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Tschechien: Gesamteuropäische Versammlung zeigt Vielseitigkeit der katholischen Kirche

23. Februar 2023

Das provisorische Schlussdokument der ersten gesamteuropäischen Versammlung der Weltsynode in Prag zeigt die Vielfalt der katholischen Kirche in Europa. Das Dokument wurde während der Versammlung vom 5. bis 9. Februar erstellt und beruht nicht auf einem vorbereiteten Text. Es trägt die Beiträge aus über 40 Ländern zusammen und soll von einem Redaktionsteam in den folgenden Wochen vollendet werden. Der Entwurf wurde nur mündlich präsentiert und kann von den teilnehmenden Delegationen ergänzt und kommentiert werden.

Im Dokument werden Differenzen zwischen „konservativen“ und „progressiven“ Strömungen offen benannt, ebenso die „Verletzungen als Folge des Missbrauchsskandals“. Enthalten sind auch unterschiedliche Standpunkte zu umstrittenen Themen wie der Weihe von Frauen oder der Inklusion von LGBTQI+-Menschen. Konkrete Vorschläge zur Überwindung der Gegensätze macht der Text nicht. Andererseits hält das Dokument fest, dass über die Weiterentwicklung der synodalen Form des Beratens und Entscheidens in der Kirche weitgehend Konsens herrsche.

Ein Vertreter der Ukrainischen Griechisch-Katholischen Kirche (UGKK), Weihbischof Theodor Martynjuk von Ternopil und Zboriv, forderte, dass das Schlussdokument ein „klares Statement zur russischen Invasion in der Ukraine“ und zur Notwendigkeit eines „gerechten Friedens in Europa“ enthält. Zudem bat er darum, dass die Dankbarkeit der ukrainischen Bevölkerung gegenüber allen Völkern Europas, die sich mit der Ukraine solidarisch zeigen, ausgedrückt werde.

Erzbischof Gintaras Grušas von Vilnius, der Vorsitzende des Rats der europäischen Bischofskonferenzen, sagte in seinen Abschlussbemerkungen, die Teilnehmer hätten die „Früchte des einander Zuhörens“ erlebt und gespürt, dass sie auf der europäischen Ebene eine Familie seien. Dank der vielen freien Wortmeldungen und Gäste sei es eine echt synodale Erfahrung gewesen. Verschiedene Redner kritisierten den Text als zu vage und verlangten Präzisierungen. Mehrere Vertreter osteuropäischer Kirchen forderten eine deutlichere Betonung der dogmatischen und moraltheologischen Positionen der katholischen Kirche.

In ihren Schlussbemerkungen erklärten die europäischen Bischöfe, die „Einsichten, die die kirchlichen Gemeinschaften unseres Kontinents durch den synodalen Prozess gewonnen haben“, vertieft zu haben. Ebenso sähen sie klar die Spannungen und Fragen, vor denen die europäischen Kirchen stünden. Die Vielfalt der Kirche bezeichneten sie dabei als Reichtum. Die Bischöfe erklärten, sie wollten weiter den synodalen Weg beschreiten, wobei sie diesen eher als Lebensstil der Kirche, als „gemeinschaftliche Einsicht und Einsicht in die Zeichen der Zeit“ betrachteten, denn als einfache Methode. Konkret möchten sie die kontinentale Versammlung zu einem regelmäßigen Treffen machen, auf der Grundlage einer allgemeinen Einführung der synodalen Methode in allen Strukturen und Verfahren auf allen Ebenen. Thematisch spricht das Dokument kurz die Wunden, die die Kirche durch Missbrauch verursacht hat, die Rolle von Frauen und jungen Menschen in der Kirche sowie den Krieg gegen die Ukraine an.

An der ersten Etappe der Europa-Versammlung wurden 39 Berichte von Länderdelegationen präsentiert. Vor Ort nahmen 200 Personen teil, online weitere 390. Neben der Vollversammlung reflektierten die Teilnehmenden in 13 Arbeitsgruppen über aktuelle Themen. Bis zum 12. Februar tagten anschließend die Vorsitzenden aller Bischofskonferenzen in Europa. Dabei bestätigten sie ihr Engagement für den synodalen Weg und diesen in ihren Diözesenstrukturen zu fördern. (mit Material von Kathpress) (NÖK)