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Rumänien: Rumänische Orthodoxe Kirche will weiterhin eigene Struktur in Ukraine

07. November 2024

Der Hl. Synod der Rumänischen Orthodoxen Kirche (RumOK) ist enttäuscht, dass die „Rumänische Orthodoxe Kirche in der Ukraine“ von den ukrainischen Behörden noch nicht anerkannt wurde. Er bedauert die „unrechtmäßige Vertagung“ der Anerkennung der Religionsgemeinschaft, „trotz ihrer Konformität mit allen anwendbaren ukrainischen Gesetzen“, heißt es in der Mitteilung des Hl. Synods zu seiner Sitzung vom 25. Oktober 2024. Er befürwortet zudem weitere Bemühungen gegenüber den Behörden in Rumänien und der Ukraine, „um dieses legitime Anliegen zu lösen“.

Ursprünglich hatte der Hl. Synod der RumOK diese Bemühungen an seiner Sitzung vom 29. Februar 2024 gutgeheißen. Er entschied, die „Initiativen rumänischer orthodoxer Gemeinschaften in der Ukraine, die Kommunion mit der Mutterkirche – dem rumänischen Patriarchat – durch ihre rechtliche Organisation in einer religiösen Struktur namens Rumänische Orthodoxe Kirche in der Ukraine wiederherzustellen, zu segnen, ermutigen und unterstützen“, hieß es damals in der Mitteilung des Hl. Synods. Im Westen der Ukraine gibt es über 100 rumänischsprachige Gemeinden, von denen die meisten bisher zur Ukrainischen Orthodoxen Kirche (UOK) gehörten.

Die Initiative steht im Zusammenhang mit der Situation der UOK, die bis 2022 Teil des Moskauer Patriarchats war. Angesichts des staatlichen Vorgehens gegen sie – Durchsuchungen von Kirchenarealen, strafrechtliche Untersuchungen gegen ihre Geistlichen – aufgrund von Verdächtigungen, dass sie die russische Propaganda oder die russischen Sicherheitsdienste unterstütze, geriet auch eine Eparchie in Tschernivtsi, wo die Mehrheit der rumänischen Gläubigen in der Ukraine lebt, und ein rumänischsprachiger Metropolit ins Visier der Behörden. Ethnische Rumänen beklagen auch andere Zwischenfälle.

Die Rumänen sind mit einer Bevölkerung von rund 500‘000 Personen nach den Russen die zweitgrößte Minderheit in der Ukraine und spüren die Folgen der in den letzten Jahren restriktiver gewordenen Sprachen- und Minderheitenpolitik der Ukraine. Die rumänische Gemeinschaft in der Ukraine hofft auch auf die Einführung eines Tages der rumänischen Sprache, analog zum Tag der ukrainischen Sprache in Rumänien am 9. November. Die Initiative dafür kam von einem Kulturverein von Rumänen in der Region Odessa und wurde Ende 2023 formell der Präsidialadministration in Kyjiw zur Annahme vorgeschlagen. Zuvor hatten sich bei einem Treffen im Oktober 2023 die Ministerpräsidenten der beiden Länder zum Schutz der Rechte der jeweiligen Minderheit in Rumänien und der Ukraine bekannt. Dazu soll ein entsprechender bilateraler Gesetzesrahmen entwickelt werden, der auf dem „Prinzip des gleichwertigen Niveaus“ des Rechtsschutzes beruht. Zudem erklärten die Ministerpräsidenten, dass die Sprache der Republik Moldau Rumänisch heiße und das „Problem der künstlichen Unterschiede zwischen der rumänischen und ‚moldauischen‘ Sprache“ unverzüglich gelöst werden sollte. In Rumänien gilt „Moldauisch“ als von der Sowjetunion eingeführte künstliche Kategorie.

Im Oktober 2024 besuchte zudem Viktor Yelenskyj, der Leiter des ukrainischen Staatsdienstes für Ethnopolitik und Gewissensfreiheit, Rumänien. Er traf verschiedene staatliche Vertreter und Vertreter der RumOK. Dabei ging es darum, die Kooperation beim Schutz der Gewissensfreiheit zu vertiefen, den Schutz der Rechte der ukrainischen Minderheit in Rumänien sicherzustellen und die ukrainisch-rumänischen Beziehungen beim Schutz der Religionsfreiheit und im Kampf gegen russische Propaganda zu verstärken. (NÖK)