Russland: Ökumenisches Patriarchat rehabilitiert Erzpriester Uminskij
Die Hl. Synode des Ökumenischen Patriarchats von Konstantinopel hat am 27. Februar die Aberkennung der Priesterwürde von Alexej Uminskij aufgehoben und ihn wieder in den Stand eines Erzpriesters gesetzt. Uminskij hatte gegen die Aberkennung seiner Priesterwürde Berufung beim Ökumenischen Patriarchen Bartholomaios eingereicht, die dieser annahm. Nach „sorgfältiger Prüfung“ der Angelegenheit sei Patriarch Bartholomaios zum Schluss gekommen, dass das kirchliche Urteil über Uminskij nicht auf „kirchlichen Kriterien“ beruhte, sondern auf seiner „gerechten Ablehnung des Kriegs gegen die Ukraine“, heißt es im Kommuniqué des Ökumenischen Patriarchats. Deshalb habe er der Hl. Synode die Rehabilitation von Erzpriester Uminskij vorgeschlagen, was diese einstimmig annahm. Patriarch Bartholomaios ging zudem auf die Bitte Uminskijs ein, ihn in seine Jurisdiktion aufzunehmen.
Dem prominenten Moskauer Geistlichen war kurz nach seiner Suspendierung im Schnellverfahren die Priesterwürde aberkannt worden, weil er sich weigerte, bei jedem Gottesdienst, wie vom russischen Patriarchen angeordnet, ein Gebet über die Heilige Rus zu beten. Patriarch Kirill bestätigte kurz darauf das Urteil, womit es rechtskräftig wurde. Der tatsächliche Grund für Uminskijs Bestrafung ist wohl seine wiederholte Kritik an Russlands Krieg gegen die Ukraine und an dessen Unterstützung durch die Russische Orthodoxe Kirche (ROK). Schon vor dem Krieg war Uminskij einer der wenigen Geistlichen der ROK, der offen mit der Opposition sympathisierte und sich kritisch über die russische Regierung äußerte.
Gleichzeitig mit der Rehabilitation Uminskijs begann in Slavjansk am Kuban ein Gerichtsverfahren gegen einen Geistlichen der Orthodoxen Kirche Russlands. Erzbischof Viktor (Pivovarov) wird wiederholte Diskreditierung der russischen Armee vorgeworfen, insbesondere ein Artikel über Russlands Angriffskrieg gegen die Ukraine wird ihm angelastet. Schon im März 2023 war Erzbischof Viktor zu einer Buße verurteilt worden, ebenfalls wegen Diskreditierung der Streitkräfte. Bis 2009 war Viktor als Erzbischof von Slavjansk und Südrussland Teil der ROK. (NÖK)
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