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Deutschland: Stellungnahme von Metropolit Augoustinos von Deutschland

18. Oktober 2018

Angesichts der neusten Entwicklungen im Streit um eine mögliche Autokephalie für die Ukrainische Orthodoxe Kirche hat auch Metropolit Augoustinos von Deutschland, Exarch von Zentraleuropa des Ökumenischen Patriarchats in Konstantinopel Stellung bezogen. In seiner offiziellen Stellungnahme geht er auf den Beschluss des Hl Synods der Russischen Orthodoxen Kirche ein, die eucharistische Gemeinschaft mit dem Ökumenischen Patriarchat abzubrechen. Die Stellungnahme vom 16. Oktober im Wortlaut:

Mit Enttäuschung und Trauer habe ich den gestrigen Beschluss des Hl. Synods des Moskauer Patriarchats zur Kenntnis genommen, die Eucharistiegemeinschaft mit dem Ökumenischen Patriarchat, dessen Metropolit in Deutschland ich bin, aufzukündigen. Nach den Äußerungen, die der Leiter des Außenamtes des Moskauer Patriarchats Metropolit Hilarion von Volokolamsk in den letzten Tagen gemacht hatte, war diese Entscheidung zu erwarten. Sie ist im Grunde eine Ausweitung des am 14. September 2018 gefassten Moskauer Beschlusses, Konzelebrationen von Bischöfen unserer Patriarchate zu unterlassen, und betrifft jetzt zusätzlich auch die Priester und Laien. Wie damals gilt auch dieses Mal: Betroffen sind insbesondere die Kirchengemeinden in der sogenannten Diaspora, wo es ein Zusammenleben beider Patriarchate gibt, also etwa auch in Deutschland.

Die vielen guten Erfahrungen, die wir in den wechselseitigen Beziehungen unserer orthodoxen Kirchengemeinden und Diözesen hierzulande – insbesondere nach der Überwindung des innerrussischen Schismas zwischen Moskauer Patriarchat und russischer Auslandskirche (2007) und der Gründung der Orthodoxen Bischofskonferenz in Deutschland (2010) – gemacht haben, lassen mich allerdings an einer wesentlichen Verschlechterung des guten Miteinanders der orthodoxen Gläubigen, Priester und auch der Bischöfe in Deutschlands zweifeln. Wir haben vergleichbare Situationen auch in der Vergangenheit – etwa vor 2007 – erlebt; es gibt in der Gegenwart ähnliche Konflikte zwischen den Patriarchaten von Antiochien und Jerusalem, die keine weitergehenden Konsequenzen haben, so dass ich für die Zukunft nicht pessimistisch denke.

Was die Ukraine betrifft, ist es die gemeinsame Sorge aller orthodoxen Christen, wie es gelingen kann, die kirchlichen Spaltungen ekklesial, also nicht politisch, zu lösen; es muss gewaltfrei und effektiv geschehen. Dies ist die dezidierte und unwiderrufliche Absicht des Ökumenischen Patriarchats von Konstantinopel, das als Mutterkirche dazu berechtigt und, wie ich meine, auch verpflichtet ist, die erwachsen gewordene Tochter Ukraine in die Selbständigkeit ziehen zu lassen. Dass die ältere Tochter Moskau das nicht einsieht, ist bedauerlich. (Quelle: www.orthodoxie.net, 16. Oktober 2018)