Montenegro: Staat ehrt Metropolit posthum mit höchstem Orden
Fünf Jahre nach dessen Tod hat Montenegros Präsident Jakov Milatović dem früheren Metropoliten Amfilohije (Radović) posthum den Orden von Montenegro verliehen – die höchste staatliche Auszeichnung des Landes. Die Ehrung würdigt das Wirken des langjährigen Oberhaupts der Serbischen Orthodoxen Kirche in Montenegro, der laut Milatović „maßgeblich zur Bewahrung der geistigen Identität und des sozialen Friedens beigetragen“ habe, berichtet das Portal Orthodox Christianity.
Amfilohije führte die Metropolie Montenegro fast drei Jahrzehnte lang und war eine zentrale Figur des religiösen und gesellschaftlichen Lebens. Er wurde 1938 in Donja Morača geboren und studierte in Belgrad, Bern, Rom und Athen. Milatović bezeichnete ihn als einen der „gebildetsten Bischöfe der Orthodoxie“, dessen Einfluss weit über die Kirche hinausreichte.
Besonders hervorgehoben wurde seine Rolle während der Massenproteste 2019/20 gegen das Religionsgesetz, das kirchliches Eigentum gefährdet hatte. Hunderttausende nahmen an den von Amfilohije angeführten Prozessionen teil. Der Präsident würdigte diesen Widerstand als Beispiel für friedlichen zivilen Protest und als Impuls für den politischen Wandel des Landes.
Auch beim Referendum über die Unabhängigkeit 2006 hatte Amfilohije zu demokratischer Debatte aufgerufen. Nach der Parlamentswahl 2020 vermittelte er zwischen den politischen Lagern und trug zur Regierungsbildung bei, die das Ende der Ära von Präsident Milo Đukanović einleitete. Wenig später verstarb er infolge einer COVID-Erkrankung.
Trotz großer Verehrung in weiten Teilen der orthodoxen Bevölkerung bleibt Amfilohije eine umstrittene Figur. Kritiker werfen ihm polarisierende Aussagen gegenüber ethnischen und religiösen Minderheiten wie Albanern, Bosniaken und Muslimen vor. Diesbezügliche Äußerungen inmitten politischer Spannungen sorgten immer wieder für Kritik und Ablehnung, vor allem in den multiethnischen Regionen des Landes. Pläne für ein Denkmal für ihn in seinem Heimatort Kolašin entfachten heftige Debatten, es soll jedoch Ende Oktober aufgestellt werden. (Quelle: Katholische Presseagentur Kathpress, www.kathpress.at)