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Rumänien: Patriarchat kritisiert Erzbischof wegen Unterstützung des rechtsextremen Präsidentschaftskandidaten

19. Dezember 2024

Das rumänische Patriarchat hat sich entschieden von Aussagen von Erzbischof Teodosie (Petrescu) von Tomis distanziert. Dieser hatte bei den rumänischen Präsidentschaftswahlen den rechtsextremen Kandidaten Cǎlin Georgescu unterstützt. In einem Interview hatte Teodosie seine Unterstützung damit begründet, dass er Georgescu mehr für einen „Mann Gottes als einen Politiker“ halte. Dieser sei tief gläubig, Enkel eines Priesters, verteidige christliche Werte und sorge sich aufrichtig um das alltägliche Leben der Rumänen. Die meisten Gläubigen würden Georgescu ebenso respektieren wie er, erklärte Teodosie weiter. Deshalb betrachte er ihn als „Boten Gottes“. An anderer Stelle hatte er den russischen Präsidenten Vladimir Putin als Mann der Versöhnung und Erbauer von Kirchen bezeichnet.

Erzbischof Teodosie ist schon seit längerem eine umstrittene Figur der Rumänischen Orthodoxen Kirche (RumOK). Er gilt als sehr konservativ und ist für seine kontroversen Aussagen über die Rolle von Frauen in der Gesellschaft und seine Ablehnung der Covid-19-Impfung bekannt. Er unterhält schon länger Beziehungen zur rumänischen Rechten, so traute er 2022 den Anführer der ultranationalistischen Partei Allianz für die Union der Rumänen. Zudem ermittelte das rumänische Nationale Antikorruptionsdirektorat gegen ihn. Seit langem bemüht er sich außerdem um die Erhebung seines Erzbistums zu einer Metropolie, was aber vom Hl. Synod der RumOK abgelehnt wird. An der nächsten Arbeitssitzung des Hl. Synods soll Erzbischof Teodosies Verhalten und seine „wiederholten Verstöße gegen die Beschlüsse des Hl. Synods zu Wahlkampagnen“ untersucht werden, kündigte das Patriarchat am 10. Dezember an.

Die RumOK verbietet ihren Geistlichen öffentliche politische Aktivitäten. Vor den Parlaments- und Präsidentenwahlen veröffentlichte der Hl. Synod ein Statement, um an diese Regelung zu erinnern. Um die politischen Entscheidungen ihrer Gläubigen zu respektieren, seien Priester verpflichtet, während Wahlkampagnen neutral zu sein. Sie dürfen nicht öffentlich politisch agieren oder sich entsprechend äußern, ihre Meinung dürfen sie lediglich mit ihrem eigenen geheimen Wahlzettel ausdrücken. Laut einem synodalen Beschluss von 2008 dürfen Bischöfe, Priester, Diakone, Mönche und Nonnen sich nicht parteipolitisch engagieren, Mitglied einer politischen Partei oder einer vergleichbaren Organisation sein, in Parlamentswahlen kandidieren, Wahlkampagnen unterstützen oder öffentliche Ämter bekleiden. Bei Verstößen müssen sie zwischen ihrer politischen Karriere und ihrer geistlichen Mission wählen.

Zusätzlich betonte die RumOK in einem weiteren Statement ihren Einsatz für christliche Werte und die europäische Demokratie. Sie engagiere sich sehr für die „Gegenwart und Zukunft Rumäniens“, indem sie stetig „christliche und europäische Werte zugunsten des rumänischen Volks verteidigt und fördert“. Zudem bekräftigte sie ihr starkes Engagement für die EU-Mitgliedschaft Rumäniens. Abschließend wies sie darauf hin, dass die Rumänen „Freiheit und Einheit, Wohlstand und Stabilität“ bräuchten.

Die Evangelische Kirche A. B. in Rumänien empfahl ihren Gläubigen, aber auch allen Rumäninnen und Rumänen, „Parteien und Kandidaten zu wählen, die sich für eine demokratische Ordnung, den europäischen Weg Rumäniens und die Freiheit des Einzelnen einsetzen“. Diese Empfehlung begründete sie unter anderem mit den christlichen Werten der Freiheit und Toleranz. Sie zeigte sich überzeugt, dass die Wähler „zwischen einer Politik, die schädliche und extremistische Ideen vertritt, und einer, die die weitere Entwicklung Rumäniens innerhalb der Europäischen Union zum Ziel hat“, unterscheiden könnten. Deshalb habe sie trotz der „schwierigen Zeit, geprägt von Unruhe und Frustration“, Vertrauen in die Wählerinnen und Wähler. (NÖK)

Die Rumänische Orthodoxe Kirche und der Aufstieg der extremen Rechten in Rumänien

Ionut Biliuta zeigt die teils engen Verbindungen zwischen rechtsextremen politischen Kräften und Geistlichen in Rumänien sowie das historische faschistische Erbe in Teilen der Rumänischen Orthodoxen Kirche auf.