Deutschland: Rumänische Orthodoxe Metropolie feiert ihr 30jähriges Jubiläum
Seit 1994 gibt es eine eigene Rumänische Orthodoxe Metropolie für Deutschland, Zentral- und Nordeuropa, mittlerweile mit zwei Bistümern: dem Erzbistum für Deutschland, Österreich und Luxemburg und dem Bistum Nordeuropa für Schweden, Norwegen und Dänemark. Diese Metropolie ist etwas Besonderes, entstand sie doch als „Bistum auf Wunsch der Gläubigen“. Mit einem Festakt feierten die Metropolie und die ökumenische Gesellschaft „Ex fide lux – Deutsch-Rumänisches Institut für Theologie, Wissenschaft, Kultur und Dialog“ das Jubiläum. Rund 70 Gäste waren in die rumänische orthodoxe Kathedrale nach Nürnberg gekommen, darunter Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) und der katholische Erzbischof von Bamberg, Herwig Gössl.
Diese Metropolie kam auf ausdrücklichen Wunsch der Gläubigen in Deutschland zustande, meist Exilrumänen aus der Zeit vor 1989. Sie baten in einem Brief an das Rumänische Patriarchat in Bukarest kurz nach der Wende von 1989 um die Gründung einer eigenen Diözese für die Diaspora im deutschsprachigen Raum, nachdem damals schon in Städten wie München, Regensburg, Nürnberg oder Köln sehr viele Rumänen lebten.
1993 stimmte die Heilige Synode als Bischofskonferenz der Rumänischen Orthodoxen Kirche der Gründung zu, 1994 entsandte sie den damaligen Weihbischof des Erzbistums von Hermannstadt/Sibiu, Serafim Joantă, als Erzbischof und Metropoliten nach Deutschland. Die Hauptaufgabe des Metropoliten war die Sammlung der in der Diaspora lebenden rumänischen Gläubigen, die Gründung von Pfarreien und die geistliche Betreuung mit eigenen Priestern.
Aus dem Wunsch der Gläubigen wurde Wirklichkeit. Es folgte ein beeindruckender Gemeindeaufbau. Der frischgebackene Metropolit fand damals neun Gemeinden in Deutschland vor, heute sind es 152 Pfarreien und 26 Filialgemeinden. Auch in Österreich gab es einen solchen Aufbruch, dort bestehen jetzt 32 Pfarreien und vier Filialgemeinden; hinzu kommt eine Pfarrei in Luxemburg. Die zwischenzeitlich eingerichtete Diözese für Nordeuropa mit Bischof Macarie Drăgoi an der Spitze wiederum zählt heute 81 Pfarreien, Filialgemeinden und Missionspunkte in Schweden, Norwegen und Dänemark. Die Gemeinden feiern in gepachteten, gekauften oder schon selbst erbauten Kirchen ihre Gottesdienste.
Anfangs hatte die Metropolie ihren Sitz im Ostkirchlichen Institut des Bistums von Regensburg. 1999 kaufte die Metropolie dann von der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern die Epiphanias-Kirche in Nürnberg. Ab dem Jahr 2000 wurden die Kirche zur Kathedrale und das Anwesen zum Sitz der Metropolie umgebaut, 2006 war Einweihung. Im Innenraum ist das Gotteshaus nach ostkirchlichen Vorgaben ausgemalt. Die Rumänische Orthodoxe Kirche hat hier etwa zwei Millionen Euro investiert.
