Bosnien-Herzegowina: Tausende feiern 40. Jahrestag der Marienerscheinungen in Međugorje
Im herzegowinischen Wallfahrtsort Međugorje wurde der 40. Jahrestag seit dem Beginn der dortigen Marienerscheinungen mit Gottesdiensten und Prozessionen gefeiert. Den zentralen Gottesdienst am 25. Juni 2021 leitete der Provinzial der Franziskanerprovinz Herzegowina, Miljenko Šteko, über 350 Geistliche und zahlreiche Gläubige aus dem In- und Ausland nahmen trotz noch geltender epidemiologischer Reiseeinschränkungen daran teil.
In seiner Predigt rühmte Šteko den Wallfahrtsort dafür, dass er ein „Gefühl des Friedens“ im hektischen Alltag vermittle. Von Međugorje gingen schon seit vier Jahrzehnten „Rufe zum Gebet, einem sakramentalen Leben, zur Buße und Bekehrung der Menschheit, die in einem schwierigen und äußerst gefährlichen Zustand, herausgefordert von menschlichen Sünden, lebt“, aus. Vor der Messe fand erstmals in diesem Jahr eine Prozession vom Erscheinungshügel zur St. Jakobus-Kirche mit statt. Die Prozession sei ein Symbol dafür, dass die Muttergottes „in allem, was sie hier tut, uns zu Jesus und zur Eucharistie führt“, sagte Marinko Šakota, Pfarrer in Međugorje.
Tags zuvor fand der traditionelle Marsch von der Kirche des Hl. Ante in Humac nach Međugorje statt. Die Teilnehmenden stammten neben Bosnien-Herzegowina aus Kroatien, Brasilien, der Ukraine, Korea, Frankreich, Rumänien, Österreich und Spanien. Dieser „Friedensmarsch“ geht auf das Jahr 1992 während des Bosnien-Kriegs zurück, als damit für Frieden in Bosnien-Herzegowina und Kroatien gebetet wurde. Bei der Messe am Abend erinnerte Miro Šego, Pfarrer aus Čitluk, an die schwierige Anfangszeit des Wallfahrtsorts in den 1980er Jahren, zur Zeit des Kommunismus. Doch Međugorje lebe als Pilgerort weiter und ziehe immer mehr Menschen aus der ganzen Welt an.
Die angeblichen Marienerscheinungen in Međugorje begannen 1981, am 24. Juni berichteten erstmals sechs Kinder, ihnen sei die Gottesmutter erschienen. Als eigentlicher Jahrestag gilt jedoch der 25. Juni, als sie mit den Kindern auch gesprochen haben soll. Einige der inzwischen erwachsenen „Seherinnen“ und „Seher“ erhalten angeblich noch immer regelmäßig Botschaften von der „Gospa“ (Herrin), manche von ihnen täglich. An der Echtheit der Erscheinungen bestehen nach wie vor Zweifel, zwei päpstliche Untersuchungen führten zu keiner Entscheidung. Dennoch erfreut sich der Pilgerort großer Beliebtheit, vor Corona besuchten ihn jährlich rund 2,5 Mio. Gläubige aus aller Welt, verwaltet wird er von den lokalen Franziskanern. 2019 hat Papst Franziskus offizielle kirchliche Pilgerfahrten nach Međugorje erlaubt, zuvor konnten diese nur in einem privaten Rahmen stattfinden. Daraufhin nahmen am jährlichen Jugendfestival, das jeweils im August stattfindet und 2019 über 50‘000 Jugendliche anzog, erstmals hohe Vertreter des Vatikans teil.
Erzbischof Henryk Hoser, der als Apostolischer Visitator seit 2018 die spirituelle Begleitung der Pilgerinnen und Pilger in Međugorje sicherstellen soll, war persönlich nicht bei den Feierlichkeiten zum Jahrestag anwesend, da er sich noch von einer Corona-Erkrankung erholt. Im Interview mit medjugorje.hr betonte er die zentrale Botschaft der Gospa, die zu Bekehrung, Buße, einem Leben in Einklang mit Gott und Verbreitung des Friedens in der Welt aufrufe. Damit unterscheide sich Međugorje von den „klassischen“ Erscheinungen wie in Lourdes oder Fátima und deshalb eile es der Kirche auch nicht mit einer Anerkennung. Es handle sich nicht um neue Botschaften, sondern um immer wiederkehrende Aufrufe zu einem auf Gott ausgerichteten Leben. Međugorje sei auch von der Ausstattung her viel bescheidener als andere Marienwallfahrtsorte, erklärte Erzbischof Hoser weiter. Aufgrund der Pandemie sei die Zahl der Pilger zurückgegangen, dennoch seien sie während der ganzen Zeit gekommen, aber mehrheitlich aus den Nachbarstaaten. Als weitere Besonderheit hob Hoser hervor, dass viele Menschen Međugorje mehrmals besuchten. Der Nationaldirektor der Päpstlichen Missionswerke in Österreich, Karl Wallner, bezeichnete Međugorje gar als „Missionshotspot für Europa“ und als Ort einer „zeitgemäßen Charismatik, die über die Sakramente geht“. (NÖK, mit Material von Kathpress)
Zum internationalen Jugendfest in Međugorje wird hochrangiger Besuch aus dem Vatikan erwartet. Stefan Kube erklärt, wie sich die Haltung des Vatikans zum umstrittenen Marienwallfahrtsort in Bosnien-Herzegowina gewandelt hat.
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