Kirche in Mittelosteuropa: Aufrufe zu Friedensgebeten und Hilfe
Nach dem russischen Einmarsch in der Ukraine herrscht in der katholischen Kirche in Mittelosteuropa große Sorge. Unter anderem in Polen, der Slowakei, Tschechien und Ungarn verurteilten Bischöfe die kriegerische Eskalation, riefen zu Friedensgebeten auf und leiteten Hilfsmaßnahmen für Kriegsopfer und Flüchtlinge in die Wege.
Besonders scharf fiel die Reaktion der polnischen Bischöfe auf die Invasion Russlands im Nachbarland aus. Der Vorsitzende der Bischofskonferenz Stanisław Gądecki nannte das Handeln Moskaus "einen inakzeptablen und beschämenden Akt der Barbarei". Der Erzbischof von Poznań versicherte "allen Ukrainern in Polen und in der Ukraine" Solidarität, Gebet und die Hilfsbereitschaft der Kirche. Die Gottesdienstkollekten vom kommenden Sonntag sowie vom Aschermittwoch sollen über die Caritas Polen für Kriegsflüchtlinge bestimmt sein. Für den 25. Februar kündigte Gadecki eine Sondersitzung des Ständigen Rats der Bischofskonferenz an, bei dem die weiteren Möglichkeiten für humanitäre Hilfe beraten werden. "Ich bitte alle Gläubigen und Menschen guten Willens, offen zu sein für diejenigen, die Schutz brauchen", appellierte der Erzbischof.
Die katholischen Bischöfe in der Slowakei sprachen in einem Aufruf zu Gebeten für die Wiederherstellung des Friedens von einer "anspruchsvollen Zeit, einer Prüfung für alle". Ausdrücklich schlossen sich die Bischöfe dem Aufruf von Papst Franziskus zu einem Fasttag für den Frieden am Aschermittwoch (2. März) an. In der Slowakei müsse man bereit zur Hilfe für die betroffenen Menschen sein, betonte der Bratislaver Erzbischof Stanislav Zvolenský in einer Videobotschaft. Darin rief der Vorsitzende der Bischofskonferenz zum gemeinsamen Gebet auf, "damit wir dann auch die Kraft zur konkreten Hilfe haben".
Weihbischof Jozef Hal'ko, der in der Bischofskonferenz den Rat für Migranten und Flüchtlinge leitet, traf in Bratislava mit Regierungschef Eduard Heger und Innenminister Roman Mikulec zusammen. Bei den Beratungen, an denen laut Medienberichten auch Vertreter der Caritas sowie des Malteser Hilfsdienstes teilnahmen, wurden Möglichkeiten einer koordinierten Hilfe für die von den Kriegsfolgen Betroffenen in der Ukraine erörtert. Die slowakische Caritas arbeitet seit 2014 eng mit der Caritas Donezk in der Ostukraine zusammen. Schweigen sei in der aktuellen Lage nicht angebracht, zumal es um einen Nachbarn gehe, dem "nach acht Jahren die Kräfte versiegen", betonte Caritas-Generalsekretär Erich Hulman. Die Caritas hat eine landesweite Sammlung für die Ukraine begonnen, die Malteser werden ihre internationalen Strukturen einbringen, damit die Hilfsgelder ankommen.
Die tschechischen Bischöfe verurteilten die "russische Aggression" und drückten der Ukraine ihre volle Unterstützung aus. Bei den bevorstehenden Sonntagsgottesdiensten soll das Messformular "In tempore belli et in angustiis" (Zur Zeit des Krieges und der Bedrängnis) zusammen mit dem im tschechischen Missale enthaltenen eucharistischen Gebet "Über die Versöhnung" verwendet werden, so der Vorsitzende der Bischofskonferenz, der Erzbischof Jan Graubner von Olomouc. Auch die Gottesdienstkollekten sollen Binnenflüchtlingen in der Ukraine zugutekommen. Die Gläubigen seien zudem aufgerufen, "allfälligen Flüchtlingen in der Tschechischen Republik konkrete Hilfe zu leisten".
In Ungarns Hauptstadt Budapest findet am 27. Februar abends eine Friedensdemonstration auf dem Universitätsplatz statt, an der sich auch die katholische Gemeinschaft Sant'Egidio und die Fokolar-Bewegung beteiligen. Im Anschluss wird zu einer überkonfessionellen Gebetsfeier in die Universitätskirche eingeladen. Angesichts der Eskalation in der Ukraine rief unter anderem der Metropolit der Ungarischen Griechisch-katholischen Kirche, Erzbischof Fülöp Kocsis, zu täglichen Abendgebeten für den Frieden auf. "Die Nachrichten vom Krieg machen uns traurig und treiben etliche Menschen in die Verzweiflung", sagte Kocsis.
Der Malteser Hilfsdienst hat eine Hilfskampagne zur Unterstützung von Flüchtlingen gestartet, die im Osten Ungarns ankommen und bat um Spenden zur Unterstützung der humanitären Hilfe. Im Fokus des Hilfswerks steht dabei insbesondere die Unterstützung von Familien mit Kindern, älteren Menschen, Kranken und Menschen mit Behinderungen. (Quelle: Katholische Presseagentur Kathpress, www.kathpress.at)