Griechenland: Bartholomaios für Intensivierung des interreligiösen Dialogs
08. November 2017
Die Verstärkung des interreligiösen Dialogs ist aus Sicht des Ökumenischen Patriarchen Bartholomaios I. Voraussetzung für die Wiederherstellung der friedlichen Koexistenz im Nahen Osten wie auch in anderen Krisenregionen. Die tragischen Ereignisse im Nahen Osten hätten im humanen, kulturellen, religiösen und Umweltbereich Verwüstungen angerichtet, für deren Überwindung ein Höchstmaß an Mobilisierung für interreligiöse Zusammenarbeit, die Heilung der seelischen Wunden und die Schaffung einer günstigen Atmosphäre für den Aufbau kreativer Koexistenz zwischen Religionen und Kulturen notwendig sei, sagte Patriarch von Konstantinopel zu Wochenbeginn bei einer zweitägigen internationalen "Konferenz für religiösen und kulturellen Pluralismus" in der griechischen Hauptstadt Athen.
Bartholomaios plädierte dabei nach Angaben des Pressediensts der Wiener Stiftung "Pro Oriente" neuerlich für die Herstellung eines "stabilen Kommunikations-Kanals" zwischen den Verantwortlichen der Religionsgemeinschaften, um einen wirksamen Beitrag zur Verhinderung und Beurteilung von Gewaltakten zu leisten, die sich auf angebliche religiöse Überzeugungen berufen. Dies sei um so wichtiger, als die aktuellen Herausforderungen "gemeinsame Verantwortung und solide Zusammenarbeit" verlangten.
Wenn der Dialog verneint oder abgebrochen wird, würden an dessen Stelle "monolithische Ideologien, totalitäre Regime, grausame Demagogie und letztlich Waffen, Zerstörung und Tod" treten, warnte der Patriarch von Konstantinopel. Ehrlicher Dialog dagegen könne den Lauf der Geschichte ändern. Die Intensivierung des interreligiösen Dialogs auf allen Ebenen unter Beachtung "früherer Fehlgriffe, heutiger Erfordernisse und künftiger Perspektiven" erscheine ihm daher vordringlich.
Freilich könne der interreligiöse Dialog nur dann wertvoll und wirksam sein, wenn es gelinge, den Gläubigen die Furcht zu nehmen, dass der Dialog zu "panreligiösem Synkretismus" führt, sagte der Patriarch. Zugleich müsse in überzeugender Weise dargelegt werden, wie wertvoll und notwendig gegenseitiger Respekt, Vergebungsbereitschaft, Nächstenliebe und Solidarität für gesellschaftlichen Zusammenhalt, Frieden, Wiederherstellung der Gerechtigkeit und Entmutigung eines fundamentalistischen Fanatismus in der sich rasch globalisierenden Gesellschaft sind, in der das Zusammenleben von Menschen unterschiedlicher Nationalität, Religion und Überzeugung unvermeidlich sei.
Wörtlich betonte der Ökumenische Patriarch bei der Konferenz in Athen: "Jede Tötung eines Menschen ist ein verabscheuungswürdiger Akt des Brudermords! Jeder Krieg ist ein Bürgerkrieg! Und wenn dies gar im Namen Gottes geschieht, ist dies die höchste Gotteslästerung". Da alle Menschen "von einem Blut" seien, sei jeglicher Rassismus unberechtigt und verdammenswert.
Eingangs hatte der Patriarch die Initiative der griechischen Regierung gewürdigt, deren Außenminister Nikos Kotzias mit der Konferenz schon zum zweiten Mal seit 2015 Verantwortungsträger aus dem östlichen Mittelmeerbereich zusammengerufen habe, um Wege zur Wiedergewinnung der friedlichen Koexistenz zu eröffnen. An dem Forum am 30./31. Oktober nahmen Regierungsvertreter und Religionsführer der gesamten Region teil.
Auch die Wiener Sozialethikerin Ingeborg Gabriel war im Rahmen ihrer Aufgabe als persönliche Vertreterin des derzeitigen OSZE-Vorsitzenden im Kampf gegen Rassismus, Fremdenfeindlichkeit und Diskriminierung, nach Athen gereist. Der Rektor des Österreichischen Hospizes in Jerusalem, Markus Stephan Bugnyar, moderierte bei der Konferenz einen Workshop zur Rolle der Medien zur Förderung des religiösen Pluralismus im Nahen und Mittleren Osten.
Der orthodoxe Patriarch von Jerusalem, Theophilos III., hob bei der Konferenz hervor, dass der Nahe Osten seit Jahrtausenden "zutiefst pluralistisch, sowohl in religiöser wie kultureller Hinsicht" ist, die historische Evidenz dafür sei eindeutig. Heute sei daher die wichtigste Frage, wie diese Realität des Pluralismus so gelebt werden kann, dass die Würde jedes Menschen und das Wohl der verschiedenen Gemeinschaften, die die nahöstliche Gemeinschaft ausmachen, respektiert wird. Der nahöstliche Pluralismus solle als Geschenk, nicht als Problem betrachtet werden.
