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Russland: Patriarch fordert neue politische Ausrichtung der ukrainischen Führung

16. Januar 2025

Der russische Patriarch Kirill hat zu Weihnachten wieder einmal die ukrainische Führung und den moralischen Zerfall des Westens kritisiert. Zudem beschwor er die Einheit des russischen und ukrainischen Volkes und gab die Schuld an Russlands Krieg gegen die Ukraine ausländischen Akteuren. So sagte er in einem Weihnachtsinterview mit dem Generaldirektor der russischen Nachrichtenagentur TASS, das auf dem Fernsehsender Rossija-1 ausgestrahlt wurde, dass es trotz der engen Beziehungen zwischen Russen und Ukrainern so „leicht gelungen“ sei, „Hass zu schüren und die Sache zu einem bewaffneten Konflikt zu führen“, sei ein Beweis dafür, dass sehr große Anstrengungen zur „Benebelung des ukrainischen Volks“ unternommen worden seien. Er glaube aber, dass dieser Zustand eine kurzlebige Erscheinung sei, „wie eine Narkose“. Nach dem Erwachen aus einer Narkose kehre der Mensch in die Realität zurück und hinterfrage dabei auch die Erscheinungen, die er während der Narkose erlebt habe.

Patriarch Kirill hofft, dass das gleiche mit dem ukrainischen Volk geschehen werde, dass die „Verblendung“ vergehe und die Menschen begriffen, dass eine „Spezialoperation äußerer Kräfte“ auf sie gewirkt habe, die auf den „Bruch des einigen Volks zielt“. Zur „Erleuchtung“ der ukrainischen Bevölkerung und der Beendigung des „brudermörderischen Zwists“ sollten die gemeinsame Geschichte, Kultur und Religion beitragen. Damit das möglichst schnell geschehe, sei es aber wichtig, dass sich die „politische Orientierung der ukrainischen Behörden ändert“, führte der Patriarch weiter aus. Denn von dort, nicht „von unten“, kämen „alle Signale zum Kampf gegen Russland“ und dazu, aus Russland ein Feindbild zu erschaffen. Zudem glaubt er, dass es bereits heute viele Menschen in der Ukraine gibt, die ein Ende des Kriegs und Frieden mit Russland wollten, dies aber aufgrund drohendender staatlicher Repressionen nicht äußern würden.

In der Nacht vom 6. auf den 7. Januar, dem Weihnachtsfest entsprechend dem Julianischen Kalender, leitete der Patriarch eine Reihe Gottesdienste in der Christ-Erlöser-Kathedrale in Moskau. Dort segnete er im Rahmen der Göttlichen Liturgie auf Bitten des russischen Präsident Vladimir Putin Brustkreuze und Ikonen, die dieser russischen Kommandanten schenken wollte, die „besonders wichtige Aufgaben im Gebiet der militärischen Spezialoperation zur Verteidigung des Vaterlands erfüllen“. Kirill betonte nach der Segnung, dass auf den Ikonen der Hl. Großfürst Vladimir abgebildet sei, der „Gründer unseres Staats“, der „mit dem Schwert in der Hand unser Vaterland verteidigt hat“ und noch immer ein Symbol für das „Sammeln des russischen Landes“ sei. Zugleich sei er der Schutzpatron des Präsidenten, deshalb werde das Geschenk für die Soldaten „besonders verständlich und angenehm sein“.

In seiner Weihnachtsbotschaft dankte Patriarch Kirill „besonders“ denjenigen, die in der Ukraine ihren seelsorgerischen Dienst tun und trotz des „Risikos für ihr Leben und die Gesundheit weiterhin die Treue zur kanonischen Orthodoxie bewahren“. Ungeachtet aller Ereignisse und Entwicklungen „sind wir spirituell einig“. Damit missachtete er erneut, dass die Ukrainische Orthodoxe Kirche im Mai 2022 ihre Unabhängigkeit von der Russischen Orthodoxen Kirche erklärt hatte.

In seiner Predigt nach der Göttlichen Liturgie kritisierte Kirill zudem wieder einmal den Westen. Russland habe durch Gottes Gnade einen anderen Weg der zivilisatorischen Entwicklung gewählt, dafür werde es gehasst. Dem Westen schrieb er eine völlige Zerrüttung alles Moralischen zu. Dort seien „Alternativen“ wie gleichgeschlechtliche Partnerschaften zulässig, was bedeute, dass die Sünde gerechtfertigt werde. Die Sünde werde in der „westlichen Philosophie“ fälschlicherweise als alternatives menschliches Verhalten betrachtet und sogar das Verständnis der Sünde an sich sei praktisch verschwunden, führte der Patriarch weiter aus. In Russland hingegen habe sich während seiner schweren Geschichte ein „sehr starker Charakter“ seiner Menschen herausgebildet. Dort finde „heute die Wiedergeburt des Glaubens“ statt, während überall sonst Kirchen geschlossen und umfunktioniert würden. Doch alle physische und andere Gewalt gegen Russland sei vergeblich, denn Gott sei mit Russland, betonte Patriarch Kirill. (NÖK)