Polen: 100-Jahr-Jubiläum der Polnischen Autokephalen Orthodoxen Kirche
Mit einem Festgottesdienst in der Warschauer orthodoxen Kathedrale und einem Festakt im Präsidentenpalast haben Staat und Kirche in Polen den 100. Jahrestag der Unabhängigkeit der Polnischen Autokephalen Orthodoxen Kirche (PAOK) gefeiert. Am 13. November, genau 100 Jahre nachdem die Autokephalie der PAOK vom Ökumenischen Patriarchen Grigorios VII. 1924 anerkannt worden war, fand in der 2023 eingeweihten Hagia Sophia Kathedrale der große Jubiläumsgottesdienst statt. Metropolit Sawa (Hrycuniak), das Oberhaupt der PAOK, konnte zum Festgottesdienst nicht nur zahlreiche orthodoxe Bischöfe, sondern auch Vertreter der katholischen Kirche und der weiteren im Ökumenischen Rat der Kirchen in Polen vertretenen Konfessionen begrüßen. Auch Staatspräsident Andrzej Duda nahm am Gottesdienst teil. Die Unabhängigkeit der Kirche habe Stabilität in die Beziehungen zum Staat gebracht, sagte Metropolit Sawa beim Gottesdienst. Die Unabhängigkeit habe auch unter den polnischen orthodoxen Gläubigen die Verbundenheit mit dem polnischen Staat gefestigt.
Am 14. November folgte ein Festakt im Präsidentenpalast in Warschau. Präsident Duda unter- strich dabei die historische und kulturelle Bedeutung des Jubiläums. Die Unabhängigkeit der PAOK und der Republik Polen seien eng miteinander verknüpft. Erst die Unabhängigkeit Polens 1918 habe auch für die Kirche die Möglichkeit der Autokephalie mit sich gebracht. Duda hob besonders den Beitrag der Kirche im Bereich der Bildung und der Bewahrung und Tradierung nationaler Werte hervor. Die Orthodoxe Kirche stärke den gesellschaftlichen Zusammenhalt, das Gemeinwohl und die Einheit des polnischen Volkes.
Metropolit Sawa unterstrich in seiner Rede einmal mehr die engen historischen Verbindungen zwischen Polen und der Orthodoxen Kirche. Das 100-Jahr-Jubiläum bezeuge den Reichtum der Orthodoxie in Polen und den Beitrag der Kirche zum kulturellen und spirituellen Erbe des Landes. Der Metropolit dankte dem Präsidenten auch für seine vielfältige Unterstützung im Rahmen der Feierlichkeiten zum Jubiläum. Als Zeichen der Dankbarkeit überreichte der Metropolit dem Präsidenten eine Marienikone vom Berg Athos und zeichnete ihn mit dem hohen kirchlichen Hl. Maria Magdalena-Orden aus.
Das ganze Jahr über fanden aus Anlass des Jubiläums zahlreiche weitere Festgottesdienste sowie liturgische, seelsorgliche und kulturelle Veranstaltungen statt. Am 12. November fand auch wieder eine Sitzung der bilateralen römisch-katholisch-orthodoxen Gruppe statt, welche die PAOK vor einem Jahr ausgesetzt hatte. Während des Treffens wurden aktuelle ökumenische Themen erörtert, darunter die bevorstehende Ökumenische Woche und die Fragen der Schulkatechese und des Kirchenfonds. Die Gruppe äußerte sich besorgt über Tendenzen, den Religionsunterricht in der Schule zu reduzieren. (mit Material von Kathpress)
Regula Zwahlen