Tschechien: Prager Weihbischof: EU-Flüchtlingspolitik "gewaltige Schande"
Einen Appell, sich der Flüchtlingskrise an der Grenze zu Belarus anzunehmen, hat der Prager Weihbischof Václav Malý an die Organe der Europäischen Union gerichtet. „An den Grenzen Flüchtlinge frieren, hungern, dursten und sterben zu lassen“ sei „für unser derzeitiges christliches Europa, das auf die Einhaltung der moralischen und sittlichen Werte pocht, eine gewaltige Schande und ein Zeichen der Achtlosigkeit“, mahnte der Weihbischof, der auch Vorsitzender des Rats „Iustitia et Pax“ (Gerechtigkeit und Frieden) der Tschechischen Bischofskonferenz ist, in einer aktuellen Erklärung.
Er wolle und könne den internationalen Hintergrund des Konflikts nicht bewerten, hoffe aber, dass die Repräsentanten der betroffenen Staaten und die Organe der EU sich der Situation annehmen und Anstrengungen zur Verbesserung der Situation unternehmen, so Malý laut tschechischen Medienberichten. Vulnerable Gruppen, wie Familien mit Kindern oder kranke Menschen, sollten die Möglichkeit erhalten, „ein ordentliches Ansuchen um Asyl oder internationalen Schutz zu durchlaufen“, betonte der für seinen Einsatz für Menschenrechte bekannte Weihbischof.
Malý forderte auch Anstrengungen durch sein eigenes Land. Auch wenn er wisse, dass die „Unantastbarkeit der Staatsgrenze eines jeden souveränen Staates oder einer Gemeinschaft geschützt werden muss“, dürfe „nicht das Leid und das Unglück jener Menschen übersehen werden, die aus den verzweifelten Bedingungen des eigenen Landes flüchten“. Die Tschechische Republik verfüge über „mehrere Tausend ungenützter Plätze in Aufenthaltszentren für Asylsuchende“. Deswegen sollten insbesondere Familien mit Kindern die Möglichkeit erhalten, in Tschechien um Asyl anzusuchen, so der Weihbischof.
Auch das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) und das kirchliche Osteuropa-Hilfswerk Renovabis übten zuletzt erneut scharfe Kritik am Umgang mit Migranten an der Grenze zwischen Polen und Belarus. Die im Grenzgürtel ausharrenden Menschen, die mehrheitlich in die EU flüchten wollten, dürften „nicht zum Spielball politischer Verwicklungen werden“, mahnte ZdK-Präsidentin Irme Stetter-Karp.
Der Plan von Machthaber Alexander Lukaschenka, die Not der Menschen auszunutzen, um die EU in innere Konflikte zu führen, dürfe nicht aufgehen, so Stetter-Karp. Die neue deutsche Bundesregierung forderte sie auf, „die im Koalitionsvertrag zugesagte Beendigung des Leids an den Außengrenzen entschieden und schnell mit den europäischen Partnern anzugehen“.
Polen habe das Recht und sogar die Pflicht, die Außengrenzen der Europäischen Union und des eigenen Landes zu schützen, sagte Renovabis-Hauptgeschäftsführer Thomas Schwartz. „Das bedeutet aber nicht, dass man Menschen, die auf das Staatsgebiet kommen, wie Kombattanten behandelt und wieder abschiebt.“ Die Möglichkeit, einen Asylantrag zu stellen, müsse gewährleistet sein. (Quelle: Katholische Presseagentur Kathpress, www.kathpress.at)