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Russland: Metropolit Ilarion in den Ruhestand versetzt

16. Januar 2025

Der Hl. Synod der Russischen Orthodoxen Kirche (ROK) hat an seiner Sitzung vom 27. Dezember 2024 über das weitere Schicksal von Metropolit Ilarion (Alfejev) entschieden. Er wird der Leitung der Eparchie Budapest-Ungarn enthoben und in den Ruhestand versetzt. Als Dienstort wurde ihm die Kirche der heiligen Apostel Petrus und Paulus in Karlovy Vary in Tschechien zugewiesen. Als vorübergehender Leiter der Eparchie Ungarn wurde Metropolit Mark (Golovkov) von Rjazan und Michajlov bestimmt. Der Hl. Synod beschloss auch, die Arbeit der Kommission zur Untersuchung der Zustände in der Eparchie Ungarn abzuschließen, bat aber, sie im Fall neuer Informationen wieder aktivieren zu dürfen. Zudem bat er Patriarch Kirill, Metropolit Ilarion darauf „aufmerksam zu machen“, dass seine „Beziehungen zu seinem engsten Umfeld und seine Lebensweise nicht dem Bild eines Mönchs und Geistlichen entsprechen“.

Metropolit Ilarion war im Juli 2024 vom Hl. Synod suspendiert worden. Grund war ein Skandal, bei dem ihm ein früherer Mitarbeiter sexuelle Übergriffe vorwarf. In Bild-, Video- und Audiodokumenten, die zuerst von der Novaja Gazeta Evropa veröffentlicht worden waren, wurde zudem ein luxuriöser Lebensstil des Metropoliten deutlich. Außerdem äußerte er sich abfällig über Patriarch Kirill und sprach über den unsachgemäßen Umgang mit Spendengeldern. Die Bestrafung Ilarions wird als eher mild eingeschätzt, schließlich wurde ihm sein Rang nicht aberkannt, er darf weiter Dienst tun und wurde in ein europäisches Kurstädtchen versetzt und nicht in die russische Provinz.

In einem Interview mit der russischen Nachrichtenagentur RIA Novosti erklärte Ilarion, er habe die Entscheidung des Hl. Synods mit „Demut und Dankbarkeit“ angenommen. Es seien riesige Anstrengungen unternommen worden, damit er nicht mehr der Kirche dienen könne. Dazu hätten sich „Geheimdienste, Medien, die ausländische Agenten sind, Personen, nach denen international gefahndet wird, Geistliche, denen ihr Rang aberkannt wurde, und militante Atheisten“ zusammengeschlossen. Dabei seien Verleumdungen, Erpressung, Drohungen und gefälschte Beweise eingesetzt worden. Aber die Kirche „hat mich beschützt“, sagte der Metropolit. Er dürfe weiterhin Gottesdienste durchführen, predigen und Sakramente spenden, dafür sei er dankbar.

Schon bei seiner Versetzung nach Budapest 2022 sei er ins Visier westlicher Geheimdienste geraten, erklärte Ilarion weiter. Dabei handelte es sich aber nicht um ungarische Geheimdienste, Ungarn tue alles Mögliche für den Schutz der Religionsfreiheit in Europa. Ungarn habe auch mehrfach verhindert, dass die EU Sanktionen gegen Patriarch Kirill verhängt. Den ungarischen Pass habe er als „Vorsteher einer lokalen religiösen Organisation“ erhalten, wie auch schon einer seiner Vorgänger. Georgij Suzuki, der die Vorwürfe gegen ihn erhoben hatte, habe im Auftrag ausländischer Geheimdienste gehandelt. Zudem habe eine Expertenuntersuchung ergeben, dass Bestandteile der Audio- und Videobeweise gefälscht seien, führte Ilarion weiter aus.

Die Peter-und-Paul-Kirche in Karlovy Vary wurde Metropolit Ilarion lediglich als Dienstort zugewiesen, er wurde nicht zu ihrem Vorsteher ernannt. Vorsteher der Kirche ist Erzpriester Nikolaj Lischtschenjuk, dem von den tschechischen Behörden die Aufenthaltsbewilligung entzogen worden war, weil er russische Interessen vertrete und ein Sicherheitsrisiko sei. Ihm wurde angeordnet, im August 2024 Tschechien zu verlassen. Lischtschenjuk dient aber zusätzlich schon seit November 2022 als Vorsteher der Moskauer Kirche, der Metropolit Ilarion bis zu seiner Versetzung nach Ungarn vorstand. Zugleich übernahm er 2022 von Erzpriester Nikolaj Balaschov den Posten als stellvertretender Leiter des Außenamts des Moskauer Patriarchats, der zuständig für interorthodoxe Beziehungen ist, wobei Metropolit Ilarion von 2009 bis 2022 neben vielen anderen Ämtern in der ROK das Außenamt geleitet und als „Nummer Zwei“ der ROK gegolten hatte. Am 9. Januar 2025 hat Erzpriester Lischtschenjuk vom aktuellen Leiter des Außenamts des Moskauer Patriarchats, Metropolit Antonij (Sevrjuk), den Orden des Hl. Serafim von Sarov erhalten. (NÖK)

Keine Verbannung, sondern ein Standortwechsel

Überraschend hat der Hl. Synod der Russischen Orthodoxen Kirche den langjährigen Leiter des Kirchlichen Außenamts, Metropolit Ilarion, von seinem einflussreichen Posten abberufen. Andrey Shishkov zu den Hintergründen und zum Nachfloger Ilarions im Außenamt.