Slowakei: Weniger Slowaken bekennen sich zur katholischen Kirche
Das Statistik-Amt der Slowakei hat die religionsdemografischen Ergebnisse der Volkszählung von 2021 bekannt gegeben. Unter den insgesamt 5,45 Mio. Einwohnern ging dabei der Anteil der Slowaken, die sich zur katholischen Kirche bekennen auf knapp unter 60 Prozent (3,26 Mio.) zurück. Nach einem vorübergehenden Anstieg bei den Zählungen von 2011 und 2001 liegt der Katholikenanteil damit wieder in der Nähe der Marke der Wende-Jahre. 2021 auf 23,8 Prozent (1,3 Mio.) gewachsen ist der Anteil der Slowaken, die sich bei der Volkszählung als „ohne Bekenntnis“ deklarierten. In den Bezirken der Region Bratislava machen sie an die 40 Prozent aus.
Die katholische Bevölkerung des Landes setzt sich aus Gläubigen der römisch-katholischen sowie der griechisch-katholischen Kirche zusammen. Als römisch-katholisch bezeichneten sich bei der Befragung, die im Frühjahr 2021 stattgefunden hat, 3,04 Mio. Menschen. Der Bevölkerungsanteil von 55,8 Prozent bedeutet gegenüber 2011 einen Rückgang um sechs Prozentpunkte. Auf 218‘000 Gläubige leicht gestiegen ist die Zahl der Griechisch-Katholischen. Sie machen damit 4 Prozent der Slowaken aus (2011: 3,8 Prozent). Der höchste Katholikenanteil wurde mit 92,4 Prozent im Bezirk Námestovo an der slowakisch-polnischen Grenze verzeichnet.
Zur lutherischen Kirche bekannte sich beim Zensus 5,3 Prozent (287‘000); das bedeutet einen Rückgang um rund 0,4 Prozentpunkte oder 9,3 Prozent in den letzten zehn Jahren. Die Zahl der reformierten Gläubigen liegt bei 87‘000, das sind 1,6 Prozent der Bevölkerung. Zur Orthodoxen Kirche bekannte sich wie schon 2011 ein Anteil von 0,9 Prozent. Alle anderen Kirchen und Religionen machten zusammen 2,1 Prozent der Bevölkerung aus (2011: 1,56 Prozent). Keine Angaben zu ihrer Religionszugehörigkeit machten mit 6,5 Prozent dieses Mal deutlich weniger Slowaken als noch vor zehn Jahren. Damals lag ihr Anteil bei über zehn Prozent.
Der Vorsitzende der Slowakischen Bischofskonferenz, Erzbischof Stanislav Zvolenský von Bratislava, erklärte in einer ersten Stellungnahme, man betrachte die Ergebnisse zum Katholikenanteil im Kontext der die Volkszählung begleitenden Umstände: also der pandemischen Situation und der neuen, elektronischen Ermittlung der Angaben beim Zensus.
Sowohl die römisch-katholische als auch die griechisch-katholische Kirche hätten in den neun Jahren vor der Pandemie eine „stabile, sogar leicht ansteigende Anzahl der Taufen“ verzeichnet, so Zvolenský. Weiterhin würden zwei Drittel der in der Slowakei geborenen Kinder getauft. Im Anstieg des Bevölkerungsanteils der Menschen ohne Glaubensbekenntnis spiegle sich die „Säkularisierung der Gesellschaft“. Er sehe die Ergebnisse der Volkszählung auch als „eine Motivation für Gläubige, intensiver zu evangelisieren und ihren Glauben aktiv zu leben“, sagte der Erzbischof von Bratislava.
Ján Babjak, Metropolit der Griechisch-katholischen Kirche, äußerte sich erfreut über den Anstieg der Mitgliederzahl seiner Kirche um 5,5 Prozent. „Es ist ein Beweis dafür, dass unsere Kirche lebt, obwohl sie wie alle anderen mit verschiedenen Problemen zu kämpfen hat“, sagte der Erzbischof von Prešov. Die Volkszählung habe zur Zeit einer Pandemie stattgefunden, die die Seelsorge deutlich geprägt hat, fügte der Metropolit hinzu.
Die Ergebnisse des Zensus waren mit Spannung erwartet worden, zumal die Daten zum Religionsbekenntnis der Bevölkerung Auswirkungen auf die staatlichen Subventionen für die Kirchen und Religionsgemeinschaften in der Slowakei haben können. Seit der Neuregelung 2019 wird der staatliche Beitrag gesenkt, wenn eine Kirche um zehn oder mehr Prozent an Mitgliedern verliert. Dies trifft nun weder bei den Lutheranern noch bei der katholischen Kirche zu, wo es Befürchtungen über einen stärkeren Rückgang gegeben hatte.
Gewinne verzeichneten Kleinstkirchen, darunter etwa im protestantischen Bereich die „Christlichen Gemeinden“ (Krest‘anské zbory), die im Vergleich zur letzten Volkszählung von 7720 auf 18‘553 anwuchsen. Eines vermehrten Zuspruchs – wenn auch bei insgesamt kleinen Gläubigenzahlen – erfreuen sich auch östliche Religionen wie Buddhismus (von 2530 auf 6722) und Hinduismus (von 255 auf 975).
Eine Ad-hoc-Bewegung sind die „Zeugen Liehovas“ des Stand-up-Comedians Gabo Žifčák, die mit 14‘000 beinahe die 16‘000 Anhänger der „Zeugen Jehovas“ überholt hätten. Žifčák wollte mit dem Antreten seiner Gruppierung nach eigener Aussage auch auf das seit einigen Jahren geltende Mindesterfordernis von 50‘000 Mitgliedern für die staatliche Anerkennung hinweisen, demzufolge etwa die orthodoxe und die altkatholische Kirche heute staatlich nicht mehr anzuerkennen wären. Auch die Jüdische Kultusgemeinde, die laut aktueller Volkszählung exakt 2007 Mitglieder umfasst, würde keine Anerkennung als Religionsgemeinschaft mehr erlangen.
Das Quorum war nach den Migrationsbewegungen des Jahres 2015 von der damaligen Regierung Robert Ficos auf Drängen der Slowakischen Nationalpartei in dieser Höhe angesetzt worden. Auch die nunmehrige Verdopplung der Zahl der Muslime von 1934 auf 3862 im Land kann aber nicht als Ausdruck der damals suggerierten Masseneinwanderung dienen. Anders als in der Demografie deutschsprachiger Länder spielt die Religion von Zuwanderern in der Slowakei kaum eine Rolle. Sie sind laut den Zensusdaten überwiegend in Tschechien (mehr als 108‘000), im Vereinigten Königreich, in Ungarn und der Ukraine (zusammen mehr als 13‘000) geboren. (Quelle: Katholische Presseagentur Kathpress, www.kathpress.at)