Armenien: Neueinweihung der Hauptkathedrale
Am 29. September wurde die Kathedrale von Etschmiadsin unweit von Jerewan feierlich wieder eröffnet, nachdem sie während Jahren renoviert worden war. Dabei wurde die wichtigste Kirche Armeniens neu geweiht und das Oberhaupt der Armenischen Apostolischen Kirche, Katholikos-Patriarch Karekin II., feierte die Göttliche Liturgie. An den Feierlichkeiten nahm die armenische Staatsführung, ausländische Diplomaten, zahlreiche Geistliche der armenischen Kirche aus dem In- und Ausland, Vertreter anderer Kirchen sowie Wohltäter, Vertreter aus Kultur und Wissenschaft sowie Tausende Pilger aus Armenien und der Diaspora teil.
In seiner Predigt betonte Karekin die Bedeutung der Kathedrale von Etschmiadsin, die als älteste armenische christliche Kirche gilt und das religiöse Zentrum des Landes ist. Etschmiadsin sei ein „uralter Zeuge für unsere kollektive Entschlossenheit, in Ergebenheit zu Gott und der Heimat zu leben“. Zudem stellte er eine enge Verbindung zwischen dem Heiligtum und der Existenz der armenischen Identität und Staatlichkeit her. Die Gläubigen rief auf, das Land und „unsere heiligsten Werte“ zu verteidigen, wie das schon ihre Vorfahren getan hätten, und sich um die Heimat zu kümmern, denn „unsere souveräne angestammte Heimat ist die Garantie für die Bewahrung unserer Identität und die Umsetzung unserer nationalen Bestrebungen und Träume“.
Am 27. September fand in Etschmiadsin ein Treffen zwischen Vertretern der Armenischen Apostolischen Kirche und Vertretern anderer Kirchen und kirchlicher Organisationen anlässlich der Neueinweihung der Kathedrale und der Myronweihe statt. Daran nahmen unter anderem Delegationen der römisch-katholischen Kirche, der Koptischen Kirche, der Russischen, Serbischen, Rumänischen, Bulgarischen, Tschechischen und Slowakischen, Griechischen, Finnischen und Georgischen Orthodoxen Kirchen, des Ökumenischen Patriarchats von Konstantinopel, verschiedener armenischer Kirchen sowie des Ökumenischen Rats der Kirchen teil. Dabei übermittelten die Delegationen die Glückwünsche ihrer Kirchen. Katholikos Karekin II. dankte den Kirchen für ihre Solidarität während der Rückeroberung von Bergkarabach durch Aserbeidschan 2020 und 2023.
Am 2. Oktober organisierte zudem die von Erzbischof Bagrat Galstanjan angeführte Protestbewegung die erste Kundgebung seit mehreren Monaten. Knapp 2000 Menschen versammelten sich auf dem Platz der Republik in Jerewan. Die Bewegung hat sich inzwischen von „Tavusch für das Mutterland“ – die Bewegung war im April 2024 in der Region Tavusch als Protest gegen eine neue Grenzziehung entstanden – in „Heiliger Kampf“ umbenannt. In seiner Rede kündigte Galstanjan an, dass die Bewegung so lang weiter protestieren werde, bis die Regierung zurücktritt. Im September hatte sich Galstanjan mit Oppositionsparteien und den früheren armenischen Präsidenten Robert Kotscharjan und Sersch Sargsjan getroffen. (NÖK)
Im Frühling 2024 stellte sich ein Erzbischof der Armenischen Apostolischen Kirche an die Spitze der jüngsten Protestbewegung. Harut Harutyunyan schildert, wie es dazu kam und was der Kern des Konflikts zwischen der Regierung und der Kirche in Armenien ist.
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