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Europa: Bischöfe bekräftigen Papstappell zu Flüchtlingsaufnahme

13. Januar 2022

Der vorweihnachtliche Papst-Appell zur Aufnahme von Flüchtlingen hat nicht nur in Österreich, sondern auch bei anderen europäischen Bischofskonferenzen deutlichen Widerhall gefunden. So bekräftigen etwa die Bischöfe in Deutschland, Polen und Slowenien den Ruf nach großzügigeren Aufnahmeprogrammen für Geflüchtete und einer Überwindung der humanitären Krisen an den EU-Außengrenzen, wie das Online-Portal Vatican News am 23. Dezember berichtete. Der Vorsitzende der katholischen EU-Bischofskommission COMECE, Kardinal Jean-Claude Hollerich, rief die europäischen Staaten dazu auf, Geflüchteten aus Aufnahmelagern in der Mittelmeerregion „großzügig die Möglichkeit zu geben, in ein anderes EU-Land umgesiedelt zu werden“ und dort Schutz und Förderung zu erhalten. An kirchliche Einrichtungen, Pfarrgemeinden und Gläubige in ganz Europa appellierte der Erzbischof von Luxemburg „in dieser Zeit der Geburt unseres Herrn zu wahren Zeugen Christi zu werden“. Sie sollten Geflüchtete „im Geiste des Dienens aufnehmen“ und dabei mit den staatlichen Behörden zusammenzuarbeiten.

Ausdrücklich hinter den Papst-Appell stellte sich auch die Deutsche Bischofskonferenz (DBK). Die Kirche in Deutschland setze sich „für großzügige Aufnahmeprogramme und mehr Anstrengungen zur Überwindung der humanitären Krise an den EU-Außengrenzen ein“, teilte der Migrationsbeauftragte der DBK, Bischof Stefan Heße, mit. Hoffnung gebe „die Tatsache, dass die neue Bundesregierung bereit ist, die humanitäre Aufnahme von Flüchtlingen weiter zu stärken“. Erst vor wenigen Wochen hatten die Katholische und die Evangelische Kirche in Deutschland unter dem Titel „Migration menschenwürdig gestalten“ ein gemeinsames Grundlagenwort zu Fragen von Migration und Flucht veröffentlicht.

„Wir möchten auf der Grundlage der bestehenden rechtlichen Möglichkeiten und in Übereinstimmung mit den geltenden Einwanderungsbestimmungen all diejenigen unterstützen, die den Wunsch äußern, in unser Land zu kommen und sich dort niederzulassen“, teilte die Polnische Bischofskonferenz laut Vatican News mit. Ziel sei es, die Migranten „willkommen zu heißen und ihnen die nötige soziale Unterstützung zu geben, aber auch, ihnen langfristig bei der Integration in unsere Gesellschaft zu helfen“, indem sie Polnisch lernen und auf eine Berufstätigkeit im Land vorbereitet würden. Die polnische Caritas biete diese Art von Hilfe für Einwanderer, die schon lange im Land seien, diese Hilfe solle „fortgesetzt und ausgebaut werden“, bekräftigten die Bischöfe.

Ähnlich verlautete es in einer von Erzbischof Stanislav Zore von Ljubljana gezeichneten Erklärung, in der die Slowenische Bischofskonferenz zum Respekt für die Würde eines jeden Menschen mahnte. Es sei „wichtig, dass unser Land und die Europäische Union allen Flüchtlingen und Migranten die Möglichkeit geben, für sich und ihre Familien auf legalem Wege Asyl zu beantragen und sie bei der Integration in die örtliche Gemeinschaft zu unterstützen“, hielten die Bischöfe fest. Die zahlreichen Flüchtlinge und Migranten aus Nordafrika und dem Nahen Osten stellten alle EU-Mitgliedsstaaten vor eine große Herausforderung. Alle Länder und alle Bürger seien aber aufgerufen, „sich mit den Menschen zu solidarisieren, die durch Krieg und Gewalt aus ihrer Heimat vertrieben wurden und in der Hoffnung auf eine bessere Zukunft an unsere Tür klopfen“.

Die österreichischen Bischöfe hatten bereits am Mittwoch zur Aufnahme von 100 Familien aus EU-Lagern aufgerufen. „Wir appellieren an die politischen Verantwortungsträger, ein weihnachtliches Zeichen der Solidarität und Humanität zu setzen, und ein faires Kontingent von 100 in ihrem Asylstatus anerkannten Familien mit Kindern aus den europäischen Aufnahmelagern im Sinne einer geordneten Rettung in Österreich aufzunehmen“, hieß es in einer Erklärung. Die Kirche und viele Initiativen in ihrem Umfeld wollten sich daran beteiligen, bekräftigten die Bischöfe. Schon mehrfach habe es dazu „ganz konkrete Angebote und Vorschläge“ gegeben.

Zuvor hatte Papst Franziskus die Ortskirchen weltweit zur Aufnahme und Begleitung von Geflüchteten animiert und die EU-Staaten um die hierfür nötige Erlaubnis gebeten. Er habe dank der Großzügigkeit Italiens von seiner Reise nach Zypern und Griechenland eine Gruppe von Flüchtlingen mit nach Italien genommen, erinnerte der Papst bei der Generalaudienz am 22. Dezember im Vatikan. „Wir werden uns als Kirche in den nächsten Monaten um sie kümmern.“

Er hoffe, dass diese Geste eine Anregung für andere europäischen Länder sei, dass sie den Ortskirchen erlaubten, Geflüchtete aufzunehmen, die dringend umgesiedelt werden müssten, sagte Franziskus. Es gebe viele Ortskirchen, Ordensgemeinschaften und katholische Organisationen, die hierzu bereit seien. „Man muss eigentlich nur das Herz öffnen. Lassen wir es daran an diesem Weihnachtsfest nicht fehlen!“, so der Appell des Papstes. (Quelle: Katholische Presseagentur Kathpress, www.kathpress.at)