USA: Streit um orthodoxe Delegation in Washington
Eine Delegation aus Geistlichen und Laien verschiedener orthodoxer Kirchen in den USA hat sich mit zwei republikanischen Abgeordneten getroffen, um über die „Verfolgung“ der Ukrainischen Orthodoxen Kirche (UOK) in der Ukraine zu sprechen. Die Vertreter der Orthodoxen Kirche in Amerika, der Russischen Orthodoxen Kirche im Ausland, der Antiochenischen Erzdiözese, der Serbischen Orthodoxen Kirche und der Griechischen Orthodoxen Erzdiözese trafen zunächst am 18. November Anna Paulina Luna und am 20. November den Kongressabgeordneten Darrell Issa, der selbst der Antiochenischen Erzdiözese angehört
Catherine Whiteford, die Co-Vorsitzende der nationalen Föderation der Jungen Republikaner und Delegationsmitglied, dankte Issa, der Vizevorsitzender des Ausschusses für auswärtige Angelegenheiten des Repräsentantenhauses ist, für sein „tiefes Verständnis für die Herausforderungen verfolgter Christen weltweit“ und sein Engagement bei der Verteidigung der religiösen Freiheit. In einem weiteren Post auf X dankte Whiteford, die aus privaten Gründen und nicht als Vertreterin der Jungen Republikaner Teil der Delegation war, Anna Paulina Luna und listete die Forderungen der Delegation auf. Diese verlangt ein Ende jeglicher Förderung USA, die „direkt zur Verfolgung religiöser Gruppen beiträgt“. Zudem fordert sie, dass in der Ukraine keine Geistlichen für Kampfeinsätze an der Front eingezogen werden, inhaftierte Geistliche sofort medizinische Versorgung erhalten sowie Geistliche und Journalisten freigelassen werden, die „wegen ihres Glaubens oder wegen des Berichtens über solche Missstände inhaftiert sind“. Das seien grundlegende amerikanische Ideale, die von jedem Verbündeten erwartet würden. Whiteford betonte, dass die Vertreter der orthodoxen Kirchen nicht ein Ende der US-Unterstützung für die Ukraine forderten, sondern nur ein Ende der „religiösen Verfolgung“.
Die Treffen zwischen der Delegation und den Abgeordneten riefen in den USA Kritik hervor. Die amerikanische Politikzeitung The HillThe Hill berichtete bereits im Vorfeld, dass „Lobbyisten und Geistliche mit Verbindungen zur Russischen Orthodoxen Kirche (ROK)“, die eine entschlossene Unterstützerin des russischen Kriegskurses sei, Treffen mit Vertretern der Trump-Administration und mit Abgeordneten im Weißen Haus planten. Einige Abgeordnete forderten laut The Hill von der Generalstaatsanwältin Pam Bondi eine Untersuchung, ob russische Geheimdienste versucht hätten, orthodoxe Kirchen in den USA zu rekrutieren oder zu beeinflussen. Die Archonten des Ökumenischen Patriarchats drückten ebenfalls im Voraus ihre „Bestürzung und Bedauern“ darüber aus, dass „russische orthodoxe Geistliche“, die „Verstärker von Vladimir Putins ungerechtem, unmoralischen und monströsem Krieg gegen die Ukraine sind“, Beamte und Abgeordnete treffen würden. In ihrem Statement verurteilten sie den „irreführenden Versuch, Russlands Verwendung der orthodoxen Kirche als Arm seiner aggressiven Außenpolitik zu legitimieren“. Sie bezeichneten die UOK als „Splittergruppe“, die nach der Gründung der Orthodoxen Kirche der Ukraine (OKU) und der Gewährung der Autokephalie durch den Ökumenischen Patriarchen Teil des Moskauer Patriarchats geblieben sei, obwohl die UOK 2022 ihre Unabhängigkeit erklärt hatte. Zudem unterstellten sie der UOK, Mitglieder der OKU ins Visier zu nehmen und zu töten sowie auf Zivilisten zu zielen, um Angst zu schüren, damit die Bevölkerung sich nicht traut, der OKU beizutreten. Abschließend riefen sie die Trump-Administration auf, die Treffen mit „im Grunde genommen russischen staatlichen Agenten“ abzusagen und Solidarität gegenüber der ukrainischen Bevölkerung und der OKU zu zeigen.
Pastor Mark Burns, der als spiritueller Berater des US-Präsidenten gilt, zeigte sich ebenfalls „besorgt“ über den Besuch der orthodoxen Delegation. Man könne nicht so tun, als ob man sich lediglich zu einem „spirituellen Dialog“ treffe, wenn eine Kirche tatenlos zusehe, wie ein Regime Tod verbreite. Hier gehe es um spirituelle Kriegsführung und die ROK habe sich klar auf die Seite der russischen Kriegsmaschinerie gestellt. Die Beamten rief er auf, sich weise zu verhalten, die Glaubensführer, die Integrität des Evangeliums zu bewahren. Es sei Zeit, für die Ukraine und alle Unschuldigen, die im Krieg gefangen seien, sowie die Kirche weltweit zu beten, damit sie wieder zu einer Friedensstifterin werde.
Die UOK wies die Kritik der Archonten zurück und wies darauf hin, dass die Mitglieder der Delegation sich als „amerikanische Gläubige und Bürger“ verstünden und verschiedenen orthodoxen Kirchen angehörten und keine Lobbyisten mit Verbindungen zur ROK seien. Sie wehrte sich zudem gegen die Bezeichnung „Splittergruppe“, da sie nach wie vor die größte Religionsgemeinschaft in der Ukraine sei.
Erzbischof Elpidophoros (Lambriniadis), das Oberhaupt der Griechischen Orthodoxen Erzdiözese Amerika des Ökumenischen Patriarchats, erklärte aufgrund von Gerüchten über die Position seiner Kirche, dass er die Bischöfe und offiziellen Vertreter orthodoxer Kirchen „nie als Agenten ausländischer Regierungen“ wahrnehmen würde. Er betonte die Zusammenarbeit der orthodoxen Kirchen in den USA und verwies auf das Bewusstsein, dass die Verstrickung in politische Angelegenheiten ein Risiko für die Kirche und ihre Gläubigen bedeute. Die Kirchen müssten sich darauf konzentrieren, Beziehungen aufzubauen und Wunden zu heilen, statt einander zu provozieren. Angesichts der starken Spaltungen und schmerzhaften Anschuldigungen der aktuellen Zeit würden alle orthodoxen Bischöfe den Wert und zugleich die Verletzlichkeit ihrer Einheit erkennen. Deshalb sollten alle Geistlichen und Gläubigen sorgfältig aufeinander reagieren und miteinander umgehen.
Die Serbische Orthodoxe Diözese von Ostamerika erklärte in einem Statement, dass die amerikanischen Serben sehr überrascht gewesen seien, im Artikel von The Hill zu lesen, dass Bischof Irinej (Dobrijević) von Washington sich mit dem russischen Präsidenten Vladimir Putin getroffen habe. Dies sei schlicht falsch, die Behauptung, Bischof Irinej habe den serbischen Patriarchen Porfirije nach Moskau begleitet, sei „unerhört“ und praktisch eine „Diffamierung“. Tatsächlich war Bischof Irinej (Bulović) von Bačka mit dem serbischen Patriarchen im April 2025 nach Russland gereist und hatte dort den russischen Präsidenten und den russischen Patriarchen getroffen. Der Fehler im Artikel von The Hill wurde daraufhin korrigiert. (NÖK)