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Tschechien: Bürger sollen "Politik mit Anstand" wählen

11. Oktober 2017
Die katholischen Bischöfe in Tschechien rufen zur Teilnahme an den bevorstehenden Parlamentswahlen auf und ermuntern die Wähler, mit ihrer Stimme Sachpolitik und eine Politik des Anstands zu unterstützen. Sich den Staatsbürgern "anbiedernde" Wahlkampagnen und "Enttäuschungen der Vergangenheit, als wir ein Auseinanderklaffen von Versprechungen und dann folgender Wirklichkeit erlebt haben", könnten bei den Wählern das Gefühl hervorrufen, dass ihre Stimmabgabe vergeblich sei, heißt es in einer aktuellen Erklärung der Bischofskonferenz mit Blick auf den Urnengang am 20. und 21. Oktober. Ein Fernbleiben von Wahlen sei aber dennoch "keine richtige christliche Haltung".

Eine Wahlempfehlung geben die Bischöfe in ihrer auf der Website der Bischofskonferenz veröffentlichten Stellungnahme nicht. Sie legen aber Denkanstöße für die Wahlentscheidung vor. So warnen die Kirchenvertreter davor, "billigen Versprechungen nach raschen Veränderungen" Glauben zu schenken. Ein "Schiff, das allzu oft den Kurs wechselt", werde "nie an sein Ziel gelangen" und wende "all seine Energien für das Hin und Her von einer Seite auf die andere" auf, wird etwa festgehalten.

Die Wähler sollten besser die langfristigen Anstrengungen jener Menschen unterstützen, "die in der Politik oft uneigennützig und ausdauernd etwas Sinnvolles aufbauen", betonen die Bischöfe. Es gelte nach jenen Politikern Ausschau zu halten, die positive Ziele vertreten. Einen Wald zu fällen sei "stets rascher und einfacher als einen zu setzen und sich um ihn jahrelang zu kümmern, bis er herangewachsen ist", fügten die Bischöfe einen bildhaften Vergleich hinzu. Daher sollten unter den Politikern solche ausfindig gemacht werden, die "nicht nur eine Veränderung und ein Abholzen versprechen, sondern sich um Kontinuität und Aufbau bemühen".

Anstand und Respekt gegenüber Anderen würden "nicht nur in der politischen Szene immer häufiger durch Arroganz und Vulgarität ersetzt", beklagt die Bischofskonferenz. Gesucht seien daher "anständige Leute, die sich an die moralischen Grundsätze halten". Zu fördern seien insbesondere jene Politiker, "die einen Lebensraum für Familien schaffen und die Not und die Bedürfnisse anderer Menschen bei uns zu Hause, in Europa und auf den anderen Erdteilen ernst nehmen".

Erst vor wenigen Tagen hatte der Prager Erzbischof Kardinal Dominik Duka in einer Ansprache in Stará Boleslav die Bürger zur Übernahme von Verantwortung und zur Teilnahme an den Wahlen aufgerufen. Duka, der wie Staatspräsident Miloš Zeman ein Gegner von unbeschränkter Zuwanderung und der Korruption ist, unterstrich dabei erneut die "Aufgabe des Staats die Sicherheit der Bürger sicherzustellen und einen wirtschaftlichen Bankrott abzuwehren". Die anstehenden Parlamentswahlen und auch die für Frühjahr 2018 geplanten Präsidentschaftswahlen könnten dazu beitragen, "die schweigende Mehrheit durchzusetzen", meinte der Erzbischof. Nur so erfülle man das "Bemühen um eine demokratische Gesellschaft in einer Demokratie ohne Zusätze" und nur so werde "die Mehrheit nicht von den Launen verschiedener Minderheiten manipuliert und beherrscht".

Duka kritisierte auch Versuche Katholiken in der öffentlichen Debatte in die Ecke zu drängen. Christen seien ein "Bestandteil des Volkes und der Gesellschaft", betonte der böhmische Primas. Sie hätten "die Pflicht, nicht nur sich zu Wort zu melden, kritisch zu werten, sondern auch sich am Leben des Landes zu beteiligen". Es sei zu fragen, "warum uns das jemand verweigern und uns ausschließen" wolle.

Der Kardinal forderte die Katholiken seines Heimatlandes auf, stärker ihre Meinung zu äußern. Diesen Appell verknüpfte er bei der Festmesse zum Wenzeltag in Stará Boleslav mit der Erinnerung an den Nationalheiligen Wenzel von Böhmen. Die Übertragung der Reliquien Wenzels in den Prager Dom sei "seinerzeit nicht nur eine Heiligsprechung, sondern auch ein staatsbildender Akt gewesen". Auch heute werde der Schädel des Heiligen alljährlich am Wenzel-Festtag vom Veitsdom mit militärischen Ehren an den Ort seines Martyriums in Stará Boleslav und zurück gebracht. Im sogenannten "Wenzels-Choral", der unter anderem bei der Amtseinführung neuer Staatspräsidenten erklinge, sei zwar "nur vom Volk und nicht von den Katholiken die Rede", aber diese seien immer eingeschlossen. (Quelle: Katholische Presseagentur Kathpress, www.kathpress.at)