Der Vorsitzende der deutsch-rumänischen ökumenischen Gesellschaft „Ex fide lux“, Hermann Schoenauer, würdigte die Metropolie bei dem Festakt mit den Worten: „Seit 30 Jahren ist die Rumänische Orthodoxe Metropolie nun ein wesentlicher Baustein im Mosaik der kirchlichen Landschaft nicht nur der Stadt Nürnberg und des Freistaats Bayern, sondern der gesamten Bundesrepublik und weit darüber hinaus. Sie wirkt als Vermittlerin zwischen der Theologie und Spiritualität der Rumänischen Orthodoxen Kirche und den Kirchen in Deutschland – und damit zwischen Südosteuropa und Mitteleuropa. Als einzige orthodoxe Kirche mit lateinisch-romanischer Sprache besitzt die Rumänische Orthodoxe Kirche ohnehin eine besondere Stellung unter den orthodoxen Kirchen und stellt eine wichtige Stimme im Konzert der europäischen Ökumene dar.“
Der seit 1994 amtierende Metropolit Serafim charakterisierte den Beitrag der rumänischen orthodoxen Spiritualität zum europäischen Christentum mit den Worten: „Die größte Gabe, die die rumänische Orthodoxie Europa schenkt, ist ohne Zweifel deren ökumenische Offenheit. Die Rumänen sind ein ihrem Wesen nach tolerantes und anderen gegenüber offenes Volk, ob Christen oder Nichtchristen. Seit Jahrhunderten bis heute haben die Rumänen in Siebenbürgen, aber auch in der Moldau, in Muntenien und in der Dobrudscha immer in größter Harmonie mit anderen dort ansässigen Konfessionen und sogar Religionen zusammengelebt. Besonders das friedliche und gute Zusammenleben mit dem Islam in der Dobrudscha kann heute zum Modell werden für ganz Europa.“
Das rumänische Christentum sei volksnah und tief im Bewusstsein des Volkes verwurzelt. „Bei den Rumänen ist die Taufe der Kinder ein Allgemeingut; es ist unvorstellbar, dass ein Kind ungetauft bleibt, so wie es auch unvorstellbar ist, dass eine Beerdigung ohne Mitwirkung eines Priesters erfolgt“, so der Metropolit.
Der frühere Leiter des Außenamts der Rumänischen Orthodoxen Kirche, Michael Tiţa, ging auf die große Arbeitsemigration nach 1989 ein und unterstrich: „Der Exodus aus Rumänien von über vier Millionen Menschen stellt eine große Herausforderung dar.“ Die Kirche in der Diaspora habe die Aufgabe, den im Ausland lebenden Gläubigen geistliche Heimat zu bieten und gleichzeitig die gelingende Integration in den Aufnahmeländern zu fördern. Die Rumänen sind derzeit mit rund 900'000 Gläubigen die größte Volksgruppe unter den orthodoxen Christen in Deutschland.
Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) betonte bei dem Festakt: „Wir sind stolz, für eine so vitale und dynamische Gemeinschaft hier in Nürnberg Heimat sein zu dürfen. Sie ist ein wertvoller Teil unserer Gesellschaft.“ Herrmann sprach von einer beeindruckenden Kathedrale der Metropolie, die nicht nur architektonisch, sondern auch spirituell ein Zentrum für die Gläubigen darstellt. Er würdigte die lebendige Gemeinschaft und das christliche Zeugnis der Metropolie. „Sie leben Ihren Glauben durch Ihre Taten. Behalten Sie Ihren Mut und Ihre Zuversicht, um weiterhin eine starke Stimme für christliche Werte und Solidarität in unserer Gesellschaft zu sein.“ Er betonte das positive Verhältnis zwischen Staat und Kirchen in Bayern als politisch ausdrücklich erwünscht.
Der katholische Erzbischof von Bamberg, Herwig Gössl, würdigte die Metropolie und betonte das ökumenische Miteinander. „In schweren Zeiten für die Kirchen ist es besonders wichtig, gemeinsam Zeugnis abzulegen.“ Schriftliche Grußworte gab es von Kardinal Rainer Maria Woelki (Köln) und den Bischöfen Rudolf Voderholzer (Regensburg) und Gregor Maria Hanke (Eichstätt). Auch die Landtagsabgeordnete Petra Guttenberger (CSU) würdigte die gelungene Integration und spirituelle Ausstrahlung der Metropolie.
Im Rahmen des Festakts wurde auch ein neuer Kunstführer zu der Rumänischen Orthodoxen Kathedrale von Jürgen Henkel aus dem Kunstverlag Josef Fink präsentiert unter dem Titel „Orthodoxe Bilderwelt in einer fränkischen Kirche. Die Rumänische Orthodoxe Kathedrale in Nürnberg“. Verleger Josef Fink und Jürgen Henkel stellten die Broschüre vor, die die Geschichte der Metropolie und die Kathedrale mit viel Bildmaterial darstellt. Die aktuelle Nummer der Zeitschrift „Auftrag und Wahrheit – Ökumenische Quartalsschrift für Predigt, Liturgie und Theologie“ bietet im Aufsatzteil drei Studien zum Beitrag der rumänischen Orthodoxie zur europäischen Spiritualität (Metropolit Serafim), der rumänischen orthodoxen Diaspora (Michael Tiţa) sowie zu Geschichte und Perspektiven der Rumänischen Orthodoxen Metropolie für Deutschland, Zentral- und Nordeuropa (Protosingel Ioan Popoiu).
Jürgen Henkel