Europäische Union: Bischöfe rufen EU-Länder zu neuer Friedensvision auf
Die katholischen Bischöfe der Europäischen Union rufen die EU-Länder dazu auf, "eine erneuerte Vision für Gerechtigkeit und Frieden anzubieten". So steht es in der Schlusserklärung der Herbstvollversammlung 2023 der Kommission der Europäischen Bischofskonferenzen COMECE, die Anfang November in Brüssel stattfand. In ihrer Mitteilung spricht die EU-Bischofskommission von tiefer Sorge über die schwerwiegende Verschlechterung der internationalen Sicherheit und des Friedens. Russlands Krieg gegen die Ukraine, der Schmerz des armenischen Volkes im Kaukasus und das Leid der Zivilbevölkerung in Israel und Palästina führten zu internationaler Polarisierung und regionaler Instabilität, was auch die europäischen Gesellschaften zu spüren bekämen. Ängste würden geschürt, Dialog geschwächt und der soziale Zusammenhalt bedroht, heißt es in der COMECE-Mitteilung.
Die Bischöfe verurteilen "aufs Schärfste alle Formen und Ausprägungen von Antisemitismus, Radikalisierung und Fremdenfeindlichkeit, die oft zu gewalttätigem Extremismus und Terrorismus führen". Das alles sei in mehreren europäischen Ländern auf dem Vormarsch. Mit Blick auf die Europawahlen 2024 ruft die COMECE-Versammlung die Staats- und Regierungschefs der EU sowie alle europäischen Bürgerinnen und Bürger dazu auf, auf ein Europa hinzuarbeiten, "das sein Potenzial zur Beilegung von Konflikten und zum Entzünden von Hoffnungsschimmern voll ausschöpft und als geeinte, vertrauensvolle und integrierende Kraft auftritt, die demokratische Grundsätze und Rechtsstaatlichkeit innerhalb und außerhalb seiner Grenzen hochhält".
Die COMECE ermutigt auch die europäischen und nationalen politischen Vertreter, eine aktive Rolle bei der Gestaltung einer erneuerten Vision für Stabilität, Gerechtigkeit und Frieden zu spielen und diese dem Kontinent und der Welt anzubieten. "Die Europäische Union sollte nicht der Logik des Krieges nachgeben, sondern neue Prozesse des Dialogs einleiten und eine kohärente Friedensdiplomatie entwickeln". Darüber hinaus möge die EU "eine Führungsrolle beim Wiederaufbau einer globalen Friedensarchitektur übernehmen, die auf einem wirksamen Multilateralismus und der Achtung des Völkerrechts beruht", heißt es in der Erklärung.
Die Erklärung entstand im Anschluss an eine Reihe von Gesprächen mit hochrangigen Vertretern der EU und der Kirchen. Dieser Dialog bot den EU-Bischöfen nicht nur die Gelegenheit, die aktuellen Krisen in der europäischen Nachbarschaft zu erörtern, sondern auch über die sozioökonomischen und demokratischen Herausforderungen im Hinblick auf die Wahlen 2024 nachzudenken. Gäste bei den Beratungen waren u.a. der Lateinische Patriarch von Jerusalem, Kardinal Pierbattista Pizzaballa, und das Oberhaupt der Ukrainischen Griechisch-Katholischen Kirche, Großerzbischof Svjatoslav Schevtschuk. Auch mit den Europaparlaments-Vizepräsidenten Othmar Karas und Pedro Silva Pereira tauschten sich die Kirchenvertreter aus, ebenso mit Federica Mogherini, Rektorin des Europakollegs und ehemalige Hohe Vertreterin der Europäischen Union für Außen- und Sicherheitspolitik. (Quelle: Katholische Presseagentur Kathpress, www.kathpress.at)