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Russland: Moskauer Patriarchat spielt kirchendiplomatischen Alltag vor

10. März 2022

Der russische Patriarch Kirill hat sich am 3. März mit Erzbischof Giovanni d’Aniello, dem Apostolischen Nuntius in Russland, im Danilov-Kloster in Moskau getroffen. Während der Vatikan keine Presseerklärung zu dem Treffen veröffentlichte, war auf der Website des Moskauer Patriarchats zu lesen, dass der Patriarch auf die „gemäßigte und weise Position des Hl. Stuhls“ in vielen internationalen Fragen hingewiesen habe, die mit der Haltung der Russischen Orthodoxen Kirche (ROK) übereinstimme. Der Krieg in der Ukraine fand nur verklausuliert Erwähnung. So warnte Patriarch Kirill die Kirchen davor, zu – freiwilligen oder unfreiwilligen – Teilnehmerinnen „an den komplexen, widersprüchlichen Tendenzen“ zu werden, die „heute auf der Weltagenda stehen“.

Der Ausdruck „Tendenzen“ spiegelt das Vokabular wider, mit dem die Kirchenleitung der ROK seit zwei Wochen den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine verharmlost und sich weigert, die Verantwortlichen für die Aggression zu benennen. Trotzdem nahm Patriarch Kirill für seine Kirche „auch angesichts der bestehenden Konflikte“ eine friedensstiftende Position in Anspruch. Zudem erinnerte das Oberhaupt der ROK an das Treffen mit Papst Franziskus in Havanna im Februar 2016, das „eine neue Seite in der Geschichte unserer Beziehungen aufgeschlagen“ habe. Von der Antwort des Apostolischen Nuntius ist lediglich überliefert, dass dieser dem Patriarchen für die Gelegenheit zum Gespräch gedankt und Grüße von Papst Franziskus ausgerichtet habe.

Neben dem Patriarchen spielt auch Metropolit Ilarion (Alfejev), der Leiter des Außenamts des Moskauer Patriarchats, kirchendiplomatischen Alltag vor. Er brach Anfang März nach Syrien auf und traf sich dort am 4. März mit Patriarch Johannes X. von Antiochien. Auch bei dieser Begegnung war der Krieg in der Ukraine laut der Pressemitteilung kein Thema. So heißt es lediglich, dass „verschiedene Aspekte der bilateralen Beziehungen“ zwischen den beiden Kirchen und „andere Angelegenheiten von gegenseitigem Interesse“ in einer freundschaftlichen Atmosphäre und mit gegenseitigem Verständnis besprochen worden seien. Am nächsten Tag besuchte Metropolit Ilarion Kirchen des Griechisch-Orthodoxen Patriarchats von Antiochien, die während des Kriegs in Syrien zerstört und anschließend mit russischer Beteiligung restauriert worden waren. Dass gleichzeitig in der Ukraine immer mehr Kirchen der Ukrainischen Orthodoxen Kirche, die zum Moskauer Patriarchat gehört, durch russischen Beschuss zerstört werden, dazu schwieg der Leiter des kirchlichen Außenamts.

Das Patriarchat von Antiochien hat es bisher ebenfalls vermieden, von einem Krieg in der Ukraine zu sprechen und die russische Führung zu verurteilen. Der Hl. Synod erklärte am 2. März lediglich, dass er „während der schwierigen Zeit für das ukrainische Volk“ sein Mitgefühl gegenüber den Hirten der Ukrainischen Orthodoxen Kirche, angeführt von Metropolit Onufrij (Berezovskij), ausdrücke. (NÖK)

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