Tschechien: Katholikenzahlen bleiben laut Volkszählung konstant
Mitte Januar sind erste Ergebnisse der tschechischen Volkszählung 2021 mitgeteilt worden, in der auch Angaben zur Religionszugehörigkeit abgefragt wurden. Von der rund 10,5 Mio. umfassenden Gesamtbevölkerung bekannten sich 13,1 Prozent zu einer Glaubensgemeinschaft, weitere 9,1 Prozent bezeichneten sich als gläubig, ohne eine Zugehörigkeit zu einer bestimmen Gemeinschaft zu deklarieren. 47,8 Prozent bezeichneten sich als ungläubig, während 30,1 Prozent keine Angaben machten, denn die Frage nach dem Glauben war freiwillig.
Die katholische Kirche bleibt die größte Religionsgemeinschaft in Tschechien, 741‘000 Personen bekennen sich zu ihr. Damit ist ihre Mitgliederzahl seit der letzten Volkszählung 2011 stabil geblieben. Der Vorsitzende der Tschechischen Bischofskonferenz, Erzbischof Jan Graubner von Olomouc, erklärte, das Ergebnis sei für die Kirche „nicht nur ein Aufruf zu einer besseren Verkündigung des Evangeliums, sondern auch zum Aufbau tieferer Beziehungen, die eine menschliche Gemeinschaft bilden und zum religiösen Glauben befähigen“.
Ebenfalls positiv schätzte Tamáš Havlíček, Religionsgeograf an der Prager Karlsuniversität, die Ergebnisse ein: Der Trend zu einer wachsenden Säkularisierung in Tschechien sei gebremst. Zum ersten Mal seit 1989 sei die Zahl der Gläubigen nicht gesunken, sondern von 20 Prozent (2011) auf 22 Prozent (2021) gestiegen. Zwar haben sich weniger Menschen zu einer bestimmten Glaubensgemeinschaft bekannt, dafür haben sich mehr als „gläubig“ ohne Zugehörigkeit zu einer religiösen Gruppe bezeichnet.
An den Ergebnissen der Volkszählung, die erstmals digital durchgeführt wurde, bestehen jedoch Zweifel. Unstimmigkeiten zeigen sich insbesondere bei den zahlenmäßig kleineren Kirchen. Zur Evangelischen Kirche der Böhmischen Brüder bekennen sich nur noch 32‘577 Personen, während es zehn Jahre zuvor noch 51‘858 waren. Allerdings zählt die Kirche in ihrer eigenen Kartei 64‘010 Mitglieder. Ebenfalls stark gesunken sind die Mitgliederzahlen der Tschechoslowakischen Hussitischen Kirche. Einen deutlichen Zuwachs verzeichnete dafür die Orthodoxe Kirche der Tschechischen Länder und der Slowakei. Zu ihr bekennen sich 40‘681 Gläubige, während es 2011 erst 20‘533 waren. Damit ist sie die zweitgrößte Religionsgemeinschaft im Land, auf dem dritten und vierten Platz folgen die Evangelische Kirche der Böhmischen Brüder und die Tschechoslowakische Hussitische Kirche. Das Wachstum wird auf den Zuzug orthodoxer Gläubiger aus dem Ausland, vor allem aus der Ukraine, zurückgeführt. Die Ukrainer bilden denn auch die zweitgrößte Migrantengruppe in Tschechien (1,1 Prozent der Bevölkerung), direkt nach den Slowaken (1,3 Prozent).
Auf dem fünften Platz der zahlenstärksten Religionsgemeinschaften folgen die Jedi-Ritter mit 21‘023 Mitgliedern. Diese erschienen 2011 erstmals unter den erfassten Glaubensgemeinschaften, als 15‘055 Personen sich zu ihnen bekannten. Die Helden der „Star Wars“-Filme sind überaus populär und tauchen seit 20 Jahren in den Religionsstatistiken von vor allem angelsächsischen Ländern auf, gelten aber als Spaßreligion. Als Sith – die Anhänger der dunklen Seite der Macht und Gegenspieler der Jedi-Ritter – definierten sich nur 516 Personen in Tschechien. (mit Material von Kathpress) (NÖK)