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Tschechien/Slowakei: Bischöfe erinnern an Niederschlagung des „Prager Frühlings“

22. August 2018
„Der Mut der Widerständler von 1968“ möge auch den Menschen heute „den Wert der Unabhängigkeit in Erinnerung rufen“. Mit diesem Appell hat sich der Vorsitzende der Slowakischen Bischofskonferenz, Stanislav Zvolenský, zum 50. Jahrestag der Niederschlagung des „Prager Frühlings“ zu Wort gemeldet. Dieser habe damals den „Menschen Hoffnung auf einen Wandel des ungerechten Regimes und Hoffnung auf Erneuerung der Religionsfreiheit gebracht“, so der Erzbischof von Bratislava in einer Erklärung vom 21. August 2018. Die Bürger hätten „ihren eigenen Weg gehen und das Selbstbestimmungsrecht geltend machen wollen“, seien aber durch die Ereignisse infolge der Invasion der Warschauer-Pakt-Truppen am 20./21. August 1968 „in die Sackgasse zurückgedrängt“ worden.

Die Kirche sei bemüht, ihren Beitrag zu leisten, „dass die Menschen ihre äußere und innere Freiheit bewahren und unter keinen Umständen die Hoffnung verlieren“, so Zvolenský weiter. Das Gedenken an 1968 und die „Erinnerung an die kommunistische Propaganda, die die Okkupation als Hilfe und die Unterdrückung als Normalisierung ausgerufen“ habe, sei zugleich eine Warnung an die Menschen heute, sich nicht täuschen zu lassen. Das „Vorhalten krummer Spiegel, die Verdrehung der Geschichte und die Bagatellisierung von Verbrechen“ beschädigten die Freiheit und das Urteilsvermögen, warnte der Erzbischof.

In der tschechischen Hauptstadt Prag feierte am 21. August abends der Diözesanbischof von Litoměřice, Jan Baxant, einen Gedenkgottesdienst in der Teynkirche am Altstädter Ring. In Sokolov fand zum selben Zeitpunkt ein „Tschechoslowakischer Ökumenischer Gottesdienst“ statt. Anschließend begab man sich zum Kino, in dem ein Film über Jan Palach (1948–1969) gezeigt wurde. Der Student hatte sich aus Protest gegen die Niederschlagung der Reformbewegung am 16. Januar 1969 angezündet und starb drei Tage später.

Die „Begeisterung des Prager Frühlings“ sei am 21. August 1968 in „ängstliches Schweigen“ umgeschlagen, wird der Prager Weihbischof Václav Malý in einer Meldung auf dem Portal der Tschechischen Bischofskonferenz zitiert. Es gelte „weiterhin, dass zur Entwicklung einer gesunden und demokratisch reifen Gesellschaft ein kurzfristiger ziviler Massenungehorsam nicht genügt, sondern vor allem das alltägliche persönliche Ausharren im Dienst der Gerechtigkeit und im Widerstand gegen Lügen und Halbwahrheiten“.

Der Prager Erzbischof Dominik Kardinal Duka gab wie der tschechische Staatspräsident Miloš Zeman zum Jahrestag der dramatischen Ereignisse von 1968 keine offizielle Stellungnahme ab. Eine Fernsehansprache des slowakischen Präsidenten Andrej Kiska wurde auch in der Tschechischen Republik ausgestrahlt, da Zeman sich nicht zu Wort melden wollte. Auf Dominik Dukas Webseite sind aber die persönlichen Erinnerungen des heutigen Vorsitzenden der Tschechischen Bischofskonferenz publiziert, die er für die dieser Tage erschienene Ausgabe der Wochenzeitung Reflex zusammengefasst hat.

Duka war 1968 Theologiestudent in Litoměřice und durfte in den Ferien infolge der Liberalisierung in seiner Heimatstadt Hradec Králové eine Kirchenfassade renovieren. Beim morgendlichen Rasieren am 21. August habe er die Meldungen über den Einmarsch der Warschauer-Pakt-Truppen zunächst für ein „Hörspiel“ gehalten. Auf der Straße jedoch hätten ihn die „sehr lässig agierenden Einheiten der polnischen Volksarmee“ eines Schlechteren belehrt. Nichtsdestoweniger sei es für die Studenten „eine angenehme Überraschung gewesen, dass einige polnische Soldaten mit entschuldigenden Kommentaren zu ihnen kamen, um ihnen bei der Kirchenrenovierung zu helfen.“ (Quelle: Katholische Presseagentur Kathpress, www.kathpress.at)