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Ukraine: Große Feierlichkeiten zum 1030-Jahr-Jubiläum der Taufe der Rus'

22. August 2018
In Kiew haben die Feiern zum 1030. Jahrestag der Taufe der Rus' zahlreiche Teilnehmer angezogen. An der Prozession der nicht anerkannten Ukrainischen Orthodoxen Kirche-Kiewer Patriarchat (UOK–KP) am 28. Juli nahmen laut dem ukrainischen Innenministerium 65‘000 Menschen teil. An der Prozession der kanonischen Ukrainischen Orthodoxen Kirche-Moskauer Patriarchat (UOK–MP), die bereits am Vortag stattgefunden hatte, nahmen laut den Organisatoren 250‘000 Gläubige teil. Laut der Überlieferung ließ sich Fürst Vladimir/Volodymyr im Jahr 988 taufen und christianisierte daraufhin sein Reich, die Kiewer Rus‘. Deshalb wird der „Täufer der Rus‘“ als apostelgleicher Heiliger verehrt und der 28. Juli als Tag der „Taufe der Rus‘“ gefeiert.

Der ukrainische Präsident Petro Poroschenko, wie auch weitere Mitglieder der Regierung, schloss sich der Prozession der UOK–KP zum Vladimir-Hügel an, wo er eine Rede hielt. Dabei betonte er zum wiederholten Mal, dass es bei der aktuellen Auseinandersetzung um die Autokephalie der Ukrainischen Orthodoxen Kirche im Wesentlichen um die Unabhängigkeit und Sicherheit der Ukraine gehe. Er versprach, der Staat werde sich nicht in die inneren Angelegenheiten der Kirche einmischen, dies aber auch keinem anderen Staat erlauben. Dazu müssten die „Tentakel“ des „Aggressor-Staats“ entfernt werden; die dortige Kirche, gemeint ist die Russische Orthodoxe Kirche (ROK), der die UOK–MP untersteht, sei „nur auf dem Papier vom Staat getrennt“. An der Prozession nahm auch eine Delegation des Ökumenischen Patriarchats von Konstantinopel teil.

Nach ihrer Prozession vom Vladimir-Hügel zum Kiewer Höhlenkloster am 27. Juli feierte die UOK-MP am 28. Juli das Jubiläum bei der Maria-Entschlafens-Kirche im Kiewer Höhlenkloster. An den Feierlichkeiten nahmen Vertreter zahlreicher orthodoxer Lokalkirchen, Parlamentarier des Oppositionsblocks sowie Geistliche und Gläubige aus allen Regionen der Ukraine und dem Ausland teil. Im Vorfeld hatte es angeblich Versuche gegeben, Teilnehmer an der Anreise zu hindern.

Auch der ROK gilt die Taufe der Rus‘ als wichtiges historisches Ereignis, seit 2010 ist der 28. Juli in Russland ein nationaler Gedenktag. In Moskau, wo kurz nach Mittag die Glocken aller Kirchen läuteten, feierte die ROK unter der Leitung ihres Patriarchen Kirill im Kreml einen Gottesdienst unter freiem Himmel. Von dort aus begab sich eine Prozession, an der auch der russische Präsident Vladimir Putin teilnahm, zum Borovizkaja-Platz, auf dem seit 2016 eine Statue des Großfürsten Vladimir steht.

Beim Empfang der Delegationen der orthodoxen Lokalkirchen tags zuvor hatte Patriarch Kirill die Bedeutung Kiews als „Mutter der russischen Städte“ betont. Er kritisierte die „Bemühungen, die Einheit der ROK zu zerstören“, und beklagte die Diskriminierung, unter der die UOK-MP zu leiden habe. In dieser „schwierigen Situation“ sei die Unterstützung der anderen orthodoxen Kirchen „unschätzbar“, daher bedankte sich Kirill bei den Vorstehern der orthodoxen Kirchen. Er gab zu bedenken, dass die Versuche, die Ukrainische Kirche „künstlich“ der ROK zu entreißen, zu einer „panorthodoxen Katastrophe“ führen könnten. Im Vorfeld hatte sich Kirill überzeugt gezeigt, in Zukunft die Taufe der Rus‘ wieder gemeinsam mit den ukrainischen Gläubigen in Kiew feiern zu können. (NÖK)