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Russland: Patriarch trifft Leiter protestantischer Kirchen

27. Juni 2024

Der russische Patriarch Kirill hat die guten Beziehungen zu den protestantischen Kirchen in Russland betont. Das Oberhaupt der Russischen Orthodoxen Kirche (ROK) empfing am 18. Juni in seiner Residenz im Danilov-Kloster in Moskau die Leiter und weitere Vertreter verschiedener protestantischer Kirchen, die Mitglieder des Christlichen interkonfessionellen konsultativen Komitees sind. Das Komitee vereint seit 1996 orthodoxe, römisch-katholische und protestantische Kirchen in den Ländern der GUS und des Baltikums, die sich für den Schutz traditioneller Werte einsetzen.

Am Treffen nahmen Vertreter der Evangeliumschristen, Lutheraner, Baptisten, Adventisten und Pfingstgemeinden teil. Von der ROK waren neben dem Patriarchen Vertreter des Außenamts sowie dessen Leiter, Metropolit Antonij (Sevrjuk), anwesend. Patriarch Kirill betonte die guten Beziehungen zwischen den Mitgliedskirchen des Komitees. Diese würden säkularen Menschen zeigen, dass Christen nicht stritten, sondern zusammenarbeiteten und gemeinsame Positionen erarbeiteten, um mit der Gesellschaft und dem Staat einen Dialog zu führen. Als Beispiel führte er die gemeinsame Sitzung des Interreligiösen Rats Russlands und des Komitees an, an der sie Änderungsvorschläge an der russischen Verfassung diskutiert hatten, die später angenommen wurden.

Patriarch Kirill thematisierte zudem die „beispiellose Verfolgung“ der Ukrainischen Orthodoxen Kirche (UOK) durch die staatlichen Behörden der Ukraine. Geistliche und Laien würden lediglich aufgrund ihrer Religionszugehörigkeit verhaftet. Er „wunderte“ sich, dass westliche Verteidiger der Menschenrechte und der Religionsfreiheit auf diese Verfolgungen nicht reagierten. Diese Art von „Verletzungen der Menschenrechte und Religionsfreiheit werden im Westen nicht bemerkt“, betonte der Patriarch. Druck auf orthodoxe Gläubige werde auch im Baltikum ausgeübt, wo die Regierungen versuchten, die Kirche in politische Streitereien hineinzuziehen, beklagte er.

Die Vertreter der protestantischen Kirchen hoben die Rolle des Patriarchen bei der Konsolidierung der christlichen Konfessionen in Russland hervor. Zudem würdigten sie sein Engagement beim Aufbau einer konstruktiven Zusammenarbeit mit den russischen Protestanten, das auf die Bestätigung evangelischer Werte, des Friedens und der Einigkeit in der Gesellschaft ziele.

Unerwähnt blieb die Verfolgung protestantischer Kirchen in Russland. So sind die Kirchen „Neue Generation“ (Novoe pokolenie) und „Wiedergeburt“ (Vozrozhdenie) als unerwünschte Organisationen eingestuft worden und sind somit praktisch verboten. Gegen den früheren Baptistenleiter Jurij Sipko wurde 2023 ein Verfahren wegen „Diskreditierung der russischen Streitkräfte“ eingeleitet, er hat Russland verlassen. Am 14. Juni 2024 wurde der baptistische Bischof Albert Ratkin, ein Mitstreiter Sipkos und erklärter Kriegsgegner, zum ausländischen Agenten erklärt. Auch gegen ihn hatten die Behörden 2023 ein Verfahren eröffnet. (NÖK)