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Griechenland: Kirche stellt sich gegen Einführung der gleichgeschlechtlichen Ehe

25. Januar 2024

Die Griechische Orthodoxe Kirche (GOK) hat sich erneut entschlossen gegen die gleichgeschlechtliche Ehe ausgesprochen, deren Einführung die griechische Regierung plant. Ihre Hierarchen trafen sich am 23. Januar 2024 zu einer Sondersitzung, um einzig dieses Thema zu besprechen. Die Hl. Synode der GOK sowie einige Bischöfe hatten schon im Dezember eine Einführung der gleichgeschlechtlichen Ehe verurteilt, als die Pläne der Regierung publik geworden waren. Auch die Gemeinschaft des Athos hatte ein Statement dazu veröffentlicht.

Die Bischöfe der GOK verurteilten die Pläne der Regierung einstimmig, insbesondere die Möglichkeit zur Adoption von Kindern durch gleichgeschlechtliche Paare. Sie warfen den Unterstützern des Gesetzesprojekts vor, „Vaterschaft und Mutterschaft abschaffen“ und in eine „neutrale Elternschaft“ verwandeln zu wollen. Damit würden sie der „sexuellen Wahl homosexueller Erwachsener“ Vorrang vor den „Interessen künftiger Kinder“ geben. Diese würden dazu „verdammt, ohne Vater oder Mutter in einer Situation von verwirrten Elternrollen aufzuwachsen“. Besorgt zeigten sich die Bischöfe auch über eine mögliche Anerkennung von Kindern von Leihmüttern im Ausland, da dies ein „Anreiz für die Ausbeutung verletzlicher Frauen“ sei. Das Gesetz „schafft nicht nur bioethische Regeln, christliche Werte und die griechische Familientradition ab, sondern verwirft auch die Rechte künftiger Kinder und die Rollen der Geschlechter als Elemente sozialer Kohäsion“ und dies betreffe „alle“, auch wenn sie gegen „christliche Ethik“ seien.

Die Bischöfe entschieden auch, in der Angelegenheit einen Brief an die Mitglieder des Parlaments zu schicken sowie ihre Position am 4. Februar in allen Kirchen verlesen zu lassen. Zudem verwiesen sie im Statement auf das Recht der Kirche auf Redefreiheit und erklärten, die Kirche sei verpflichtet, die Gläubigen zu informieren. Erzbischof Hieronymos (Liapis) von Athen, das Oberhaupt der GOK, forderte außerdem ein Referendum zu dieser Frage. Die Regierung lehnt aber ein Referendum ab, das griechische Volk drücke seine Meinung in Wahlen aus, indem es die Programme der Parteien akzeptiere oder ablehne, erklärte ein Regierungssprecher. Das Programm der konservativen Regierungspartei Nea Demokratia sei von einer großen Mehrheit gutgeheißen worden und darin sei eine Strategie betreffend LGBTQI*-Rechte enthalten gewesen.

Schon am 15. Januar hatte die Eparchialsynode von Kreta in einem eigenen Statement vor der Einführung der gleichgeschlechtlichen Ehe gewarnt. Die Kirche auf Kreta gehört zum Ökumenischen Patriarchat von Konstantinopel und ist administrativ unabhängig von der GOK. Auch sie befürchtet die Auflösung der „natürlichen Institution der Familie“, die zugunsten „einseitiger und Minderheitenansprüche“ neue „soziale Institutionen“ hervorbringen würde. Sie sieht ebenfalls die „fundamentalen Rechte von Kindern“, in einer Familie ohne „Verwirrung bezüglich elterlicher Identität“ aufzuwachsen, gefährdet.

Die Hl. Synode des Patriarchats von Konstantinopel, die viele Eparchien in Griechenland hat, wiederholte am 24. Januar ebenfalls ihre Ablehnung gleichgeschlechtlicher Ehen in einem Statement. Sie verwies dabei vor allem auf die bindende Entscheidung des Panorthodoxen Konzils von Kreta 2016, dass die Kirche ihren Mitgliedern die gleichgeschlechtliche Ehe und überhaupt jede Form des Zusammenlebens außerhalb der traditionellen Ehe verbietet. Auch die Albanische Orthodoxe Kirche äußerte sich zur Debatte im Nachbarland. In ihrem kurzen Statement verwies sie ebenfalls auf den Text zur Ehe des Panorthodoxen Konzils von Kreta. Was „gegen die Natur ist, kann nicht durch rechtliche Normen natürlich gemacht werden“, heißt es weiter.

Der Gesetzesentwurf, den Ministerpräsident Kyriakos Mitsotakis im Dezember ohne nähere Zeitangabe angekündigt hatte, wurde am 24. Januar veröffentlicht. Er ist auf der Regierungswebsite opengov.gr zugänglich und bis am 31. Januar für die öffentliche Konsultation verfügbar. In einer Kabinettssitzung stellte Mitsotakis den Gesetzesentwurf als Schritt in Richtung größerer sozialer Gleichberechtigung dar. Er würde „bestimmten Individuen zusätzliche Rechte zugestehen“, aber nicht die Rechte der Mehrheit beschneiden. Eine „Frage der Gleichberechtigung“ sollte nicht Spaltungen anheizen, gab er zu bedenken.

Die Vorlage wird vermutlich in den nächsten Wochen im Parlament diskutiert. Verschiedene Parlamentarier, unter ihnen auch Mitglieder der Regierungspartei, sind dagegen. Mit der Unterstützung von verschiedenen Oppositionsparteien sollte der Gesetzesentwurf aber verabschiedet werden können. Laut einer Umfrage befürworten 40,8 Prozent der griechischen Bevölkerung die rechtliche Gleichstellung der gleichgeschlechtlichen Ehe. 17 Prozent waren eher dafür, 39,8 Prozent dagegen. Für die Möglichkeit der Adoption durch gleichgeschlechtliche Paare waren 13 Prozent, weitere 28 Prozent waren unter Bedingungen dafür, während sich 55,2 Prozent dagegen aussprachen. Bei der Frage der Leihmutterschaft für gleichgeschlechtliche Paare befürworteten 15,6 Prozent diese, 12 Prozent eher, während 9,1 eher dagegen waren und 61,1 Prozent völlig dagegen.

2015 hatte die linke Syriza-Regierung zivile Partnerschaften für gleichgeschlechtliche Paare eingeführt. Das neue Gesetz geht weiter, indem es auch die Adoption von Kindern durch gleichgeschlechtliche Paare erlauben würde. Leihmutterschaft hingegen bliebe ausgeschlossen. (NÖK)