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Polen: Bischöfliche Kritik an der Anti-LGBT-Kampagne

01. Oktober 2020

Der Vorsitzende der Polnischen Bischofskonferenz, Stanisław Gądecki, hat die Pfarrer seines Erzbistums Poznań in einem Rundschreiben vom 16. September darüber informiert, dass er mit der Unterschriftensammlung für das von Kaja Godek lancierte Projekt „Stopp LGBT“ in den kirchlichen Räumlichkeiten seines Erzbistums nicht einverstanden ist. Godek hatte die Bischöfe um Unterstützung bei der Unterschriftensammlung gebeten. Der Generalsekretär der Bischofskonferenz, Weihbischof Artur Miziński, hatte daraufhin einen Brief an alle Diözesanbischöfe verschickt und zur Prüfung der Bitte aufgerufen.

Vor Gądecki hatte bereits der Warschauer Weihbischof Piotr Jarecki die Unterschriftensammlung kritisiert. Bei einer Gesetzesinitiative sollten Laien die kirchliche Hierarchie nicht instrumentalisieren, und wenn die Hierarchie sich darauf einlasse, irre sie. Zudem kritisierte er den neuen „Standpunkt der Polnischen Bischofskonferenz zur LGBT+“, das er als unnötiges Dokument bezeichnete, weil die Kongregation für das Katholische Bildungswesen im Februar 2019 ein wunderbares, ausgewogenes Dokument zum Thema „Gender»“ publiziert habe. Man solle besser jenes fördern, statt ein neues zu kreieren.

Gleichzeitig äußerte sich Jarecki kritisch zum im Juli geäußerten Vorschlag des polnischen Justizministers Zbigniew Ziobro, aus der „Konvention des Europarates zur Verhütung und Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen und häuslicher Gewalt“ (Istanbul-Konvention von 2011) auszutreten. Das Dokument enthalte nur wenige Unklarheiten, die man im christlichen Sinne interpretieren könne, aber keine Forderung zur Aufgabe des biologischen Geschlechts, wie dessen Gegner behaupteten. Eine Kündigung der Istanbul-Konvention würde viel Schaden anrichten.

Am 17. September erinnerte das Präsidium der Polnischen Bischofskonferenz (Erzbischof Gądecki, Erzbischof Marek Jędraszewski und Weihbischof Miziński) an die Position der mitteleuropäischen Bischofsversammlung, welche die Istanbul-Konvention ablehne, weil diese eine „Gender-Ideologie“ einführe und Religion und Tradition als Ursachen für Gewalt gegen Frauen und häusliche Gewalt darstelle. Stattdessen unterstütze die Kirche die Ausarbeitung einer „Internationalen Konvention über die Familienrechte“. Bei diesem Projekt handelt es sich um eine Gesetzesinitiative „Ja zur Familie, nein zu Gender“ des konservativen polnischen Instituts „Ordo Iuris“.

Regula Zwahlen