Russland: Geistlicher wendet sich von orthodoxer Kirche ab
In der Metropolie Ufa und Baschkortostan der Russischen Orthodoxen Kirche (ROK) hat ein Geistlicher den leitenden Metropoliten Nikon (Vasjukov) in einem Brief, den er auf VK veröffentlicht hat, scharf kritisiert. Priestermönch Pjotr (Stepanov) warf dem Metropoliten vor, sich zu bereichern und den orthodoxen Glauben in seiner Umgebung zu zerstören. Zudem kritisierte er ihn für seine Unterstützung für Russlands Krieg gegen die Ukraine. Mit seinen Handlungen habe der Metropolit die „Hände der Mutter (Kirche) bis zu den Ellbogen in das Blut ukrainischer und russischer Menschen getaucht“. Er habe sich von Gott abgewandt und dem Teufel Treue geschworen. Von der Kanzel „rufen Sie zu Liebe auf, aber selbst unterstützen sie den blutigen Krieg“, kritisierte ihn Priestermönch Pjotr weiter. Damit habe er wie alle Bischöfe, die diesen Krieg unterstützen, seinen bischöflichen Segen verloren. Seine Sakramente seien ungültig, solang er nicht bereue. Abschließend sagte er sich von Metropolit Nikon und der ganzen ROK los.
Wegen des Briefs wurde Priestermönch Pjotr vor ein Kirchengericht der Eparchie Neftekamsk vorgeladen, ihm wird die Aberkennung der Priesterwürde angedroht. Allerdings hatte er schon in seinem Brief an Metropolit Nikon erklärt, dessen Anordnungen als nichtig zu betrachten. Der Fall wurde von kritischen orthodoxen Bloggern aufgegriffen; Pjort selbst betreibt seit kurzer Zeit Kanäle auf YouTube und Telegram sowie einen Blog auf LiveJournal. Dabei bietet er an, auf LiveJournal und Telegram Informationen von Personen zu veröffentlichen, die anonym bleiben möchten. Das gleiche gilt für seinen YouTube-Kanal, öffentliche Zusammenarbeiten sind jedoch auch willkommen. In seinen YouTube-Videos schildert er bisher Skandale in der Kirche und kommentiert die Antikriegsproteste in Baschkortostan im Januar 2024. Es waren die umfangreichsten Proteste in Russland seit dem Beginn des Kriegs, von den Behörden wurden sie entschlossen niedergeschlagen. Den Teilnehmern rät Priestermönch Pjotr zur Flucht.
In einem Interview mit dem russischen Dienst der BBC erklärte Pjotr, dass er schon seit rund einem Jahr nicht mehr in der ROK diene. Auf seinen Schritt an die Öffentlichkeit habe er viele Reaktionen erhalten, Hunderte hätten sich bei ihm gemeldet, um ihn zu bestärken. Das Schweigen der großen Mehrheit der russischen Geistlichen zum Krieg gegen die Ukraine erklärte er mit deren Abhängigkeit vom Moskauer Patriarchat. Viele hätten keinen anderen Beruf, Kinder und wenig finanzielle Mittel, deshalb wollten sie das Risiko einer abweichenden Meinung nicht eingehen, wofür er Verständnis zeigte. (NÖK)
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