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Russland: Geistlicher wendet sich von orthodoxer Kirche ab

22. Februar 2024

In der Metropolie Ufa und Baschkortostan der Russischen Orthodoxen Kirche (ROK) hat ein Geistlicher den leitenden Metropoliten Nikon (Vasjukov) in einem Brief, den er auf VK veröffentlicht hat, scharf kritisiert. Priestermönch Pjotr (Stepanov) warf dem Metropoliten vor, sich zu bereichern und den orthodoxen Glauben in seiner Umgebung zu zerstören. Zudem kritisierte er ihn für seine Unterstützung für Russlands Krieg gegen die Ukraine. Mit seinen Handlungen habe der Metropolit die „Hände der Mutter (Kirche) bis zu den Ellbogen in das Blut ukrainischer und russischer Menschen getaucht“. Er habe sich von Gott abgewandt und dem Teufel Treue geschworen. Von der Kanzel „rufen Sie zu Liebe auf, aber selbst unterstützen sie den blutigen Krieg“, kritisierte ihn Priestermönch Pjotr weiter. Damit habe er wie alle Bischöfe, die diesen Krieg unterstützen, seinen bischöflichen Segen verloren. Seine Sakramente seien ungültig, solang er nicht bereue. Abschließend sagte er sich von Metropolit Nikon und der ganzen ROK los.

Wegen des Briefs wurde Priestermönch Pjotr vor ein Kirchengericht der Eparchie Neftekamsk vorgeladen, ihm wird die Aberkennung der Priesterwürde angedroht. Allerdings hatte er schon in seinem Brief an Metropolit Nikon erklärt, dessen Anordnungen als nichtig zu betrachten. Der Fall wurde von kritischen orthodoxen Bloggern aufgegriffen; Pjort selbst betreibt seit kurzer Zeit Kanäle auf YouTube und Telegram sowie einen Blog auf LiveJournal. Dabei bietet er an, auf LiveJournal und Telegram Informationen von Personen zu veröffentlichen, die anonym bleiben möchten. Das gleiche gilt für seinen YouTube-Kanal, öffentliche Zusammenarbeiten sind jedoch auch willkommen. In seinen YouTube-Videos schildert er bisher Skandale in der Kirche und kommentiert die Antikriegsproteste in Baschkortostan im Januar 2024. Es waren die umfangreichsten Proteste in Russland seit dem Beginn des Kriegs, von den Behörden wurden sie entschlossen niedergeschlagen. Den Teilnehmern rät Priestermönch Pjotr zur Flucht.

In einem Interview mit dem russischen Dienst der BBC erklärte Pjotr, dass er schon seit rund einem Jahr nicht mehr in der ROK diene. Auf seinen Schritt an die Öffentlichkeit habe er viele Reaktionen erhalten, Hunderte hätten sich bei ihm gemeldet, um ihn zu bestärken. Das Schweigen der großen Mehrheit der russischen Geistlichen zum Krieg gegen die Ukraine erklärte er mit deren Abhängigkeit vom Moskauer Patriarchat. Viele hätten keinen anderen Beruf, Kinder und wenig finanzielle Mittel, deshalb wollten sie das Risiko einer abweichenden Meinung nicht eingehen, wofür er Verständnis zeigte. (NÖK)

The Illusion of Unity: Patriarch Kirill’s Ideological Ultimatum to the Church
Blog chapnin rok und repressionen

Anhand des Falls von Erzpriester Uminskij analysiert Sergei Chapnin die repressive und autoritäre Vorgehensweise der Leitung der Russischen Orthodoxen Kirche in enger Kooperation mit dem Staat sowie mögliche Entwicklungen der russischen Orthodoxie.


Letter to Russia: The Importance of Finding Those Who Are United in Spirit
Letter to russia

In der Russischen Orthodoxen Kirche gibt es neben der offiziellen Linie viele Kriegsgegner, die nicht wissen, wie sie sich verhalten sollen. Priester Andrei Kordochkin versucht, die Betroffenen zu trösten und zu beraten.


‘At the heart of Christianity is the rejection of violence’
Hintergrund kara murza zu rok und krieg

2022 wurde Vladimir Kara-Murza, einer der bekanntesten Oppositionellen Russlands, wegen seiner Kritik am Regime und dessen Krieg gegen die Ukraine zu 25 Jahren Haft verurteilt. In einem Artikel aus dem Gefängnis schildert er seine Trauer über die Haltung der Russischen Orthodoxen Kirche zum Krieg.


Prayer Forced Me to Leave the Russian Orthodox Church
Blog athanasius bukin

Priestermönch Athanasius (Bukin) hat die Russische Orthodoxe Kirche aufgrund ihrer Haltung zum Krieg gegen die Ukraine verlassen. Hier schildert er den schwierigen und schmerzhaften Prozess der Loslösung von seiner Kirche.


An Act of Lighthearted Betrayal: How Moscow's Official Church Hunts Down Her Anti-War Priests
Blog chapnin koval

Am Beispiel des Moskauer Priesters Ioann Koval zeigt Sergei Chapnin auf, wie das Moskauer Patriarchat mittels Einschüchterung seine Geistlichen unter Kontrolle hält. Koval hat seinen Priesterrang verloren, weil er in einem Gebet das Wort "Sieg" durch "Frieden" ersetzte.


Warum habt ihr die Wahrheit Gottes vergessen?
Chapnin rok bischoefe patriarchia.ru

In einem offenen Brief an die orthodoxen Bischöfe in Russland prangert Sergej Chapnin deren Schweigen zum russischen Krieg gegen die Ukraine an und fordert sie auf, Verantwortung zu übernehmen, und aufzuhören, den Krieg zu rechtfertigen.