Zum Hauptinhalt springen

Ungarn: Religionsvertreter erinnern an Mordserie gegen Roma

15. August 2024

Spitzen der Glaubensgemeinschaften in Ungarn haben an die in der jüngeren Geschichte begangenen Verbrechen gegen die Volksgruppe der Roma und Sinti erinnert, ihre Solidarität bekundet und zu erhöhter Wachsamkeit aufgerufen. Täglicher Einsatz und ein „Niederreißen der Mauern der Vorurteile“ sei wichtig, damit Friede geschaffen werden könne, sagte der Bischof von Szombathely, János Székely, der am 2. August der interreligiösen Gedenkfeier in der St.-Josef-Kirche in der Budapester Josefstadt vorstand. Anlass gab der Jahrestag des NS-Völkermordes an den Roma und Sinti sowie der Mordserie an Roma von Kisléta in den Jahren 2008 und 2009.

Der Einladung zu dem von der Gemeinschaft Sant'Egidio veranstalteten Gebet waren unter anderem der evangelische Bischof für Ungarn, Tamás Fabiny, der griechisch-orthodoxe Pfarrer Joszif Ötvös als Vertreter des Ökumenischen Patriarchats, Dmitro Szidorenk für die ukrainisch-orthodoxen Gläubigen, der katholische Roma-Seelsorger Géza Dúl und Rabbi Péter Radvánszki gefolgt.

Gastgeber Péter Szőke von Sant'Egidio bezeichnete die Roma-Mordserie von 2008/09 als Fortsetzung der biblischen Geschichte von Kain und Abel. Für Kain sei das Leben der Schwachen, Armen, Alten, Kranken und Flüchtlinge nicht viel wert gewesen, und auf Gottes Frage „Wo ist dein Bruder Abel?“ habe er nur zynisch: „Bin ich der Hüter meines Bruders?“ geantwortet. Szőke rief zu einem bewussten Bekenntnis dazu auf, „Hüter der Schwachen, der Verachteten, der Wehrlosen und der Kleinen“ sein zu wollen.

Wie in den Vorjahren nahmen auch diesmal Angehörige einiger Opfer der Anschläge von 2008 und 2009 teil. Damals wurden in einer Serie aus zehn rassistisch und antiziganistisch motivierten Anschlägen auf Roma sechs willkürlich ausgewählte Personen ermordet, darunter ein vierjähriger Junge. 55 Menschen wurden verletzt, fünf Personen erlitten schwere Verletzungen. Die Mordserie ist rechtsextremen Terroristen zuzuschreiben. Bei der Feier entzündeten Kinder und Jugendliche aus der Roma-Volksgruppe wie auch andere Kerzen für die Opfer.

Erinnert wurde auch an die Mordserie am 2. August 1944, als in einer einzigen Nacht im Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau mehr als 3000 Roma und Sinti ermordet wurden.

Bezugnehmend auf dieses Ereignis, das auf Romanes als „Porajmos“ (Pharrajimos) bezeichnet wird, hat das Europäische Parlament den 2. August zum Europäischen Holocaust-Gedenktag für Roma und Sinti erklärt. (Quelle: Katholische Presseagentur Kathpress, www.kathpress.at)