Türkei: Bartholomaios mit "ruhigem Gewissen" im Ukraine-Konflikt
Der Ökumenische Patriarch Bartholomaios hat im Hinblick auf den innerorthodoxen Konflikt um die Unabhängigkeit der Orthodoxen Kirche der Ukraine betont, dass er "ein ruhiges Gewissen" habe. Die Kirche sei "ein lebendiger Organismus", auch wenn es unter seinem Patriarchat nicht nur angenehme, sondern auch unangenehme Ereignisse gegeben habe, sagte Bartholomaios laut einem Bericht des Pro-Oriente-Informationsdienstes in Istanbul. Wörtlich meinte der Patriarch demnach unter Bezugnahme auf die "unangenehme Situation mit dem Patriarchat von Moskau wegen des Ukraine-Problems": "Das unangenehmste Ereignis im Leben der Mutterkirche ist das, was Schwesterkirchen, die vom Ökumenischen Patriarchat Wohltaten empfangen hatten, ihr angetan haben."
Das Ökumenische Patriarchat und er selbst hätten ein ruhiges Gewissen, "weil wir nur unsere Pflicht erfüllen. Wir bewahren und verteidigen die Rechte und kanonischen Privilegien, die die ökumenischen Konzilien der Kirche von Konstantinopel verliehen haben", so Bartholomaios weiter. Die Kirche von Konstantinopel habe im Fall der Ukraine "nichts anderes und nicht mehr" getan als in früheren Jahren und Jahrhunderten bei der Verleihung der Autokephalie an viele andere Kirchen getan worden sei.
Der Ökumenische Patriarch von Konstantinopel hatte Anfang des Jahres die neu gegründete Orthodoxe Kirche der Ukraine (OKU) anerkannt, die im Land mit der Ukrainischen Orthodoxen Kirche des Moskauer Patriarchats konkurriert. Der Schritt führte zum Bruch zwischen Konstantinopel und dem Moskauer Patriarchat. Die neue ukrainische Kirche ist in der Weltorthodoxie isoliert. Ende Oktober bestätigte aber auch das Oberhaupt der Orthodoxen Kirche von Griechenland, Erzbischof Hieronymos (Liapis), per offiziellem Schreiben die Anerkennung der neu gegründeten Kirche.
Er sei der Orthodoxen Kirche von Griechenland für das "gute Beispiel" dankbar, unterstrich denn auch Bartholomaios I. "Wir erwarten die Fortsetzung durch andere Schwesterkirchen, es wird sie geben, komme da, was da wolle", wird der Ökumenische Patriarch zitiert. Konstantinopel gehe auf dem Weg voran, "der vom Herrn der Kirche des ersten Throns vorgezeichnet wurde".
In der Orthodoxen Kirche von Griechenland gibt es unterdessen aber auch weiter Widerstand gegen die Anerkennung der OKU. Die beiden Metropoliten Seraphim (Stergiulis) von Kythera und Seraphim (Mentzelopoulos) von Piräus, die sich mehrfach in scharf gegen die Anerkennung ausgesprochen hatten, treten jetzt dafür ein, dass die Oberhäupter der autokephalen orthodoxen Kirchen auch ohne Zustimmung Konstantinopels zu einer Panorthodoxen Synode zur Behandlung des Ukraine-Problems zusammentreten sollten. Der Metropolit von Piräus bezeichnete zudem die "beispiellose Legalisierung der Schismatiker" in der Ukraine als "Verbrechen". (Quelle: Katholische Presseagentur Kathpress, www.kathpress.at)