Rumänien: Orthodoxe Kirche verbietet Priestern politische Tätigkeit
Im Hinblick auf die rumänische Parlamentswahl am 1. Dezember und die am 8. Dezember anstehende Präsidenten-Stichwahl hat die Rumänische Orthodoxe Kirche als größte Glaubensgemeinschaft des Landes strikte politische Zurückhaltung und Neutralität ihrer Vertreter angeordnet. Bischöfe, Priester, Diakone, Mönche und Nonnen dürften ihre politischen Ansichten nur bei der geheimen Stimmabgabe bekunden, zudem sei parteipolitische Betätigung für sie ausdrücklich verboten, hieß es in einem am 28. November veröffentlichten Schreiben des Hl. Synods. Untersagt wurden auch der Beitritt zu politischen Parteien, Kandidatur für das Parlament, die Unterstützung von Kandidaten sowie das Bekleiden öffentlicher Ämter.
Jeder Verstoß gegen diese Vorgaben würde Geistliche dazu zwingen, sich zwischen ihrer religiösen Berufung und ihrer politischen Karriere zu entscheiden, hieß es. Über Verstöße werden die Diözesankonsistorien entscheiden. Die Erklärung schließt mit der Erinnerung an die politischen Parteien, keine Geistlichen anzuwerben oder kirchliche Ressourcen für politische Zwecke zu verwenden. Gleichzeitig wird betont, dass die Kirche keine bestimmte Partei oder Ideologie unterstützt, sondern die Bürger ermutigt, auf der Grundlage des Wohls des Landes und der christlichen Werte zu wählen.
Andere Wege schlug die Evangelische Kirche A.B. in Rumänien ein. Sie rief am 29. November ihre Amtsträger, Gläubigen und auch die rumänische Gesellschaft insgesamt zur Wahl von Parteien und Kandidaten auf, „die sich für eine demokratische Ordnung, den europäischen Weg Rumäniens und die Freiheit des Einzelnen einsetzen“. Es gelte, verantwortlich zu „unterscheiden zwischen einer Politik, die schädliche und extremistische Ideen vertritt, und einer, die die weitere Entwicklung Rumäniens innerhalb der Europäischen Union zum Ziel hat“ – und entsprechend zu wählen, appellierten Landesbischof Reinhart Guib und Landeskirchenkuratorin Carmen Schuster in einer Aussendung des Landeskonsistoriums.
Die evangelischen Kirchenvertreter begründeten ihren Zugang einerseits theologisch durch die christlichen Werte Freiheit und Toleranz, auch habe Jesus Christus „nie zu Hass und Zwietracht aufgerufen“. Weiters sei in Betracht zu ziehen, dass ihre Kirche durch den Ursprung in der Reformation und durch die deutsche Verkündigungssprache eng mit der europäischen Kultur verbunden sei. Geschichtlich hätten protestantische Rumänen zudem im 20. Jahrhundert „unmittelbar und schwer unter nichtdemokratischen und diktatorischen Regimen gelitten“, wurde erinnert: „Ein Teil ihrer Gemeindeglieder wurde in die Sowjetunion deportiert, andere wiederum später von einem diktatorischen Regime verkauft.“ (Quelle: Katholische Presseagentur Kathpress, www.kathpress.at)