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Polen: Kaczyński instrumentalisiert Kirche im Wahlkampf

27. Juli 2023

Erzbischof Grzegorz Ryś von Łódź hat den Wahlkampfauftritt des Vorsitzenden der Partei Recht und Gerechtigkeit (PiS), Jarosław Kaczyński, am 9. Juli an einer Wallfahrt auf Jasna Góra in Częstochowa verurteilt. Der Erzbischof, der zu den designierten Kardinälen zählt, kritisierte den Auftritt des Politikers in einem Interview: „Wenn der Ständige Rat der Polnischen Bischofskonferenz die Politiker am 2. Mai dieses Jahres gebeten hat, die Kirche nicht in den Wahlkampf zu verwickeln, kann die Kirche, die eine solche Bitte äußert, nicht selbst dagegen verstoßen. Hier ist ein wenig Konsequenz gefragt. Wenn wir die Politiker bitten, uns nicht in einen politischen Krieg hineinzuziehen, dann sollten wir sie auch nicht auffordern, ihre politischen Ansichten während religiöser Zeremonien zu äußern. Dafür gibt es in der Kirche keinen Platz.“

Anlässlich der 32. Wallfahrt, die jährlich von Radio Maryja nach Częstochowa organisiert wird, hatte Kaczyński die präzedenzlosen Angriffe auf die römisch-katholische Kirche in Polen beklagt: „Es ist lange her, dass Pläne, uns unserer Souveränität zu berauben, so unverhohlen formuliert wurden, dass die Kirche so unverhohlen, unverschämt, hinterlistig und – man könnte sagen – ekelhaft angegriffen wurde, dass der Heilige Vater angegriffen wurde, dass unsere Grundwerte angegriffen wurden, dass die Grundlagen unserer Gesellschaftsordnung und unserer Sitten angegriffen wurden, kurz, dass die Grundlagen des Polentums angegriffen wurden.“

Zurzeit werden in der Öffentlichkeit besonders intensiv die Vorwürfe gegenüber Papst Johannes Paul II. diskutiert, Missbrauchsfälle vertuscht zu haben. Der anwesende Krakauer Erzbischof Marek Jędraszewski störte sich nicht an der Rede Kaczyńskis.

Der Pressesprecher des Nationalheiligtums bei Jasna Góra, Pater Michał Bortnik, versicherte, dass Kaczyński auf Einladung von Pater Tadeusz Ryzdyk, dem Gründer von Radio Mariya, gekommen sei, die Regeln eingehalten worden seien und die Rede außerhalb der liturgischen Feiern stattgefunden hätte. Dennoch räumte er ein, „dass die Organisatoren religiöser Treffen und wir als Gastgeber dieses Ortes noch sensibler sein müssen, um die Autorität von Jasna Góra nicht für irdische, kurzfristige Zwecke zu verwenden.“

Regula Zwahlen