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Russland: Patriarch verurteilt Angriffe auf Kirchen und Synagoge in Dagestan

27. Juni 2024

Der russische Patriarch Kirill hat den Betroffenen der Terroranschläge auf Kirchen und eine Synagoge in der nordkaukasischen Teilrepublik Dagestan sein Beileid ausgesprochen. Er sei „zutiefst erschüttert“ über die Angriffe in der Republikhauptstadt Machatschkala und in Derbent, bei denen Polizisten und Zivilisten getötet wurden. Der „Feind“ lasse nicht von seinen Versuchen ab, den „interreligiösen Frieden und die Einigkeit in unserer Gesellschaft zu zerstören“. Dazu wähle er als Zielscheibe Objekte, die Gläubigen heilig seien. Zweifellos sei das Ziel, das „Feuer der Feindschaft zu schüren sowie den Samen des Hasses und der gegenseitigen Entfremdung einzupflanzen“. Es sei auch kein Zufall, dass die Angreifer mit Pfingsten einen der heiligsten Feiertage der Orthodoxen gewählt hätten.

Weiter zeigte sich Patriarch Kirill überzeugt, dass die Sicherheitskräfte die Verbrechen in Kürze aufklären und die Verantwortlichen ihrer Strafe zuführen würden. Es müsse alles dafür getan werden, um nur schon die „Möglichkeit von Versuchen zur Radikalisierung des religiösen Lebens auszuschließen“ und „jegliche Erscheinungen von Extremismus und interethnischer Feindschaft zu unterbinden“. In einem gesonderten Beileidschreiben teilte Patriarch Kirill Erzbischof Varlaam (Ponomarjov) von Machatschkala und Grozny seine „riesige Trauer“ über die „grausamen Übeltaten“ mit. Besonders betroffen zeigte er sich über die Ermordung von Erzpriester Nikolaj Kotelnikov, der in seiner Kirche in Derbent von den Angreifern getötet wurde.

Am 23. Juni hatte eine Gruppe Bewaffneter in Derbent zwei orthodoxe Kirchen und eine Synagoge angegriffen. Wenig später startete eine zweite Gruppe einen Angriff auf einen Posten der Verkehrspolizei in Machatschkala und verbarrikadierte sich daraufhin in der orthodoxen Kathedrale. Am Morgen des 24. Juni erklärten die Behörden, die Gefahr für die Bevölkerung sei „liquidiert“ worden, und beendeten die Antiterroroperation offiziell. Der Präsident der Republik Dagestan, Sergej Melikov, verhängte eine dreitägige Staatstrauer. Bei den Anschlägen kamen mindestens 20 Menschen ums Leben, darunter 15 Polizisten sowie mehrere Zivilisten und Terroristen. Melikov hat angekündigt, die beschädigten Kirchen und die Synagoge so bald wie möglich wieder aufzubauen. Die Synagoge in Derbent, die im 19. Jahrhundert gebaut und 2009 völlig renoviert wurde, sei beim Angriff und einem dadurch ausgebrochenen Feuer im Inneren fast vollständig zerstört worden. Eine der angegriffenen orthodoxen Kirche in Derbent habe ebenfalls beträchtliche Schäden erlitten.

Vladimir Legojda, der Leiter der Synodalabteilung für die Beziehungen der Kirche zur Gesellschaft und den Medien, erklärte, dass die Geistlichen der Eparchie Machatschkala den Betroffenen und ihren Angehörigen alle ihnen mögliche Hilfe leisteten. Zudem beteten der Patriarch und die ganze Russische Orthodoxe Kirche (ROK) für die Getöteten und Verwundeten. Die Gesellschaft und die Regierung müssten alles dafür tun, dass „solche terroristischen Ausfälle ausgeschlossen sind“, schrieb Legojda weiter. Es gebe keine Rechtfertigung für Angriffe auf Geistliche und religiöse Anlagen, egal welcher Glaubensgemeinschaft sie angehörten.

Auch der Vorsitzende der Bischofskonferenz der römisch-katholischen Bischöfe in Russland, Erzbischof Paolo Pezzi, rief in einem Beileidsschreiben zum Gebet für die Toten und Verletzten auf. Die „abscheuliche Tat“, die das „menschliche Leben“ und „religiöse Heiligtümer“ verachte, verdiene die „schärfste Verurteilung“. Der ehemalige Moskauer Oberrabbiner Pinchas Goldschmidt zeigte sich auf X sehr besorgt über die Ereignisse und versicherte die Betroffenen seiner Gebete. Aufgrund von Vermutungen, dass der IS für die Attacken verantwortlich sei, warf er den russischen Sicherheitsdiensten vor, ihre Ressourcen zu missbrauchen, um friedliche Bürgerinnen und Bürger, die gegen den Krieg sind, zu unterdrücken und töten, statt den IS und den Terrorismus zu bekämpfen. (NÖK)