zentrum sich in einem von der Rada als „Aggressor-Staat“ definierten Land befindet, einen speziellen, eingeschränkten Status zu verleihen.

Die Bischofsversammlung betonte, dass die Änderungen im Kirchenstatut keine Neuerungen seien, sondern die tatsächlichen Verhältnisse wiedergeben würden. Trotzdem feierten einige Medien diesen Schritt als Gewährung größerer Autonomie. In der Ukraine gab es aber auch Kritik. So bewertete der Theologiedozent Ilya Bey die Entscheidung als Augenwischerei. Bei der Nennung von Kiew als Zentrum der UOK-MP gehe es lediglich darum, sich vor dem Gesetzesentwurf Nr. 5309 zu schützen. Das Oberhaupt der unkanonischen Ukrainischen Orthodoxen Kirche–Kiewer Patriarchat, Patriarch Filaret (Denisenko), bezeichnete die Aussage, Kiew sei das Zentrum der UOK-MP, als „Lüge“. (NÖK)