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Ungarn: Bischöfe kritisieren Obdachlosen-Verbot

28. Juni 2018
Das ungarische Parlament hat am 20. Juni 2018 das sogenannte "Stop-Soros"-Gesetz verabschiedet. 160 Ja-Stimmen standen 18 Nein-Stimmen gegenüber. Auch eine zusätzlich mit 159 Ja- zu 19 Nein-Stimmen verabschiedete Verfassungsänderung dient vor allem dem Kampf gegen die Migration. In der Verfassung steht nun auch der Auftrag, dass der Staat die "christliche Kultur Ungarns" zu verteidigen habe. Es werden neue Verwaltungsgerichte geschaffen und es ist Obdachlosen nun per Verfassung verboten, auf der Straße zu leben.

Reaktionen der christlichen Kirchen auf die dramatischen Asylverschärfungen gibt es bisher noch nicht. Zumindest haben aber einige Bischöfe zum Verbot der Obdachlosigkeit Stellung genommen. Die Zahl der Obdachlosen wird in ganz Ungarn auf 30'000 geschätzt.

János Székely, Diözesanbischof von Szombathely und Caritas-Verantwortlicher in der Ungarischen Bischofskonferenz, mahnte in einem offenen Schreiben an das ungarische Parlament verstärkte Hilfsmaßnahmen für Obdachlose und sozial Schwache an. Ein Verbot der Obdachlosigkeit löse keine Probleme. Allen Menschen in Ungarn müsse der Zugang zu "menschenwürdigem Wohnen" ermöglicht werden. Székely sagte wörtlich: "Die Armen sind Schätze der Kirche und der Gesellschaft, auch sie sind unsere Schwestern und Brüder." Der Bischof zitierte zudem einen Satz von Papst Benedikt XVI: "Der höchste Maßstab der Humanität einer Gesellschaft ist, wie sie mit den Armen, Alten, Kranken und Schwachen umgeht."

Auch Miklós Beer, Diözesanbischofs von Vác, kritisierte das Obdachlosen-Verbot und meinte gegenüber dem Nachrichtensender HIR-TV: "Wir alle tragen Verantwortung für die Obdachlosen. Gott liebt alle seine Kinder gleich und sieht traurig zu, wie sehr wir uns gegenseitig missverstehen." Es dürfe nicht sein, dass jemand, der hungert, obdachlos oder verfolgt wird, "uns kalt lässt". Beer zeigte sich überzeugt, dass es nicht schade, mit der Obdachlosigkeit konfrontiert zu werden: "Denn vielleicht erwacht unser Gewissen, dass wir füreinander verantwortlich sind." (Quelle: Katholische Presseagentur Kathpress, www.kathpress.at)