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Schweiz: ÖRK hält an Rundem Tisch zur Ukraine fest

29. Juni 2023

Am Treffen des Zentralausschusses des Ökumenischen Rats der Kirchen (ÖRK) haben der ÖRK-Generalsekretär Pastor Jerry Pillay und der Vorsitzende des Zentralausschusses, Bischof Heinrich Bedford-Strohm, ihre Idee eines Runden Tischs zur Ukraine unter Einbezug der Russischen Orthodoxen Kirche (ROK) bekräftigt. An einer Pressekonferenz wurde gefragt, ob eine Teilnahme der ROK an Gesprächen nicht der Einheit der Kirchen schaden könnte. Daraufhin betonte der Generalsekretär, der ÖRK habe unmissverständlich klar gemacht, wie er zum Krieg gegen die Ukraine stehe, und auch der ROK „klar kommuniziert, dass der ÖRK den Krieg als illegal und moralisch verwerflich erachtet“.

Generalsekretär Pillay erklärte an der Pressekonferenz weiterhin, er halte das Vorgehen des ÖRK, die Mitgliedschaft der ROK nicht zu suspendieren, für „sehr umsichtig“. Viele andere Kirchen setzten sich auch für den Frieden ein, hätten aber im Gegensatz zum ÖRK „keinen Kontakt mit Moskau herstellen können“. Er hoffe weiterhin, dass der vom ÖRK geplante Runde Tisch, an dem sowohl die beiden orthodoxen Kirchen der Ukraine wie auch die ROK teilnehmen sollen, schon im Oktober in Genf stattfinden kann. Auch Bedford-Strohm sprach sich für diese Form des Dialogs aus, denn wenn „wir nicht die Hoffnung hätten, dass der Dialog etwas bewirken kann, würden wir uns nicht dafür einsetzen“.

Der Vorschlag, einen Runden Tisch zu organisieren, wurde denn auch dem Zentralausschuss vorgelegt. Die Idee, die schon zuvor kritisiert wurde, stieß auch im Zentralausschuss teilweise auf Ablehnung. So sagte Pfarrer Serge Fornerod von der Evangelisch-reformierten Kirche Schweiz, die Idee des Runden Tischs lege nahe, es gebe etwas zu verhandeln. Aber das sei nicht der Fall, es seien auch keine Vorträge zu gerechtem Krieg, heiligem Krieg oder ungerechter Aggression oder historischen Rechtfertigungen nötig. Es sei „nicht eine ‚Sorge‘, wie es im Bericht heißt, dieser Missbrauch ist einfach nicht akzeptabel“, fuhr Fornerod fort. Als einziges gelte „zu akzeptieren, dass internationales Recht nicht so gebrochen werden kann“.

Die ROK war mit einer fünfköpfigen Delegation unter Metropolit Antonij (Sevrjuk), dem Leiter des Außenamts des Moskauer Patriarchats, an dem Treffen anwesend. Am 21. Juni, dem ersten Tag der Zusammenkunft, trafen sich Antonij und ein Teil seiner Delegation mit der ÖRK-Leitung, darunter Jerry Pillay und Bischof Heinrich Bedford-Strohm. Bei dem laut dem Moskauer Patriarchat langen Gespräch diskutierten die Beteiligten ein „breites Spektrum an Fragen, die auf der Agenda des ÖRK stehen“.

Der russische Patriarch Kirill ließ ein Gratulationsschreiben zum 75. Jahrestag der Gründung des ÖRK, der an der Tagung des Zentralausschusses ebenfalls gefeiert wurde, übermitteln. Darin verwies er auf die angespannte geopolitische Lage zur Zeit des Beitritts der ROK 1961 mitten im Kalten Krieg. Heute herrsche wieder ein großer geopolitischer Konflikt, besonderen Schmerz bereiteten ihm die „tragischen Ereignisse in der Ukraine“. Dabei stellte er seine Kirche, die den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine offen unterstützt, als Kraft des Friedens dar: die Position des Moskauer Patriarchats sei „klar und unmissverständlich“, es rufe dazu auf, nicht „zuzulassen, dass dieser Konflikt weiter eskaliert“. Das Blutvergießen müsse schnellstmöglich beendet werden sowie „jegliche Verfolgung aus religiösen, politischen oder sprachlichen Gründen“. In diesem Zusammenhang lobte er ausdrücklich Jerry Pillay und die aktuelle und frühere Leitung des ÖRK, die in den letzten Monaten mehrmals nach Moskau und Kyjiw gereist seien. Da „regelmäßig Aufrufe zu hören sind, sich vom Dialog loszusagen und zur Sprache der Ultimaten und Drohungen überzugehen“, sei die „friedensstiftende Rolle des ÖRK“ besonders hervorzuheben. Es sei wichtig, die „Brücken des Austauschs“, die während Jahrzehnten aufgebaut wurden, zu bewahren. Diese Position teile auch die Leitung des ÖRK und die überwältigende Mehrheit der Mitgliedskirchen, wie die Vollversammlung im September 2022 gezeigt habe. Auf die Idee des Runden Tischs ging Kirill aber nicht explizit ein.

Die Tagung des Zentralausschusses fand vom 21. bis 27. Juni in Genf statt. Der Zentralausschuss dient zwischen den Vollversammlungen als Leitungsgremium des ÖRK und tagt normalerweise alle zwei Jahre. Er setzt die Entscheide der Vollversammlung um und kontrolliert die ÖRK-Programme und das Budget. Zudem wählt er den Exekutivausschuss, der sich zwei Mal jährlich trifft. Die 148 Mitglieder des Zentralausschusses wurden von der Vollversammlung im September aus den Delegierten gewählt. (NÖK)