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Slowakei: Bischöfe aus Mittel- und Osteuropa sorgen sich über Entfremdung zwischen Ost und West

20. September 2018
Hochrangige Vertreter von mehreren Bischofskonferenzen aus Mittel- und Osteuropa haben in Bratislava über die politische und gesellschaftliche Lage in ihren Ländern und Europa beraten. Zentrale Themen waren die Migration junger Menschen aus der Region, die Flüchtlingskrise und die umstrittene Istanbul-Konvention des Europarats zur Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen, die als Ausdruck einer sog. Gender-Ideologie in der kirchlichen Kritik steht.

In seiner Eröffnungsansprache ging der Gastgeber des Bischofstreffens, Erzbischof Stanislav Zvolenský von Bratislava, vor allem auf die Migrationskrise ein: Diese habe „in den vergangenen Jahren in allen europäischen Ländern aufgezeigt, wie notwendig größere Bemühungen um ein wechselseitiges Kennenlernen“ seien. Viele postkommunistische Länder seien „mit einer gewissen Euphorie in die Europäische Union eingetreten.“. Er sei überzeugt, „dass wir weiterhin ein Bestandteil des europäischen Projekts sein wollen.“ Zugleich jedoch verberge man nicht die „Befürchtungen, dass in kulturellen und ethischen Fragen, auch mittels Gerichtsentscheidungen der europäischen Gerichte, offensichtlich das Prinzip der Subsidiarität gebrochen“ werde, was von „vielen Bewohnern unserer Länder berechtigterweise als Bedrohung der eigenen, kulturellen, nationalen und geistlichen Identität aufgefasst“ werde, so Erzbischof Zvolenský.

Zvolenský, der auch Vorsitzender der Slowakischen Bischofskonferenz ist, betonte die Befürchtungen der Bischöfe, „dass der eingeschlagene Trend, auch wenn wir die unterschiedliche Mentalität der säkularen Gesellschaft in den Ländern Westeuropas verstehen, letzten Endes gegen die Integration gerichtet“ sei und „zum Nährboden für das Anwachsen des Populismus und der radikalen Rechten“ werde. Die Migrationskrise lehre aber auch Menschlichkeit, so Zvolenský. Auch wenn man „auf der Verteidigung der Grenzen der Europäischen Union und der einzelnen Staaten bestehen“ müsse, solle man „im Geist der Worte von Papst Franziskus alle Formen der Hilfe für die Flüchtlinge und Migranten in Betracht ziehen“, besonders für jene, „die bereits das Gebiet der Europäischen Union betreten“ hätten, und „am meisten, wenn es um Frauen und Kinder geht“. Die Kirche in der Slowakei sei bereit, bei der Integration jeder Person zu helfen, die im Land aufgenommen wird. Zugleich jedoch unterstrich der Erzbischof die Notwendigkeit, „neue Formen der Solidarität mit den Ländern rund um das Mittelmeer, am meisten mit Italien und Griechenland, zu finden, damit immer die Würde der menschlichen Person respektiert wird und jeder Mensch die Hoffnung auf ein besseres Leben hat.“

Die von Erzbischof Zvolenský angesprochenen Themen finden sich auch im abschließenden Pressekommuniqué wider: Mit Blick auf die Flüchtlingskrise wird auf zahlreiche Initiativen verwiesen, die die Diözesen in der Region in den letzten Jahren unternommen hätten, um in jenen Ländern zu helfen, aus denen Flüchtlinge und Migranten nach Europa kommen. So seien mehrere kirchliche Spendensammlungen  für die Kriegsopfer im Nahen Osten organisiert worden. Zugleich verwiesen die Bischöfe jedoch auch auf die gestiegene Unsicherheit bei vielen Menschen in Mittel- und Osteuropa im Zusammenhang mit der Migrationskrise: Diese habe gezeigt, dass „dass die zwischen Ost und West bestehenden mentalen und kulturellen Unterschiede nicht leicht zu überwinden“ seien. Die Bischöfe seien sich aber der „Unumgänglichkeit der Zusammenarbeit“ bewusst. Es sei „nicht möglich, gleichgültig gegenüber Personen zu sein, die – auf der Suche nach einer besseren Zukunft für sich und ihre Familien – in Lebensgefahr geraten sind oder an Hunger und Not leiden.“

Mit Blick auf die Abwanderung junger Menschen aus ihren eigenen Ländern halten die Bischöfe fest, „dass der Hauptgrund dieses Phänomens darin besteht, dass die Länder Mittel- und Osteuropas, trotz ihrer Verbindung mit der westlichen Welt, im Lauf der letzten 30 Jahre nicht als gleichwertige Partner integriert wurden und die Unterschiede in den Durchschnittsgehältern zwischen den Ländern des europäischen Westens und des Mittel-Ostens weiterhin enorm sind.“ Es werde deshalb „unausweichlich sein, eine andere Art der Integration dieser Länder in die westliche Welt zu finden: eine Art, die die Gleichwertigkeit der betroffenen Länder und ihrer Bewohner besser sicherstellt.“ Die Bischöfe wandten sich auch an die Regierungen ihrer Länder mit der Forderung, der Bildung und den jungen Menschen mehr Aufmerksamkeit zu widmen.

„Beunruhigt“ zeigen sich die Bischöfe von der „Ausbreitung der Gender-Ideologie, die unter anderem in der Istanbul-Konvention verborgen ist“. Es müsse alles unternommen werden, „damit Europa zu seinen natürlichen und christlichen Wurzeln zurückkehrt.“ Seine Institutionen, einschließlich der Gerichte, sollten „die Autonomie der Länder Mittel-Ost-Europas im kulturellen und ethischen Bereich respektieren.“ Beunruhigung riefen „vor allem übernationale Entscheidungen hervor, die, oft auf indirekte Art, Lösungen aufnötigen, die im Widerspruch zu den Verfassungen und Kulturen der einzelnen Länder stehen - womit sie die Trennung vertiefen und gegen die Integration wirken.“ Die Bischöfe fordern daher die Regierungsvertreter auf, „die Ratifikation der Istanbul-Konvention zu verweigern oder ihre Unterschrift zurückzuziehen.“Das Bischofstreffen in Bratislava war bereits das vierte dieser Art. Teilnehmer waren u. a. Erzbischof Péter Kardinal Erdő von Esztergom-Budapest, Erzbischof Dominik Kardinal Duka von Prag, Erzbischof Josip Kardinal Bozanić von Zagreb, Erzbischof Vinko Kardinal Puljić von Sarajevo sowie der Vorsitzende des Rates der Europäischen Bischofskonferenzen, Erzbischof Angelo Kardinal Bagnasco von Genua, und weitere hochrangige Vertreter der katholischen Kirche in Polen, der Ukraine und Slowenien. (Quelle: Katholische Presseagentur Kathpress, www.kathpress.at)