Ukraine: Katholische Bischöfe ermutigen nach diplomatischem Eklat
Nach der Auseinandersetzung zwischen dem ukrainischen und dem amerikanischen Präsidenten im Weißen Haus hat das Oberhaupt der Ukrainischen Griechisch-Katholischen Kirche (UGKK), Großerzbischof Svjatoslav Schevtschuk, den Gläubigen Mut zugesprochen. Dabei bezeichnete er Gott als den „einzigen echten Verbündeten“. Die letzte Februarwoche werde als Phase internationaler diplomatischer Erschütterungen in die Geschichte eingehen. Aber trotz allem wolle er allen Bürgerinnen und Bürgern der Ukraine sagen, „fürchtet euch nicht vor den Starken dieser Welt“. Ungeachtet der „unterschiedlichen Signale aus westlichen Hauptstädten“ seien für einen Sieg der Ukraine ein „kühler Geist, heißes Herz und stabiler Wille“ nötig. Daher könne er im Namen der Ukraine deren Standhaftigkeit weiterhin bekräftigen. Außerdem betonte Schevtschuk, dass es kein Friedensabkommen ohne „Wahrheit und Gerechtigkeit“ geben könne. Heute werde viel über ukrainische Territorien gesprochen, aber die UGKK und der ukrainische Staat beschützten Menschen, ihr Recht auf Leben und ihre Freiheit.
Borys Gudziak, der UGKK-Metropolit von Philadelphia, äußerte sich ebenfalls zu „diesem turbulenten Tag“. Die Begriffe „Einheit, Würde, Standhaftigkeit, Opfer, Dankbarkeit“ bestimmten die zeitgenössische Geschichte der Ukraine und seien während des russischen Kriegs gegen die Ukraine noch wichtiger geworden. Er betonte, dass das ukrainische Volk – Soldaten und Zivilistinnen, die Regierung, Kirche und Zivilgesellschaft – dem „amerikanischen Volk und allen Menschen guten Willens auf der ganzen Welt zutiefst dankbar ist“. Die Unterstützung in Worten, Taten und Gebeten ermögliche es den Ukrainern, sich zu wehren und die „Werte der demokratischen Welt“ zu verteidigen. Am dringendsten brauche die Ukraine Einheit, um einen gerechten Frieden erreichen zu können, nach dem die Ukrainer am meisten strebten und für den sie die größten Opfer brächten.
Unterstützung erhielt die Ukraine auch von Erzbischof Paul Richard Gallagher, dem Außenbeauftragten des Hl. Stuhls. Für den Vatikan sei der Ausgangspunkt für alle Verhandlungen über ein Ende des Kriegs die ukrainische Souveränität und ihre territoriale Unversehrtheit. Worüber genau die Ukrainer verhandeln wollten oder was sie aufzugeben bereit seien, sei „ihre Angelegenheit, und wir müssen sie unterstützen“, sagte Gallagher gegenüber der jesuitischen Monatszeitschrift America. Wenn es um die Zukunft der Ukraine gehe, müsse ihr Volk an den Verhandlungen beteiligt sein. Manchmal sei zwar Vermittlung nötig, aber man könne die Besorgnis der Ukraine verstehen, dass sie offenbar kaltgestellt werde, sagte er mit Blick auf die Verhandlungen zwischen amerikanischen und russischen Diplomaten im Februar in Saudi-Arabien. Zudem wies er die Anschuldigungen des amerikanischen Präsidenten Donald Trump zurück, dass die Ukraine für den Krieg verantwortlich sei.
Der Vorsitzende der amerikanischen Bischofskonferenz, Erzbischof Timothy Broglio, hofft, dass die USA und die internationale Gemeinschaft „beharrlich für einen gerechten Frieden und ein Ende der Aggression arbeiten werden“. In seinen Überlegungen zur Fastenzeit erinnerte er an Papst Franziskus‘ Aufruf zum Mut zum Dialog. Weiter erinnerte er daran, dass in der Vergangenheit jede Besetzung der Ukraine zu Repressionen gegen die katholische Kirche geführt habe; das gelte es zu verhindern. Außerdem verwies er auf die jährliche Kollekte der amerikanischen Bischofskonferenz am Aschermittwoch zugunsten der katholischen Kirche in Mittel- und Osteuropa. Er rief die amerikanischen Katholiken und alle anderen Menschen guten Willens auf, für Frieden in der Ukraine zu beten und großzügig zur Hilfe an „diese leidende und mutige Nation“ beizutragen.
Noch am Tag des Disputs zwischen Zelenskyj und Trump bekräftigten Vertreter der Ukrainischen Amerikanischen Gemeinschaft, vertreten vom Ukrainischen Baptistenkongress Amerikas, der Ukrainischen Katholischen Erzeparchie von Philadelphia, der Ukrainischen Orthodoxen Kirche der USA und des Ukrainischen Kongresskomitees von Amerika, in einem gemeinsamen Statement ihre Unterstützung für einen anhaltenden und konstruktiven Dialog zwischen den Regierungen der USA und der Ukraine mit dem Ziel eines gerechten und dauerhaften Friedens. Ein wahrer Frieden könne nur durch die „Prinzipien von Gerechtigkeit, gegenseitigem Respekt und einem ehrlichen Bekenntnis zur Diplomatie“ erreicht werden. Sie erklärten ihre Unterstützung für einen konstruktiven Dialog, „nicht als Zugeständnis an Aggression, sondern als notwendigen Schritt“ hin zum Frieden. Sie betonten die Wichtigkeit einer „starken amerikanischen Führung“ für globalen Frieden und Sicherheit und hofften auf „Weisheit, Mut und Glauben“ der Verantwortlichen. (NÖK)