Nordmakedonien: Papst wirbt für stärkere Bindung an Europa
Bei seinem Besuch in Nordmakedonien hat Papst Franziskus die multiethnische und multireligiöse Kultur des Balkanstaats gelobt. Nordmakedonien sei eine „Brücke zwischen Ost und West“ und beweise, dass ein friedliches Zusammenleben in einem Land mit großer Diversität möglich sei. Er ermutigte das Land, seine Bemühungen für eine verstärkte europäische Integration nach dem jahrzehntelangen Namensstreit mit Griechenland voranzutreiben. Er hoffe, dass sich diese Integration auf eine Weise entwickeln werde, von der die ganze Region profitiert.
Bei seiner Ansprache vor Staatsbeamten, Diplomaten und Vertretern der Zivilgesellschaft lobte Franziskus außerdem den Einsatz des Landes für Flüchtlinge und Migranten. Außenminister Viktor Dimovski würdigte die erste Reise eines Papstes nach Nordmakedonien als historisch. Der Besuch komme zu einem zentralen Moment, in dem Nordmakedonien nach der Zugehörigkeit zur EU und NATO strebt. Er „stärkt den inneren Zusammenhalt und die Einheit“ und bringe „Botschaften von Versöhnung und Solidarität“.
Nach der Begegnung mit politischen und zivilgesellschaftlichen Vertretern besuchte der Papst die Gedenkstätte für Mutter Teresa von Kalkutta (1910–1997), die als Anjezë (Agnes) Gonxha Bojaxhiu als Kind einer wohlhabenden albanischen Familie in Skopje, dem damaligen osmanischen Üsküp, geboren worden war. Vor Ort segnete Franziskus den Grundstein für eine Gedächtniskirche der 2016 heiliggesprochenen Mutter Teresa und rief die Menschen dazu auf, ihrem Beispiel zu folgen.
An der Messe, die Franziskus im Zentrum von Skopje feierte, nahmen Tausende Gläubige teil. In seiner Predigt rief der Papst zu Mitgefühl auf und warnte vor Schubladisierungen und einfachen Antworten sowie vor Gleichgültigkeit durch Konformismus. Bei einem Treffen mit christlichen und nichtchristlichen Jugendlichen ermutigte Franziskus diese zu kühnen Träumen und Gemeinschaft mit anderen. Die katholischen Jugendlichen mahnte er, mit allen Menschen verbunden zu bleiben, aber auch Mut zur Eigenständigkeit zu haben. Die katholischen Geistlichen in Nordmakedonien warnte er vor Träumen nach mehr Einfluss und Ressourcen. Die Kirche verwende oft Mittel auf Dinge, die die Gläubigen nicht interessierten. Diese Einstellung gelte es aufzugeben und sich darauf zu konzentrieren, die Kirche verständnisvoller und solidarischer zu machen.
Allerdings gab es auch Kritik am Papstbesuch, so von Metropolit Jovan (Vraniškovski) von der Orthodoxen Erzdiözese Ohrid, die der Serbischen Orthodoxen Kirche untersteht. Jovan, der eine Minderheit der orthodoxen Gläubigen in dem mehrheitlich orthodoxen Land vertritt, beklagte in einem Interview mit der serbischen Tageszeitung Večernje Novositi, es wäre nichts am Papstbesuch umstritten, wenn nicht vor zehn Jahren ein Besuch des serbischen Patriarchen von den makedonischen Behörden abgelehnt worden wäre. Das sei „religiöse Diskriminierung“. Die katholische Gemeinschaft sei zwar sehr klein, es spreche aber nichts dagegen, dass sie von ihrem religiösen Oberhaupt besucht werde. Der kurze Aufenthalt des Papstes von zehn Stunden zeige außerdem das geringe Interesse, die „katholische Propaganda in dieser Region zu erneuern“.
In Nordmakedonien, das zwei Mio. Einwohner zählt, leben nach Angaben des Vatikans ca. 15‘000 Katholiken. Die Mehrheit der Bevölkerung ist orthodox, rund ein Drittel sind Muslime. (NÖK; mit Material von Kathpress)
Eine isolierte Kirche: Die Makedonische Orthodoxe Kirche
Bei seinem Besuch in Nordmakedonien hat sich Papst Franziskus nicht mit Vertretern der Orthodoxie getroffen. Das liegt vor allem daran, dass die Makedonische Orthodoxe Kirche in der Weltorthodoxie nicht anerkannt ist, wie Stefan Kube erklärt.
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