Ukraine: Ukrainische Orthodoxe Kirche feiert 30 Jahre Autonomie
Anlässlich des 30-Jahr-Jubiläums der Autonomie der Ukrainischen Orthodoxen Kirche (UOK) hat deren Oberhaupt, Metropolit Onufrij (Berezovskij) von Kiew, von einer „riesigen Verantwortung“ gesprochen, die auf ihren Mitgliedern liege. Angesichts des „schwierigen historischen Wegs“ hänge die Zukunft der UOK von „unserer Standfestigkeit im Glauben, unserer Treue zur Kirche, Treue zu ihren Lehren und ihrer kanonischen Tradition“ ab, so der Metropolit.
Am 28. Oktober 2020 jährte sich die Gewährung der Autonomie an die UOK durch den damaligen russischen Patriarchen Aleksij II. zum 30. Mal. Mit diesem Schritt erhielt die UOK weitreichende Kompetenzen, die es ihr ermöglichen, sich selbst zu verwalten, auch wenn sie weiterhin dem Moskauer Patriarchat untersteht. Anlässlich des Jubiläums wurden in den Kirchen und Klöstern in der ganzen Ukraine Dankesgottesdienste abgehalten, zugleich wurde für Frieden in der Ukraine und die Einheit der Orthodoxie sowie ein Ende der Coronavirus-Epidemie gebetet. Großveranstaltungen waren aufgrund der Einschränkungen zur Bekämpfung der Pandemie nicht möglich.
In seiner Rede an einer internationalen Konferenz, die dem Jubiläum gewidmet war, erklärte Onufrij, die Autonomie sei die „Voraussetzung für die vollwertige Erfüllung der Mission unserer Kirche im unabhängigen ukrainischen Staat“ gewesen. In den Jahren seit 1990 sei es zu einer „umfangreichen spirituellen Wiedergeburt“ gekommen. Tausende Kirchen und Hunderte Klöster seien wiedereröffnet sowie zahlreiche Bildungseinrichtungen und Wohltätigkeits- und Aufklärungsorganisationen neu aufgebaut worden. Zudem habe die UOK völlig neue Tätigkeitsfelder im Fernsehen, Radio, Internet und in den sozialen Netzwerken erschlossen.
Andererseits seien die letzten 30 Jahre von der „schweren Wunde des Schismas“ geprägt gewesen, führte Metropolit Onufrij weiter aus. Die UOK habe beständig die kanonischen Prinzipien der Kirche gegen Abtrünnige verteidigen müssen. Das Schisma sei auch heute nicht überwunden, sondern habe sich sogar noch vertieft. Die UOK sei mit „zahlreichen gewaltsamen Besetzungen“ ihrer Kirchen und der „offen diskriminierenden Politik der Staatsmacht“ konfrontiert. Der kirchliche Konflikt in der Ukraine sei „heute eines der zentralen Probleme der ganzen Weltorthodoxie“.
Dem Jubiläum war auch die diesjährige, 12. Ausgebe der internationalen wissenschaftlichen Konferenz „Spirituelle und weltliche Bildung: Geschichte ihrer Wechselbeziehung – Gegenwart – Perspektiven“ an der Geistlichen Akademie Kiew gewidmet. Dabei wurde die Publikation „Vereinigung der Kiewer Metropolie mit der Russischen Orthodoxen Kirche 1678–1686. Untersuchungen und Dokumente“ vorgestellt. Der Band soll eine vollständige Sammlung der Archivdokumente zu diesem Thema enthalten, von denen viele erstmals in dieser Form der Forschung zur Verfügung gestellt würden. Außerdem wurde am 27. Oktober eine Jubiläumsausstellung eröffnet, an der Auszeichnungen und Geschenke an Vertreter der UOK sowie Kreuze, Medaillen, seltene Buchausgaben und zahlreiche historische Fotografien zu sehen sind. (NÖK)