Montenegro: Geistliche und Mönche der Serbischen Orthodoxen Kirche ausgewiesen
Mehr als 50 Vertretern der Serbischen Orthodoxen Kirche (SOK) ist der weitere Aufenthalt in Montenegro untersagt worden. Die Betroffenen, die keine montenegrinischen Bürger sind, dienen in den vier montenegrinischen Eparchien der SOK, die die größte Glaubensgemeinschaft im Land ist. Erzpriester Velibor Džomić, Koordinator der Rechtsabteilung der montenegrinischen Metropolie, bezeichnete das Vorgehen als „widerrechtlich“ und eine Fortsetzung der „Vertreibung“ von Geistlichen und Mönchen. Das Innenministerium handle nicht aus rechtlichen, sondern aus politischen Gründen.
In den vorangegangen zwei Jahren hätten alle diese Personen – Geistliche, Mönche, Nonnen und Familienmitglieder von Priestern – jeweils eine vorübergehende Aufenthaltsbewilligung zur Ausübung ihres Dienstes erhalten, erklärte Erzpriester Velibor. Nun will das Innenministerium diese nicht mehr verlängern und hat einigen Betroffenen ein Ultimatum zur Ausreise gestellt. Alle Beschwerden der Metropolie seien abgewiesen worden, daher habe sie nun weitere Beschwerden an das Verwaltungsgericht gerichtet.
In Montenegro besteht neben der SOK eine in der Weltorthodoxie nicht anerkannte Montenegrinische Orthodoxe Kirche, die sich 1993 von der SOK abgespalten hat. Die große Mehrheit der orthodoxen Gläubigen bekennt sich jedoch weiterhin zur SOK. Diese wirft der montenegrinischen Regierung immer wieder vor, die unkanonische montenegrinische Kirche zu unterstützen. In der Sendung „Lebendige Wahrheit“ des staatlichen Fernsehen RTCG kritisierte nun Präsident Milo Đukanović die Haltung der SOK gegenüber Montenegro als „ausgesprochen destruktiv“, die SOK „untergräbt sehr ausdauernd die montenegrinische Unabhängigkeit“. Es gelte, die Arbeit an der „Erneuerung der autokephalen Montenegrinischen Orthodoxen Kirche“ fortzusetzen, und der „Staat wird sich damit befassen und ist verantwortlich dafür“. Doch die Angelegenheit sollte nicht dem Staat allein übertragen werden, die montenegrinische Kirche „sollte viel mehr für ihre eigene Organisation tun und ihre Autorität in der lokalen Bevölkerung und der internationalen Gemeinschaft stärken“.
Die Metropolie von Montenegro und den Küstengebieten ging in einer Mitteilung zum Jahresende auf die Vorfälle ein und rief das Innenministerium dazu auf, entsprechend den geltenden Regelungen die temporären Aufenthaltsbewilligungen für die Mönche, Geistlichen und ihre Familien zu verlängern. Zudem wird in dem Statement die Ausarbeitung eines neuen Religionsgesetzes kritisiert, die dazu benutzt werde, eine bereits lang andauernde „anti-kirchliche Kampagne“ fortzusetzen. Auch die angeblichen Versuche, Eigentum der SOK zu enteignen, wurden erneut beklagt. Die größte Sorge bereitet der Metropolie jedoch die „abgebrochene Kommunikation“ mit dem Ministerium für Menschen- und Minderheitenrechte im Hinblick auf das Recht der Kirchenvertreter, an der Vorbereitung des Gesetzesentwurfs mitzuwirken. (NÖK)
Stefan Kube zum Zusammenleben der Religionsgemeinschaften und ihrem Verhältnis zum Staat in Montenegro
In Montenegro wird ein neues Religionsgesetz vorbereitet, das von der im Land dominierenden Serbischen Orthodoxen Kirche (SOK) kritisiert wird. Zur Stellung der SOK, ihrem Verhältnis zum Staat und zu den anderen Religionsgemeinschaften äußert sich Stefan Kube.
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