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Tschechien: Präsidentenwahl: Bischöfe veröffentlichen Aufruf

10. Januar 2018
Die katholische Kirche in der Tschechischen Republik fordert die Bürgerinnen und Bürger eindringlich auf, an der für 12. und 13. Januar 2018 angesetzten ersten Runde der Präsidentenwahl teilzunehmen. Der Aufruf der Bischöfe an die "lieben Freunde, Schwestern und Brüder", dessen Verlesung am Schluss der Gottesdienste am vergangenen Sonntag, dem 7. Januar, "empfohlen" wurde, legt den Gläubigen ans Herz, sie mögen ihre Wahl "nach reiflicher Überlegung" treffen, denn "unser aller Entscheidung" sei in der demokratischen Gesellschaft "tatsächlich von Bedeutung" und werde "die weitere Entwicklung des Landes beeinflussen".

Gewählt werden sollte "aus den angebotenen Kandidaten jener, der die Bedeutung der christlichen Werte für die Gesellschaft wertschätzt und die Wahrheit und Nächstenliebe achtet". Weiter gehe es um "Anständigkeit im öffentlichen Leben, Stabilität der Familie und Schutz des menschlichen Lebens in allen seinen Phasen" als Anliegen der Kirche, deren Unterstützung sie vom nächsten Staatsoberhaupt wünsche.

Man möge "bei der Auswahl der Kandidaten offen sein für die Führung Gottes und in allen Fürbitten ständig an die Politiker oder öffentlich wirkenden Persönlichkeiten eingedenk sein, die eine Verantwortung für Entscheidungen nicht nur in schweren Situationen ihrer Arbeit tragen, sondern auch in ihrem persönlichen Leben". Die Gläubigen mögen "nicht zögern, dieses wichtige Ereignis unseres Landes mit dem Gebet zu begleiten".

Der Wahlaufruf der "böhmischen und mährischen Bischöfe" stellt den Urnengang in historische Zusammenhänge. So heißt es einleitend, man stehe "am Beginn des Jahres 2018, in dem des 100. Jahrestags der Erneuerung unserer Staatlichkeit und Souveränität gedacht wird", und er schließt mit einer Anspielung an die "Samtene Revolution" des Jahres 1989, "als wir viel Gutes auch dank unserer Patronin, der heiligen Agnes von Böhmen, gewannen". So wie damals bitte man auch heute: "Heilige Agnes, steh uns bei in der Stunde der Entscheidung."

Nach der ersten Runden der Präsidentenwahl wird eine Stichwahl stattfinden. Die Meinungsforscher halten es für sehr wahrscheinlich, dass Amtsinhaber Miloš Zeman einer der zwei Favoriten sein wird. Jedoch gibt es laut einer neuen Umfrage des Meinungsforschungsinstituts STEM/MARK eine reale Chance, dass er dann verliert, denn 44 Prozent der Wähler würden für einen der acht Gegenkandidaten stimmen, nur 39 Prozent für den aktuellen Staatspräsidenten.

Die restlichen 17 Prozent sind noch unentschieden, wem sie die Stimme geben würden. Die besten Chancen, Zeman zu besiegen, hat laut der Umfrage sein größter Konkurrent, der frühere Chef der Wissenschaftsakademie Jiří Drahoš. Befragt zum konkreten Duell antworteten 48 Prozent der Befragten, dass sie für Drahoš stimmen würden, 42 Prozent für Zeman.

Erst zum zweiten Mal in der Geschichte entscheiden die Tschechen über ihr Staatsoberhaupt selbst. Die erste Wahl durch das Volk gab es 2013, zuvor hatte sie immer - sowohl in der ehemaligen Tschechoslowakei als auch in Tschechien - im Parlament stattgefunden. (Quelle: Katholische Presseagentur Kathpress, www.kathpress.at)