Das Mosaik des Nahen Ostens stelle eine Synthese aus überlappenden und miteinander verzahnten Geschichtsnarrativen, Kulturen und Relígionen dar, unterstrich der Patriarch von Jerusalem. Diese Synthese habe über Generationen hinweg das Milieu der Koexistenz erzeugt. Friedliche Koexistenz könne es geben, wenn sie "dynamisch, nicht statisch" ist. Voraussetzung dafür sei wahrhafter gegenseitiger Respekt und die Überzeugung von der gemeinsamen Menschlichkeit und dem gemeinsamen Schicksal. Die dynamische Koexistenz sei im Nahen Osten lange vorherrschend gewesen. Heute gebe es aber "machtvolle Kräfte", die nicht auf der langen Geschichte dieser Lebensweise aufbauen, sondern "diese fundamentale Basis" des Lebens im Orient zerstören wollen.
Jerusalem bezeichnete der Patriarch als "großes Symbol und eindrucksvolle Verkörperung" der Koexistenz. Das stelle zugleich die Schönheit der heiligen Stadt dar, es sei ihre göttliche Berufung. Wörtlich betonte Theophilos III.: "Statt Jerusalem in diesem Licht zu unterstützen und als die Heilige Stadt zu präsentieren, die sie tatsächlich ist, gibt es Leute, die entschlossen sind, diese Stadt zu unterminieren. Wir vergessen, dass es nicht wir sind, die Jerusalem besitzen; Jerusalem besitzt uns".
Ohne religiösen und kulturellen Pluralismus wäre Jerusalem nichts, sagte der Patriarch. Ohne die Evidenz göttlich-menschlicher Begegnung an den Plätzen, die Juden, Christen und Muslimen heilig sind, ohne die Verschiedenheit der täglichen Erfahrung der Gottesverehrung in den verschiedenen Vierteln gäbe es das Jerusalem nicht, "das wir als die Heilige Stadt kennengelernt haben". Diese Wahrheit sei bekannt und doch werde vielfach gelebt und gearbeitet, um gegen diese Wahrheit vorzugehen. Das stelle mehr als eine Tragödie dar, es sei "eine Beleidigung der Menschheit und Gottes", so Theophilos III.
Es gehe darum, sich auf die "lebenspendende Dynamik" zu besinnen, die die "wahrhaft Basis" der friedlichen Koexistenz darstellt, betonte der Jerusalemer Patriarch. Nur dann könne man mit der Wiederherstellung des multikulturellen, multiethnischen und multireligiösen Mosaiks beginnen, das Jerusalem, das Heilige Land und der Nahe Osten darstellen. (Quelle: Katholische Nachrichtenagentur Kathpress, www.kathpress.at)
Bartholomaios plädierte dabei nach Angaben des Pressediensts der Wiener Stiftung "Pro Oriente" neuerlich für die Herstellung eines "stabilen Kommunikations-Kanals" zwischen den Verantwortlichen der Religionsgemeinschaften, um einen wirksamen Beitrag zur Verhinderung und Beurteilung von Gewaltakten zu leisten, die sich auf angebliche religiöse Überzeugungen berufen. Dies sei um so wichtiger, als die aktuellen Herausforderungen "gemeinsame Verantwortung und solide Zusammenarbeit" verlangten.
Wenn der Dialog verneint oder abgebrochen wird, würden an dessen Stelle "monolithische Ideologien, totalitäre Regime, grausame Demagogie und letztlich Waffen, Zerstörung und Tod" treten, warnte der Patriarch von Konstantinopel. Ehrlicher Dialog dagegen könne den Lauf der Geschichte ändern. Die Intensivierung des interreligiösen Dialogs auf allen Ebenen unter Beachtung "früherer Fehlgriffe, heutiger Erfordernisse und künftiger Perspektiven" erscheine ihm daher vordringlich.
Freilich könne der interreligiöse Dialog nur dann wertvoll und wirksam sein, wenn es gelinge, den Gläubigen die Furcht zu nehmen, dass der Dialog zu "panreligiösem Synkretismus" führt, sagte der Patriarch. Zugleich müsse in überzeugender Weise dargelegt werden, wie wertvoll und notwendig gegenseitiger Respekt, Vergebungsbereitschaft, Nächstenliebe und Solidarität für gesellschaftlichen Zusammenhalt, Frieden, Wiederherstellung der Gerechtigkeit und Entmutigung eines fundamentalistischen Fanatismus in der sich rasch globalisierenden Gesellschaft sind, in der das Zusammenleben von Menschen unterschiedlicher Nationalität, Religion und Überzeugung unvermeidlich sei.
