Russland: Denkmal für gefallene Soldaten bei Kirche eingeweiht
In Nachabino in der Nähe von Moskau ist auf dem Grundstück der Georgskirche ein Denkmal für gefallene Soldaten feierlich enthüllt und geweiht worden. Die Zeremonie wurde von Erzbischof Foma (Mosolov) von Odintsovo und Krasnogorsk geleitet, wobei er das von Patriarch Kirill vorgeschriebene Gebet für die Heilige Rus sprach. Die Initiative zum Denkmal stammt vom Vorsteher der Kirche, Priester Pavel Ostrovskij, der auch ein beliebter orthodoxer Blogger mit einer großen Gefolgschaft in den sozialen Medien ist.
Das Bedürfnis nach einem Monument sei entstanden, nachdem ein Freund in der Ukraine gefallen sei und sein Körper nicht geborgen werden konnte, weshalb kein richtiges Begräbnis möglich gewesen sei, so Ostrovskij. Viele Bekannte von ihm seien ebenfalls gefallen und auch viele Verwandte von Gemeindemitgliedern. Ostrovskij hat das Denkmal selbst entworfen, umgesetzt wurde es von einer jungen Künstlerin. Es verewige das „Gedenken an die Verteidiger des Vaterlands“ und diene als „Symbol für die spirituelle Verbindung der Generationen“, erklärte Ostrovskij auf Telegram.
Das Denkmal stellt Christus dar, wie er einem knienden Soldaten die Hand reicht, offensichtlich der Ikone des Abstiegs in die Unterwelt nachempfunden, erklärt Sergei Chapnin. Auf einigen byzantinischen Ikonen ziehe Christus dabei Adam und Eva sowie andere Gerechte aus der Hölle. Auf dem Denkmal reicht Christus lediglich einer Person – dem Soldaten – die Hand, wobei dieser nicht in der Hölle ist, sondern auf dem Boden kniet. Zudem ist der Soldat bewaffnet, in seinem Gürtel sind eine Pistole und eine Granate. Darunter steht die Inschrift „Heute auferstehe ich mit Dir, der Du auferstanden bist“ und auf dem Bogen über der Darstellung „Vom Tod ins Leben und von der Erde zum Himmel hat Christus uns, die das Lied des Siegs singen, geführt“ – ein offensichtlicher Bezug auf Ostern und die Auferstehung, wie Chapnin ausführt. Dabei werde hier die universelle Auferstehung der Rechtschaffenen durch die „Auferstehung von Besatzern und die Sakralisierung des Imperiums“ ersetzt. Diese „pseudo-theologische Vorstellung, dass der Tod für das Imperium den Weg zum ewigen Leben öffnet“ sei „Häresie“. Offensichtlich illustriere das Monument die Worte Patriarch Kirills, dass der Tod auf dem Schlachtfeld die Soldaten von all ihren Sünden reinwasche.
Hier ortet Chapnin ein „akutes ethisches und theologisches Problem“, da solche Denkmäler der Heroisierung der Besatzer und der Rechtfertigung von Gewalt, darunter gegen Zivilistinnen und Zivilisten, diene. Die Weihe eines solchen Denkmals durch offizielle Vertreter der Russischen Orthodoxen Kirche (ROK) wirke wie die Erfüllung staatlicher Befehle und verzerre die Bedeutung von Leiden und Tod im Christentum. Den orthodoxen Kirchen in Russland wirft er vor, zunehmend Instrumente eines kollektiven Vergessens zu werden, was die Ursachen des Kriegs, seine Konsequenzen und vor allem den Schmerz und die Tragödie realer Menschen in der Ukraine betreffe. Eine ehrliche Diskussion dieser Themen sei dringend nötig, in der russischen Gesellschaft aber fast unmöglich. In diesem Moment sollte es die Mission der Kirche sein, ein Ort des Gebets für alle, die leiden, und für Frieden, nicht den Sieg, zu sein. Priester und Bischöfe nähmen jedoch „enthusiastisch“ an der „ideologischen Mobilisierung der Gesellschaft“ teil und „entwerfen neue Formen der Sakralisierung der Unwahrheit“.
Es ist nicht das erste Denkmal dieser Art, so wurde bei einer Kirche der ROK in der Region Brjansk ebenfalls ein Denkmal für Gefallene errichtet. Am 19. Oktober weihte Patriarch Kirill zudem die Kirche des Großmärtyrers Georg in Rostov am Don. Diese ist die Hauptarmeekirche des südlichen Militärkreises. Bei der Gelegenheit wurden kirchliche Auszeichnungen an Militärangehörige verliehen. In Moskau wird außerdem die künftige Hauptkirche der Veteranen gebaut. Unter den künftigen Altar wurde eine Kapsel mit Erde aus Afghanistan, Syrien und dem Gebiet der „militärischen Spezialoperation“ – Orte, an denen russische Soldaten umgekommen sind – gelegt. Die Bewohner des Stadtviertels, in dem die Kirche gebaut wird, protestieren seit zehn Jahren gegen das Vorhaben, am Ort des einzigen Parks eine Kirche zu bauen. Seit die künftige Kirche 2023 zur Veteranenkirche erklärt wurde, können die Gegner als unpatriotisch und Nicht-Unterstützer des Kriegs diskreditiert werden. (NÖK)

Bei einer Kirche in der Nähe von Moskau wurde ein Denkmal für im Ukraine-Krieg Gefallene enthüllt und vom lokalen Bischof geweiht. Sergei Chapnin kritisiert die Verdrehung des christlichen Verständnisses von Leiden und Tod sowie den Dienst für die Kriegspropaganda.
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