Wörtlich betonte der Ökumenische Patriarch bei der Konferenz in Athen: "Jede Tötung eines Menschen ist ein verabscheuungswürdiger Akt des Brudermords! Jeder Krieg ist ein Bürgerkrieg! Und wenn dies gar im Namen Gottes geschieht, ist dies die höchste Gotteslästerung". Da alle Menschen "von einem Blut" seien, sei jeglicher Rassismus unberechtigt und verdammenswert.
Eingangs hatte der Patriarch die Initiative der griechischen Regierung gewürdigt, deren Außenminister Nikos Kotzias mit der Konferenz schon zum zweiten Mal seit 2015 Verantwortungsträger aus dem östlichen Mittelmeerbereich zusammengerufen habe, um Wege zur Wiedergewinnung der friedlichen Koexistenz zu eröffnen. An dem Forum am 30./31. Oktober nahmen Regierungsvertreter und Religionsführer der gesamten Region teil.
Auch die Wiener Sozialethikerin Ingeborg Gabriel war im Rahmen ihrer Aufgabe als persönliche Vertreterin des derzeitigen OSZE-Vorsitzenden im Kampf gegen Rassismus, Fremdenfeindlichkeit und Diskriminierung, nach Athen gereist. Der Rektor des Österreichischen Hospizes in Jerusalem, Markus Stephan Bugnyar, moderierte bei der Konferenz einen Workshop zur Rolle der Medien zur Förderung des religiösen Pluralismus im Nahen und Mittleren Osten.
Der orthodoxe Patriarch von Jerusalem, Theophilos III., hob bei der Konferenz hervor, dass der Nahe Osten seit Jahrtausenden "zutiefst pluralistisch, sowohl in religiöser wie kultureller Hinsicht" ist, die historische Evidenz dafür sei eindeutig. Heute sei daher die wichtigste Frage, wie diese Realität des Pluralismus so gelebt werden kann, dass die Würde jedes Menschen und das Wohl der verschiedenen Gemeinschaften, die die nahöstliche Gemeinschaft ausmachen, respektiert wird. Der nahöstliche Pluralismus solle als Geschenk, nicht als Problem betrachtet werden.
Das Mosaik des Nahen Ostens stelle eine Synthese aus überlappenden und miteinander verzahnten Geschichtsnarrativen, Kulturen und Relígionen dar, unterstrich der Patriarch von Jerusalem. Diese Synthese habe über Generationen hinweg das Milieu der Koexistenz erzeugt. Friedliche Koexistenz könne es geben, wenn sie "dynamisch, nicht statisch" ist. Voraussetzung dafür sei wahrhafter gegenseitiger Respekt und die Überzeugung von der gemeinsamen Menschlichkeit und dem gemeinsamen Schicksal. Die dynamische Koexistenz sei im Nahen Osten lange vorherrschend gewesen. Heute gebe es aber "machtvolle Kräfte", die nicht auf der langen Geschichte dieser Lebensweise aufbauen, sondern "diese fundamentale Basis" des Lebens im Orient zerstören wollen.
Jerusalem bezeichnete der Patriarch als "großes Symbol und eindrucksvolle Verkörperung" der Koexistenz. Das stelle zugleich die Schönheit der heiligen Stadt dar, es sei ihre göttliche Berufung. Wörtlich betonte Theophilos III.: "Statt Jerusalem in diesem Licht zu unterstützen und als die Heilige Stadt zu präsentieren, die sie tatsächlich ist, gibt es Leute, die entschlossen sind, diese Stadt zu unterminieren. Wir vergessen, dass es nicht wir sind, die Jerusalem besitzen; Jerusalem besitzt uns".
Ohne religiösen und kulturellen Pluralismus wäre Jerusalem nichts, sagte der Patriarch. Ohne die Evidenz göttlich-menschlicher Begegnung an den Plätzen, die Juden, Christen und Muslimen heilig sind, ohne die Verschiedenheit der täglichen Erfahrung der Gottesverehrung in den verschiedenen Vierteln gäbe es das Jerusalem nicht, "das wir als die Heilige Stadt kennengelernt haben". Diese Wahrheit sei bekannt und doch werde vielfach gelebt und gearbeitet, um gegen diese Wahrheit vorzugehen. Das stelle mehr als eine Tragödie dar, es sei "eine Beleidigung der Menschheit und Gottes", so Theophilos III.
Es gehe darum, sich auf die "lebenspendende Dynamik" zu besinnen, die die "wahrhaft Basis" der friedlichen Koexistenz darstellt, betonte der Jerusalemer Patriarch. Nur dann könne man mit der Wiederherstellung des multikulturellen, multiethnischen und multireligiösen Mosaiks beginnen, das Jerusalem, das Heilige Land und der Nahe Osten darstellen. (Quelle: Katholische Nachrichtenagentur Kathpress, www.kathpress.at)